1. Schlosskonzert: Katharine Mehrling singt Piaf © Susanne Reichardt
1. Schlosskonzert: Katharine Mehrling singt Piaf © Susanne Reichardt

Katharine Mehrling singt Piaf (seit 06/2024)
Nikolaisaal, Potsdam

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Das Theater Heidelberg veranstaltet im Rahmen der Schlossfestspiele eine Reihe von Schlosskonzerten. Die große Saisoneröffnung bestreitet Katharine Mehrling, die in eine von Deutschlands wohl bekanntesten Schlossruinen geladen wurde, um mit dem dreimalig stattfindenden Chansonabend „Mehrling singt Piaf“ den ‚Spatz von Paris‘ zu zelebrieren. Die stimmgewaltige und charismatische Künstlerin und das fantastische Heidelberger Philharmonische Orchester kreieren zusammen einen magischen Abend, der seinesgleichen sucht.

Dass eine Freilichtveranstaltung wegen schlechtem Wetter abgesagt wird, ist in den durchwachsenen deutschen Sommern keine Seltenheit. Um diesem Schicksal zu entgehen, hat das Theater Heidelberg neben dem malerischen und dramatisch ausgeleuchteten Schlosshof, auf dem die Konzerte und Bühnenstücke eigentlich gegeben werden, den Königssaal innerhalb des Palastes zur Ausweichstätte erkoren. Ein organisatorischer Kraftakt, die Veranstaltungen kurzfristig umzulegen und mehrere hundert Zuschauer ins Innere des ehrwürdigen Gemäuers zu bugsieren – aber ein lobenswertes und respektvolles Unterfangen, das bei Mehrlings drittem und letzten Konzert eingesetzt werden muss. Während die Pressefotos zur Veranstaltung die Sängerin und das über 40-köpfige Orchester vor den historischen Gemäuern unter freiem Himmel zeigen, wird die hier besuchte Vorstellung im Königssaal gegeben. Was für ein Gewinn und ein wahrhaft einmaliges Erlebnis!

Das schier ausufernde und bis ins kleinste Instrument fantastisch bestückte wie besetzte Orchester unter der virtuosen Leitung von Dietger Holm nimmt die gesamte Breite des Saales ein; das Auditorium ist bis auf die letzten Meter gefüllt. Die Akteure sind zum Greifen nah und die Musik erfüllt den Raum mit einer so überwältigenden Akustik, dass das Publikum sichtlich berührt wirkt. Die kraftvolle Orchestrierung, die mit Enrique Ugartes Arrangements eine enorme Tiefe, Dynamik und Nuanciertheit an den Tag legt, lässt das Publikum inmitten der Musik mitfließen – sie scheint von allen Seiten zu schwingen und die Zuschauer einzuhüllen. Dieses Gefühl zieht sich durch den Abend, in dem eine gefühlvolle Melodie wie „La vie en rose“ oder „Hymne à l’amour“ nahezu schwebend in die nächste übergeht und viele dramatische, gar epochale Klänge wie „La foule“ oder „Les blouses blanches“ die verschiedensten Emotionen hervorrufen: Das Publikum staunt verblüfft nach „L’Accordéoniste“, im nächsten Moment kullern Tränen der Rührung bei „Non, je ne regrette rien“. Immer wieder geht die Masse beschwingt mit bei den schmissigen Melodien von „Milord“ über „Padam“ bis „Mon manège à moi“, klatscht und jubelt bei „Sous le ciel de Paris“, um im nächsten Moment in den hochsentimentalen Streicherklängen von „Si tu partais“ und „Mon dieu“ zu schwelgen und danach in den dramatischen Chansons voller Bass- und Paukendröhnen vor lauter Bombast, wie bei „Bravo pour le Clown“ den Schlussapplaus beinahe zu verpassen. Wie eine makellose Tontechnik und die perfekte Raumakustik die Wirkung von Musik potenzieren kann, zeigt dieser Abend eindrucksvoll.

Das Orchester wirkt wie ein Katalysator für den Star des Abends: Katharine Mehrling beweist mit ihrem Liederzyklus ihre Stimmgewalt auf beeindruckende Weise: Ihr Timbre scheint mit dem der Piaf zu verschmelzen, ohne die ikonische Chanteuse jemals zu kopieren: Mehrling gelingt es, den zeitlosen und emotional wie musikalisch facettenreichen Liedern Piafs großen Esprit zu verleihen und sie durch ganz eigene Phrasierungen, jazzige Stimmführung und zahllose harmonische Riffs mit einer ganz eigenen Handschrift zu versehen. Mehrling singt Gassenhauer und Kleinode gleichermaßen mit Leib und Seele, erzählt die Geschichten von Liebe, Tod, Wahnsinn, Leidenschaft, Trauer und allen Gefühlen dazwischen mit interpretatorischer Tiefe, schauspielerischer Exzellenz und einem merklich tiefgreifenden Gefühl für die Materie und für die von ihr so verehrte Edith Piaf. Ganz im Gegensatz zu ihrem  Paradeprogramm „Piaf au Bar“, das durch seine ruhige und intime Atmosphäre lebt und in dem sie die Lieder mit minimaler musikalischer Begleitung ganz unprätentiös singt, klingen Mehrlings Interpretationen der Chansons und Balladen durch die musikalische Verstärkung durch das Heidelberger Philharmonische Orchester so ergreifend und groß wie auf dem Jahrhundertkonzert einer Diva von Weltniveau.

Mehrling malt jedes Lied, die Sprache transzendierend, mit erzählenden Blicken, vielsagender Mimik und theatralischer Gestik aus. Die Chansons leitet die Sängerin mit gefühlvollen und charmanten Anekdoten und einem träumerischen Duktus über das Leben der Piaf, ihre Verbindung zur Welt des französischen Weltstars, die ergreifenden Aussagen einzelner Lieder und das Menschsein, was alles miteinander verbindet. Das Publikum lässt sich mit Mehrling im Moment der Musik mitreißen, sodass die 16 Chansons von Piaf wie im Flug vergehen.

Vassily Dück ist Mehrlings Akkordeonvirtuose, der den Songs den ikonischen Klang verleiht: Mit geschlossenen Augen fühlt sich der Zuhörer durch Dücks begeisterndes Spiel in die Avenues von Paris versetzt und sieht die Welt für ein paar Stunden durch Piafs Augen. Seine Musik bereichert den vollen Klang des Orchesters ungemein – Dück, Mehrling und Holm harmonieren musikalisch auf höchstem Niveau und lassen den Wunsch aufkeimen, diese einmalige musikalische Kombination mit nach Hause nehmen zu können. So bleibt dem Publikum ein unvergesslicher und zutiefst bewegender Konzertabend in Erinnerung, nachdem ‚La Mehrling‘ nicht nur ihr „Herz in Heidelberg verloren“ hat, sondern auch das Herz des Heidelberger Publikums dieser Ausnahmesängerin gehört.

 
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KREATIVTEAM
Musikalische LeitungDietger Holm
Johannes Zurl
 
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CAST (AKTUELL)
GesangKatharine Mehrling
AkkordeonVassily Dück
Musikalische Begleitung
(Orchester-Variante)
Philharmonisches Orchester Heidelberg
Brandenburger Symphoniker
Musikalische Begleitung
(Piano-Variante)
Ferdinand von Seebach
 
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TERMINE
Fr, 14.03.2025 20:00Nikolaisaal, Potsdam
 
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 28.06.2024 20:30Schlosshof, Heidelberg
Sa, 29.06.2024 20:30Schlosshof, Heidelberg
So, 30.06.2024 20:30Schlosshof, Heidelberg
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