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Es kommt nicht oft vor, dass ein erfolgreiches, vielfach preisgekröntes Broadway-Musical erst nach Deutschland – und dann auch noch an ein verhältnismäßig kleines Stadttheater – kommt und erst ein Jahrzehnt später im europäischen Musical-Mekka London zu sehen ist. „Next to Normal“ ist so ein Stück. Zehn Jahre nach seiner deutschsprachigen Erstaufführung hat sich jetzt das Original-Team für ein „Reunion-Konzert“ mit Songs und Anekdoten wieder in Fürth getroffen und schafft es, innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde den Zauber, den das Musicals damals ausgemacht hat, wiederherzustellen.
Mehr als die sieben Künstlerinnen und Künstler, die Band und den durch den Abend führenden Regisseur und Übersetzter Titus Hofmann braucht es nicht. Das Licht im Theatersaal geht aus, von der Seite betritt Pia Douwes die Bühne und eröffnet auf der halbdunklen Bühne mit dem Prolog aus „Next to Normal“ den Abend und beinahe ist alles, als wäre zwischen diesem Abend und der letzten Show in Fürth keine Zeit vergangen.
Sowohl optisch als auch stimmlich sind alle an dieser Reunion beteiligten Darstellerinnen und Darsteller gereift. Damals wie heute liefern sie Standards in der Interpretation ihrer Rollen, obwohl sie jetzt nicht mehr in einer szenischen Inszenierung agieren, sondern nebeneinander an Notenpulten sitzen und stehen. Sabrina Weckerlin ist immer noch die sich hinter einer pubertären „Dauer-Angepisstheit“ versteckende, zutiefst verunsicherte Tochter Nathalie, Thomas Borchert der alles weglächelnde und nur in wenigen Momenten seine Traurigkeit durchblitzend lassende Vater und Ehemann Dan – und Pia Douwes die von ihrer bipolaren Störung gebeutelte Mutter Diana, um die sich alles dreht in höchster Perfektion.
Hinter der Cast sitzt die Band, ebenfalls in Originalbesetzung unter der Leitung von Christoph Wohlleben. Sie bringt die Musik, die Tom Kitt für „Next to Normal“ erdacht hat, mit dem notwendigen Druck und in guter technischer Aussteuerung über die Rampe. Einige Szenen werden, durch die auch in der szenischen Inszenierung verwendeten Projektionen ergänzt. Oft werden optisch stimmungsvolle Momente aber auch nur durch die geschickt eingesetzte Lichtregie geschaffen.
Titus Hofmann führt mit nicht zu übersehendem Stolz charmant durch den Abend, erzählt gemeinsam mit den Darstellern Anekdoten aus der Zeit des Castings, aber auch darüber, wie sie heute alle auf die Show blicken. Dominik Hees spricht beispielsweise davon, wie sich sein Blick aufs Leben und seine Familie nach überstandener Krankheit verändert hat, Sabrina Weckerlin wie sie sich eher spontan für die Audition entschieden hat, nachdem ihr eine Freundin eigentlich davon abgeraten habe. Allen gemein ist, dass zu jeder Zeit zu spüren ist, dass hier nicht nur Kollegen auf der Bühne stehen, die mal vor einigen Jahren eine Show gemeinsam gemacht haben, sondern Freunde, die ähnlich wie die thematisierte Familie Goodman einige tiefe Täler im Leben gemeinsam durchschritten haben. Wenn sich Sabrina Weckerlin und Dominik Hees zum Ende von der letzten „Hey“-Reprise lange und fest umarmen, kommen nicht nur den beiden auf der Bühne die Tränen, so dass sich bei der anschließenden Gesprächs-Sequenz mit Titus Hofmann das gesamte Ensemble erstmal sammeln muss.
Im Mittelpunkt stehen aber natürlich die Story und die Musik von „Next to Normal“. In dieser konzertanten Fassung finden alles Songs der Show in chronologischer Reihenfolge ihren Platz. Dialogszenen und Reprisen wurden größtenteils gestrichen und werden durch die Moderation erzählt. Somit ist möglich, der Geschichte auch ohne weitere Vorkenntnisse zu folgen. Während die anderen Figuren, die gerade keinen Song interpretieren im Halbdunkel sitzen, ist einer der Spots beinahe die ganze Zeit auf Pia Douwes gerichtet, um deren Figur Diana sich die Geschichte dreht. In ihrer ausdrucksstarken und berührenden Mimik lässt sich die gesamte Geschichte, jede Emotion, jeder Zweifel und jede Hoffnung auf Besserung im wahrsten Sinne des Wortes ablesen. Stimmlich ist Pia Douwes nach ihrer Auszeit von der Bühne wieder komplett zurück. Nach wie vor beherrscht sie es sich Songs dermaßen zu eigen zu machen, dass der Eindruck entsteht, sie seien direkt für sie und ihre besondere Stimmfarbe geschrieben zu sein.
Die Rolle des Familienvaters Dan wird in der konzertanten Version von den beiden Darstellern Thomas Borchert und Felix Martin übernommen, die in unterschiedlichen Spielzeiten der Inszenierung diese Rolle übernommen haben. Dadurch entsteht die Möglichkeit, zu erleben, wie ein und dieselbe Figur in der gleichen Inszenierung doch verschieden interpretiert werden kann. Während Thomas Borcherts Dan so lange wie möglich die Fassade der perfekten Familie aufrechterhalten will, legt Felix Martin seine Rolle deutlich besorgter um das Schicksal seiner Familie an. Sowohl Thomas Borchert als auch Felix Martin sind in der besuchten Premiere stimmlich bestens aufgelegt.
Bei den „jungen“ Figuren auf der Bühne entsteht im besten Sinne der Eindruck, dass ihre Darstellerin bzw. Darsteller in den letzten Jahren erwachsen geworden sind. Nicht nur optisch verändert, sondern auch stimmlich gereifter präsentieren sich Dominik Hees als in Nathalie verliebter Henry und Dirk Johnston als Gabe, der Sohn, den Diana immer noch in ihren Wahnvorstellungen am Leben wähnt. In der Rolle der Nathalie interpretiert Sabrina Weckerlin ihre Songs – insbesondere „Superboy und seine Schwester aus Glas“ – mit einem schier nicht enden wollenden Stimmvolumen. Ramin Dustdar gibt seinen Rollen Dr. Fine und Dr. Madden so viel Profil, dass die beiden eher kleineren Charaktere trotzdem im Gedächtnis bleiben.
Mit einer Videobotschaft von Tom Kitt wird das Publikum nach dem Wiedersehen mit der Familien Goodman in die Nacht entlassen. Zurück bleibt – passend zur Weihnachtszeit – das wohlige Gefühl, das sich einstellt, wenn alte Bekannte nach langen Jahren wieder zusammengekommen sind. Und das Gefühl, Teil von etwas ganz Besonderem gewesen zu sein.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Christoph Wohlleben |
Moderation | Titus Hoffmann |
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CAST (AKTUELL) |
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mit | Thomas Borchert Pia Douwes Ramin Dustdar Dominik Hees Dirk Johnston Felix Martin Sabrina Weckerlin |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Do, 14.12.2023 19:30 | Stadttheater, Fürth | Premiere | |||||||
Fr, 15.12.2023 19:30 | Stadttheater, Fürth | ||||||||
Sa, 16.12.2023 19:30 | Stadttheater, Fürth | ||||||||
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So, 17.12.2023 19:30 | Stadttheater, Fürth | ||||||||
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