Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) |
Musical- und Gruselfans kommen in der Halloweennacht beim alljährigen Mitternachtsball nach einer Idee von Andreas Luketa und Markus Tüpker voll auf ihre Kosten. Dieser sehr kurzweilige und abwechslungsreiche sechsstündige Musicalmarathon lebt von Musicalhits, die von Koryphäen ihres Genres interpretiert und hervorragend von der siebenköpfigen Live-Band unter der Leitung Christoph Böneckers begleitet werden. So kommt das Bühnenspektakel auch im siebten Jahr weitgehend ohne Chi-Chi in der Optik aus und ist dennoch alles andere als enttäuschend: Der eigentliche Star des Abends ist die Musik.
Sämtliche vorgestellte Musicals werden vom quirligen Andreas Bieber anmoderiert und inhaltlich knapp umrissen. So werden die Songs nicht zusammenhangslos präsentiert, auch wenn nur einzelne Titel aus einem Stück interpretiert werden. Lieder aus „Frozen“ („Monster“) oder dem ganz neuen, sich noch in der Entstehungsphase befindlichen Stück „Undeath Valley“ („Hot Air Balloon“) werden in einen Kontext gebracht, der neugierig auf das entsprechende Stück macht. Sieben Musicals werden aufwendiger in Szene gesetzt und musikalisch wie szenisch nachgezeichnet. Ein Partyblock rundet die Show im Finale ab.
Für die Titel aus „Die Zauberflöte“ („Rache ist süß“ und „Ohne dich“) werden vorgefertigte Playbacks genutzt – ansonsten wird der gesamte Abend live von der siebenköpfigen Band unter der musikalischen Leitung von Christoph Bönecker begleitet. Eine Meisterleistung der Musiker wie auch Böneckers, die viel Konzentration und Präzision verlangt! Der Sound ist für die Livemusik optimal abgemischt, sodass das Publikum mit einem wahren Hörgenuss verwöhnt wird. Hinzu kommt, dass die Besetzung der gesanglichen Parts durchgehend hochkarätig ist: 24 Sängerinnen und Sänger geben sich die Ehre, darunter Größen wie Jan Ammann, Chris Murray, Carin Filipčić und David Arnsperger.
Die Choreographien von Yara Hassan setzen oft weniger auf Raffinesse in der Schrittfolge, denn mehr auf Wirkung und die Bereitstellung einer menschlichen Kulisse, in der die in den Songs abgebildeten Szenen stattfinden. Auf- und Abgänge werden koordiniert, „Der kleine Horrorladen“ hat somit tatsächlich seinen Schauplatz in der ärmlichen „Skid Row“, wie die Kostüme des achtköpfigen Ensembles abbilden. Eine schöne Showtanz-Choreographie gibt es jedoch im Finale zu „Bad Romance“ im Partyblock zu bewundern.
Die Kostüme sind grundsätzlich auf ein Nötigstes an Aufwand beschränkt, ebenso wie Bühnenbild und weitere Requisiten. Die Darbietung der Songs und ihrer Storys werden jedoch unter der Regie von Yara Hassan und Maria Fischer halbszenisch interpretiert, sodass die Titel den Zuschauer emotional abholen und gleichsam im Kontext ihre Wirkung entfalten. Höhepunkt der optischen Inszenierung ist schließlich im letzten Block „The Rocky Horror Picture Show“, bei der z.T. absurd frivole wie sexy Outfits zur Schau gestellt werden.
Musikalische Highlights gibt es reichlich, angefangen mit den Interpretationen der Titelsongs von „Das Phantom der Oper“ und „Love Never Dies“, die – jeweils mit doppelter Rollenbesetzung des Phantoms (Jan Ammann und David Arnsperger) und Christines (Froukje Zuidema und Misha Kovar) – direkt zu Beginn der Show unter die Haut gehen.
Lina Kropf begeistert vor allem in der Rolle der traumatisierten „Carrie“, in der sie einerseits sehr zerbrechlich wirkt, andererseits mit Gefühl und Spannung ein starkes Spiel auf die Bühne bringt. Carin Filipčić in der Rolle ihrer Mutter trifft mit Kälte, schneidender Brutalität und großer Stimmgewalt mitten ins Herz und stellt den Psycho-Kick des Abends sicher.
Lebendig-beschwingt geht es dann in „Der kleine Horrorladen“ zu: Maximilian Vogel verleiht seinem Zahnarzt das gewisse irre Etwas während Michaela Schober und Dennis Henschel als Audrey und Seymour bei „Im Grünen irgendwo“ und „Jetzt hast du Seymour“ einander anschmachtend den angedeuteten Irrsinn dieser Geschichte wieder beruhigen.
Im zweiten Akt geht es aufgrund der Playbacks zu „Die Zauberflöte“ ein wenig mit angezogener Handbremse weiter, was jedoch keineswegs an Misha Kovars bzw. Chris Murrays eindrucksvollen Interpretationen der Songs liegt.
Vom Zusammenschnitt zu „Elisabeth“ lässt sich der Zuschauer schnell in seinen Bann ziehen. Jan Ammann und Sascha Krebs treten zwischenzeitig gemeinsam in der Rolle des Todes auf. Sie umschmeicheln, umwerben und bedrängen mit Nachdruck rollendeckend Marle Martens als Elisabeth („Wenn ich tanzen will“) wie auch Andreas Bieber und Kevin Koehler als Rudolf („Die Schatten werden länger“). Filippo Strocchi als Lucheni schmettert charismatisch, jedoch wie vom Wahn angetrieben „Milch“ gemeinsam mit dem Ensemble. Das berührende „Ich gehör‘ nur mir“, das Carin Filipčić und Marle Mertens als Duett vortragen, beeindruckt durch die kleine, jedoch wirkungsvolle Choreographie, in der die junge Elisabeth ihrem Alter Ego begegnet und mit diesem gemeinsam auch stimmlich erstarkt.
Chris Murray beherrscht das Potpourri, das aus „Jekyll & Hyde“ zusammengestellt ist: Mit Bravour verkörpert er den gespaltenen Charakter Dr. Jekyll/Mr. Hyde und beeindruckt sowohl im Schauspiel als auch im Spiel mit verschiedenen Stimmfarben der ihm zugeschriebenen Charaktere. Hier gruselt es auch den letzten Zuschauer oben auf der Empore!
Der dritte Akt wird mit einem Einblick in „Der Besuch der Alten Dame“ eingeleitet. Wieder ist es Carin Filipčić, die durch ihre starke Darstellung einer gefallenen Persönlichkeit gepaart mit außerordentlicher Stimmgewalt imponiert.
Beherrscht wird der dritte Akt von einem großen Block zu „Tanz der Vampire“, das schließlich als Namensgeber des „Mitternachtsballs“ zu verstehen ist. Durch den Zuschauerraum geht bereits beim Opening „He, Ho“ ein Raunen. Kevin Koehler, der den Alfred mimt, überzeugt durch enorm starke Präsenz und kann es mit den Vampircharakteren offensichtlich aufnehmen. Zudem harmoniert er mit Froukje Zuidema als Sarah besonders gut, auch wenn diese sich schließlich von zwei Interpreten des Grafen von Krolock, namentlich Jan Ammann und Filippo Strocchi, verführen lässt („Totale Finsternis“). Vor allem Ammann besticht in der Rolle des Grafen mit seinem außergewöhnlich dunklen Timbre, wodurch er auch bei „Die unstillbare Gier“ aus dem Männerquartett mit Sascha Krebs, Filippo Strocchi und David Arnsperger hervorsticht. Zweifelsohne stellt „Die unstillbare Gier“ in diesem besonderen Arrangement den musikalischen Höhepunkt der gesamten Show dar, wenn auch der vierte Akt noch eine Steigerung verschiedener Showelemente mit sich bringt:
Nach der dritten und letzten Pause des Abends trumpft das Ensemble noch einmal mit einem Abriss der „Rocky Horror Picture Show“ richtig auf. Schräge Kostüme, lasziv durchchoreographierte Bilder und viel schlüpfrig-erotische Atmosphäre werden zu den Rockklängen der Partitur auf die Bühne gebracht. Das Publikum tobt und setzt sich beim Party-Mix-Block gar nicht erst wieder hin. Die Musicalstars lassen sich noch einmal gebührend feiern, bevor sich der Theatersaal um halb zwei in der Nacht nach einer sehr gelungenen Show dann doch rasch leert.
Unbedingte Empfehlung: Frühestmöglich Karten für den kommenden Mitternachtsball im neuen Jahr sichern!
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
KREATIVTEAM |
---|
Musical Director | Christoph Bönecker |
Choreographie | Yara Hassan |
Regie | Yara Hassan Maria Fischer |
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
CAST (AKTUELL) |
---|
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
GALERIE |
---|
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
TERMINE |
---|
keine aktuellen Termine |
---|
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Galerie | Termine | Termine (Archiv) | |||
TERMINE (HISTORY) |
---|
Do, 31.10.2024 19:30 | Theater am Marientor, Duisburg | Premiere |