Philipp Büttner © Mirjam Michutta
Philipp Büttner © Mirjam Michutta

NEUES FEATURE
3 Fragen an ... Philipp Büttner

Für viele Musicalfans kam das sehr überraschend: Geradezu in einem fliegenden Wechsel hat Benét Monteiro als „Hercules“ das Feld für Philipp Büttner geräumt. Wie schnell und unerwartet dieses neue Engagement auch für Philipp kam, was es an Vorbereitung für die Figur bedarf und wie der persönliche Bezug zu seinen beiden Disney-Rollen Aladdin und Hercules aussieht, erzählt uns Philipp in unseren drei Fragen.

Wie sah dein Weg bis zur Premiere aus, und an welche Aspekte dieses Wegs wirst du dich wahrscheinlich immer erinnern?

Ich muss sagen, dass es mich tief bewegt hat und ich nicht damit gerechnet habe, so schnell nach Aladdin wieder eine so große Disney-Rolle zu bekommen. Es war eine riesige Überraschung und hat mich mindestens genauso berührt wie damals, als ich die Rolle von Aladdin erhielt, wenn nicht sogar noch mehr. Man könnte denken, dass es einfacher wird, je mehr große Rollen man spielt, aber das Gegenteil war der Fall.

Philipp Büttner als “Hercules” © Morris Mac Matzen

Meine Vorbereitungszeit war tatsächlich nur sehr kurz, sodass ich vieles eigenständig erarbeitet habe. Nach meinem letzten Engagement in Linz, wo ich “Robin Hood” gespielt habe, hatte ich eine Woche lang sehr produktive und intensive Proben. Es folgte ein Durchlauf des ersten und zweiten Akts, eine Generalprobe – und dann stand auch schon meine Premiere als Hercules an.

Was die Vorbereitung für Hercules besonders gemacht hat, war, dass ich mir schon in Linz einen Personal Trainer gesucht habe, der mich die drei Wochen vor Ort richtig hart trainiert hat. Zusätzlich habe ich meine Ernährung komplett umgestellt, weil ich für Hercules in Topform sein möchte. Ich wollte auf der Bühne auch optisch wirklich etwas hermachen. Der ganze Prozess war zwar stressig, aber auch unglaublich bereichernd, und ich konnte mich schnell in die Rolle einfinden.

Was mir definitiv in Erinnerung bleiben wird, ist, wie sehr ich mich mit dieser Rolle identifizieren kann. Ich hatte noch nie das Gefühl, dass es so viele Überschneidungen zwischen einer Rolle und meinem eigenen Leben gab wie jetzt. Diese Verbindung berührt mich tief und wird sicherlich lange in mir nachhallen.

Darüber hinaus wird mir das Lied „Endlich angekommen“ immer in Erinnerung bleiben – einer der schönsten Songs, den man im Musical überhaupt singen kann. Die Möglichkeit, dieses Lied jeden Abend auf der Bühne zu performen, ist einfach unglaublich erfüllend.

Was sind deine persönlichen Erinnerungen/Assoziationen zu „Hercules“ – sei es zur Musik, den Figuren, oder zum Moment, als du den Film zum ersten Mal gesehen hast?

Ich kann mich noch sehr gut an den Disney-Film erinnern! Er kam genau zu der Zeit heraus, als ich im perfekten Disney-Alter war – ich bin ja 1991 geboren. Besonders die Musik hat mich schon damals einfach umgehauen. Als großer Whitney Houston-Fan haben mich die Musen mit ihren souligen, gospeligen Songs und kraftvollen Stimmen total begeistert. Die Lieder waren genau mein Geschmack und haben einen großen Eindruck bei mir hinterlassen.

Philipp Büttner © Konstantin Zander

Auch die Message, die die Geschichte vermittelt, hat mich besonders berührt: Dass man ein Held nicht dadurch wird, dass man der Stärkste ist, sondern dadurch, dass man ein großes Herz hat. Es geht darum, ein guter Mensch zu sein und nicht nur um körperliche Kraft. Diese Botschaft fand ich schon damals unglaublich toll und inspirierend.

Das setzt sich im Musical fort: Wenn ich die Möglichkeit hätte, mit einem meiner Kolleg:innen zu tauschen, wäre ich gerne eine der fünf Musen. Diese Musik erfüllt mich einfach vom Herzen – ich liebe den Soul, den Gospel und die kraftvollen hohen Frauenstimmen. Es ist genau die Art von Musik, die mich begeistert und die ich schon seit meiner Kindheit liebe. Ihr könnt euch vorstellen, dass jedes Mal, wenn die Musen auf der Bühne sind, irgendwo Philipp hinter der Bühne steht und lautstark mitsingt. Egal ob es für mich eigentlich zu hoch ist. Das wäre definitiv mein liebster Rollentausch – einfach, weil diese Musik mich so sehr inspiriert und erfüllt und meine Kolleginnen das wirklich unglaublich machen.

„Hercules“ ist nach „Aladdin“ nun dein zweiter Disney-Prinz. Wo liegen in deiner Interpretation der Figuren Überschneidungen und wo legst du sie komplett anders aus? 

Natürlich gibt es einige Unterschiede zwischen Aladdin und Hercules. Aladdin ist ein Waisenkind, das ohne Eltern auf der Straße aufwächst, was ihn in eine schwierige materielle Lage bringt. Trotzdem hat er im Musical durch seine drei Freunde Anschluss und Gemeinschaft. Hercules hingegen hat seine Adoptiveltern und kommt aus einem liebevollen Zuhause, aber er fühlt sich trotzdem fehl am Platz, weil er von den anderen nicht akzeptiert wird. Sein Problem ist weniger materiell, sondern vielmehr emotional – er sucht nach Zugehörigkeit und seiner eigenen Identität. Auch wenn es Parallelen zwischen den beiden Charakteren gibt, wie den Wunsch, mehr aus ihrem Leben zu machen und die Herausforderung, sich zu beweisen, sind ihre inneren Kämpfe sehr unterschiedlich. Aladdin kämpft mit der Frage, wie er aus seiner schwierigen Lage herauskommt, während Hercules sich mit Selbstzweifeln und der Suche nach einem Ort, an dem er dazugehört, und seinem wahren Selbst auseinandersetzt.

Was mich persönlich betrifft, identifiziere ich mich viel stärker mit Hercules. Ich bin bei liebevollen Eltern aufgewachsen, ähnlich wie Hercules, und habe wie er erlebt, wie es ist, nicht immer der Beliebteste zu sein – gerade als Junge, der gerne singt und tanzt. Ich kenne das Gefühl, anders zu sein und sich nach Akzeptanz zu sehnen. Auf der anderen Seite habe ich, genau wie Hercules, hart gearbeitet, um in meinem Beruf Erfolg zu haben, und jetzt bewundern die Leute, was ich erreicht habe. Diese Parallelen haben mich wirklich überrascht, und mir wurde erst während der Arbeit an der Rolle bewusst, wie sehr ich mich mit Hercules auf einer tiefen, persönlichen Ebene identifiziere – mehr als mit irgendeiner Rolle zuvor.

Philipp Büttner ist ab sofort als Erstbesetzung in Hamburgs Stage Theater Neue Flora zu sehen, wo das Musical „Hercules“ noch mindestens bis Mai 2025 gezeigt wird. Ein Transfer des Stücks auf englischer Sprache ans Londoner West End ist bereits angekündigt.

 
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