Beinahe genau vor zwei Jahren haben wir uns mit Musicaldarsteller und Regisseur Chris Murray zu einem Interview getroffen und mit ihm über seinen Umgang mit der Pandemie und die Auswirkungen auf seine Arbeit gesprochen. Kurz bevor Frank Wildhorns „Artus“ im Parktheater Plauen und später auch in Zwickau – mit Chris Murray auf der Bühne und im Regiestuhl – Premiere feiern wird, hatten wir die Gelegenheit, mit ihm über Kritiker, Traumrollen und seine Arbeit als Regisseur zu plaudern.
Mit Ausnahme von „Jekyll & Hyde“ finden sich die Stücke von Frank Wildhorn eher selten auf den Bühnen hierzulande. Du hast sowohl bei der deutschsprachigen Erstaufführung von Wildhorns „The Scarlet Pimpernel“ als auch bei „Dracula“ (erst als „van Helsing“ und später auch in der Titelrolle) sowie in mehrere „Jekyll & Hyde“-Inszenierungen die Titelrollen übernommen. Jetzt kommt Merlin in der Plauener Inszenierung von „Artus“ dazu. Was reizt dich an diesen Stücken und gibt es weitere Rollen in einer Wildhorn-Show, die du auf deiner persönlichen Wunschliste hast?
Die Stücke von Frank Wildhorn haben mich fast meine gesamte Karriere begleitet und das sehe ich als Segen an. Er schreibt großes – fast könnte man sagen opernhaftes – Musical mit der heutigen musikalischen Sprache, das sehr auf den außer-amerikanischen Markt gerichtet ist. Seine Beziehung zu den New Yorker Broadway-Kritikern ist – sagen wir es mal galant – überraschend konfliktreich und mit sehr vielen Vorurteilen belastet. Ich habe dort Kritiken gelesen, die in ihrer Lust ihn niederzumachen wie eine Parodie scheinen.
In Europa und dem asiatischen Raum hat er nicht solche Probleme: Er schreibt große, abendfüllende Drama-Musicals, die sehr gut beim Publikum ankommen. Und dies auch zu Recht. Mit „Dies ist die Stunde“ aus „Jekyll & Hyde“ landete er einen Welthit, von dem andere Komponisten nur träumen. Alle seine Stücke sind einem jeweils eigenen Stil verschrieben, ohne dass Wildhorn seinen persönlichen Stil verrät. Es ist immer Wildhorn herauszuhören, obwohl er von keltisch-historisierenden Klängen bis Jazz alles verarbeitet. Es macht Spaß, das zu performen und als Regisseur zu leiten.
Ich hoffe, dass „Der Graf von Monte Christo“ noch auf mich zu kommt, aber ich freue mich auf jede Herausforderung.
Nach „Jesus Christ Superstar“ in Stralsund und Brandenburg und „Titanic“ in Pforzheim wird „Artus“ im Theater Plauen-Zwickau nun schon deine vierte Regiearbeit sein, bei der du zusätzlich auch noch auf der Bühne stehst. Wie bereitest du dich auf diese Mammut-Aufgaben vor? Und wie sieht deine Zusammenarbeit mit deinem Co-Regisseur Horst Kupich bei „Artus“ aus?
Ich glaube es wäre vermessen, die Leistung der Kollegen beurteilen zu wollen, wenn man neben ihnen auf der Bühne steht. Es ist eine andere Wahrnehmung von vorne oder mitten drin zu stehen. Deswegen brauche ich, wenn ich selbst auch auf der Bühne stehe, immer einen Co-Regisseur um mich und die Sache zu beurteilen. Die Arbeit mit dem Operndirektor Horst Kupich als Co-Regisseur ist eine wunderbare, vertrauensvolle Zusammenarbeit gewesen, bei der ich sehr viel von ihm lernen durfte und wir diese Mammut-Produktion vertrauensvoll gemeinsam auf die Bühne gebracht haben. Wir haben viel gelacht und auch gekämpft, um die Sache in einer klaren, spannenden Erzählweise zu zeigen. Ich bin sehr dankbar für seine Energie und die Zusammenarbeit.
Wieviel Merlin steckt in Chris Murray und wieviel Chris Murray in Merlin?
Wieviel Merlin steckt in mir? Ach du Schreck! Ich versuche so gut wie möglich ‚ich‘ zu sein auf der Bühne, da ich das am besten beherrsche, und das dann durch die Linse der Figur in der Situation zu filtern. Heraus kommt hoffentlich kein Charakter, der nur posiert und herumläuft, sondern eine glaubhaft gelebte Figur, mit der das Publikum mitfiebern und erleben kann, wie sie ihren Weg geht.
Ich weiß natürlich, dass ich nicht Merlin bin und das Publikum weiß es auch. Aber wenn wir beide uns vertrauen und ehrlich sind in unserer Art, dann glaube ich, dass wir ein bisschen von dem Zauber des Merlins, den wir alle in uns haben, einfangen und auf eine Reise nach Camelot gehen können, um der Welt wieder Hoffnung zu geben. Wie sagt Merlin im Stück so gut: „Euch nicht allen bekannt, doch im Herzen verwand, ich bin Merlin, der alles einst heilt“ – und so geht die Geschichte des Musicals los mit Merlin als Reiseführer und die Fantasie und Herzen der Zuschauer als Passagiere… Schauen wir mal ob es klappt!
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