Cory English (Doc Brown), Ben Joyce (Marty McFly) © Johan Persson
Cory English (Doc Brown), Ben Joyce (Marty McFly) © Johan Persson

Back to the Future (seit 08/2021)
Adelphi Theatre, London

Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Robert Zemeckis kultige Science-Fiction-Filmkomödie „Back to the Future“ ist mit Alan Silvestris und Glen Ballards Musik schon seit 2021 als Erfolgsmusical am West End etabliert, von wo aus es sich auch schon an den Broadway gewarpt hat. Mit einer Amerikatour und der angekündigten Version für Tokyo 2025 ist das Musical gerade auf einem Siegeszug um die Welt – und das zurecht, denn vor allem die Visualität des Stücks fasziniert.

Marty McFly wird mithilfe eines von Doc Brown zu einer Zeitmaschine umfunktionierten DeLoreans vom Jahr 1985 aus dreißig Jahre in die Vergangenheit katapultiert, wo er das Raum-Zeit-Kontinuum durch ein ungeplantes Aufeinandertreffen mit den jugendlichen Versionen seiner eigenen Eltern versehentlich so verwirrt, dass seine eigene Existenz in der Zukunft auf dem Spiel steht. Er muss es schaffen, dass seine Eltern sich beim Abschlussball küssen, um sicherzustellen, dass er und seine Geschwister geboren werden. Dabei hilft ihm Doc Brown, der in der Ausgangszeit kurz vor Martys Reise in die Vergangenheit durch seine Experimente ums Leben kommt. So muss Marty also mehrere Katastrophen verhindern und ganz nebenbei auch noch zurück in die Zukunft, also ins Jahr 1985 gelangen.

„Back to the Future“ ist ein großes Franchise mit einer riesigen Fanbase, die über die Jahre noch immer wächst. Den Erwartungen der Fans mit diesem Musical gerecht zu werden, ist ein schwieriges Unterfangen – gibt es im Originalfilm doch sehr viele Szenen, die sich nur schwer vorstellbar auf einer Bühne abbilden lassen. Doch zur großen Überraschung funktioniert die Story mit Bob Gales sehr nah am Film orientierten und alle Originalzitate lieferndem Buch auch als Musical sehr rund und optisch eindrucksvoll, was nicht nur John Randos filmischer und flotter Regie, sondern vor allem dem Team um die Gestaltung der Bühne zu verdanken ist: Tim Hatleys Designs sind grandios dem Film nachempfunden: Jedes Kostüm ist sowohl im Handlungsrahmen von 1985 als auch 1955 stilistisch passend und könnte vom Fundus des Blockbusters stammen. Vom Esszimmer der Familie McFly über die Scheune, in die der DeLorean nach der Zeitreise kracht, bis zum Rathausplatz und dem Labor von Doc Brown ist alles mit Liebe zum Detail nah an der filmischen Vorlage umgesetzt. Die Bühne selbst wird ins Auditorium mit futuristisch wirkenden LED-Applikationen erweitert, die den Eindruck erwecken, man befinde sich selbst in einer Zeitmaschine. Die Bühnenteile werden von oben, hinten und den Seiten eingefahren und verschwinden genauso schnell wieder, sodass der rasche Szenenwechsel fast wie im Kino wirkt.

Diese Dynamik wird auf Ensembleseite durch Chris Baileys flotte Tanz- und Maurice Chans actionreiche Kampfchoreographien gewährleistet. Chris Fisher leistet als Illusion Designer ganze Arbeit und lässt viele der fast schon magisch anmutenden SciFi-Szenen des Films aufleben, wobei vor allem eine der wenigen neuen Szenen im Gedächtnis bleibt, in der Doc Brown radioaktiv verseucht und mit grün durchschimmernden Skelett (anders als im Film nicht durch Nahost-Terroristen erschossen) dahinscheidet. Was Tim Lutkin mit Lichteffekten aller Art an Bühnenmagie und visueller Opulenz auf die Bretter zaubert, ist wohl mit das Beste, was aktuell auf Musicalbühnen bestaunt werden kann. Die fast schon dreidimensionalen Projektionen von Finn Ross, die sich nicht nur auf der großen Rückwand, sondern auch durch die halbtransparenten Bühnenvorwände und sogar an den Bühnenseiten entfalten, sind für die futuristische, dynamische und innovative Wirkung des Stücks maßgeblich.

Das beim Publikum Ekstase auslösende Element ist der auf der Bühne umherfahrende und mit sämtlichen Applikationen ausgestattete DeLorean, der mithilfe der vielen Projektionsflächen die rasanten Auto-Hetzjagden, die für die Bühne als unmöglich erschienen, möglich macht. Spätestens als das Auto nach der rockigen Ballszene mit Seifenblasen-Meer im Auditorium und der großen Finalszene, in der das gegen die Zeit anfahrende Auto und die Szene am Rathausturm sich auch auf der Bühne filmisch überlappen, am Ende des Musicals triumphierend über das Publikum mit Marty und Doc zusammen hinweg fliegt, hält es niemanden mehr auf den Sitzen. Großes Kino auf der Musicalbühne!

Gareth Owens dröhnendes Sounddesign, das im Surround-Ton das gesamte Auditorium immer wieder zum Beben bringt, unterstützt die wuchtige Wirkung und drückt die Zuschauer in ihre Sitze. Alan Silvestris filmische Melodien zeigen vor allem in den instrumentalen Parts große Wirkung, wenn die souveräne 13-köpfige Band sie schwungvoll präsentiert. Doch auch unter den gesungen Songs, zumeist von Glen Ballard komponiert, lassen sich eingängige, wenngleich nicht wirklich innovative Exemplare ausmachen. Die Musik wirkt insgesamt durch die sehr dominierende Visualität des Stücks fast schon etwas redundant, wären da nicht einige schöne und Charaktertiefe kreierende Solosongs für die Hauptfiguren.

Das Buch von Bob Gale, das schon den Kultfilm begleitete, ist im Jahr 1985 stehen geblieben und liefert so weiterhin einige aus heutiger Sicht problematische Szenen, die zu verändern allerdings auch die gewollte und angestrebte 1:1-Nähe zum Kinostreifen extrem beeinträchtigt hätten. Lediglich die offensichtlich rassistischen Plot-Elemente wurden ersetzt. Den flachen und nicht lupenrein charakterisierten Figuren helfen die 17 neu komponierten Songs immerhin zum Teil, etwas Tiefe und Glaubwürdigkeit aufzubauen. Dabei fehlen die ikonischen Lieder „Johnny B. Goode“, „Earth Angel“ und „The Power of Love“, die allesamt am Ende des Films von Marty und Co. performt werden, auch im Musical nicht und sorgen für nostalgisch-euphorische Stimmung. Viele Dialogpassagen des Films wurden für das Musical in Lieder umgewandelt und Motive der Figuren in neuen Solosongs ausgearbeitet. So erhält Doc Brown für seinen Traum, das 21. Jahrhundert zu sehen, direkt einen ganzen Opener für den 2. Akt namens „21st Century“, der, mit Vogue und Contemporary choreographiert, ein Showstopper des Stücks ist. Die größte Erweiterung erfährt Bürgermeister Goldie Wilson mit „It’s Only a Matter of Time“ und „Gotta Start Somewhere“, der durch die Songs mehr Hintergrundprofil bekommt und als ambitionierter Träumer gezeichnet wird, der es vom Tellerwäscher zum Millionär schaffen soll.

Das fantastische Ensemble singt, spielt, tanzt und kämpft auf höchstem Niveau und bestechender Professionalität. Jay Perry beweist als Goldie Wilson eine grandiose Singstimme mit einer riesigen Bandbreite, was seine Auftritte zum musikalischen Höhepunkt der Show macht. Jordan Pearson als fieser Mobber Biff ist ganz der schmierige Antagonist, den die „BTTF“-Fans brauchen, was er im Song „Good at Being Bad“ bekräftigt. Sophie Naglik hat als Martys Flamme Jennifer Parker leider nur wenig zu tun, beweist aber eine ungeahnt virtuose Stimmführung in „Wherever We’re Going“ und am Ende im Stimmungssong „The Power of Love“.  Rhodri Watkins gibt einen authentischen Film-Abklatsch seiner trotteligen Rolle von Martys Bruder Dave, während Patricia Wilkins ihre Schwester Linda McFly mit übersprühender Comedy-Energie interpretiert und so vor allem auch im Song „Hello, is Anybody Home?“ im Gedächtnis bleibt.

Die vier Hauptrollen gefallen ebenfalls. Während Oliver Nicholas als George McFly vor der Zeitreise als gestandener Familienvater aufgrund seiner offensichtlichen Jugend noch schwer überzeugen kann, erblüht seine Figur nach der Fahrt ins Jahr 1955, wo seine Figur tatsächlich noch sehr jung ist. Das schrullige Schauspiel, die unbeholfene und verklemmte Art seines Charakters und die fast schon kultigen Sprachfehler mimt Nicholas beeindruckend. Dazu zeigt er bei „My Myopia“ und „Put Your Mind into it“ neben seiner perfekten Gesangsstimme auch auf authentische Weise, wie sich George einen Funken Selbstsicherheit erkämpft, der am Ende der Geschichte zum Happy End verhilft. Grace Swaby-Moore spielt den Kontrast zwischen der 1985er-Lorraine – dem Alkohol anheimgefallen und zynisch – und ihrer jungen Version von 1955 – träumerisch, sehnsüchtig und ein bisschen frivol – effektvoll und überzeugend aus. Ihr komödiantisches Geschick stellt sie bei „Pretty Baby“ und „Something About that Boy“ unter Beweis. Das mannstolle Verhalten ihrer Figur ist zwar nicht ganz unproblematisch dargestellt, doch sorgt es auch 2024 noch für genügend herzhafte Lacher im Publikum.

Elliott Evans als Marty und Cory English als Doc Brown sind ein infernales Duo, das sich gegenseitig die Bälle perfekt zuspielt, aber auch losgelöst voneinander mit den anderen Bühnenpartnern und in den gefühlvolleren Monologen und Soli stets brilliert. Englishs „21st Century“ ist durch seine schrullige Interpretation des Doc der vielleicht stärkste Moment des Musicals, während Evans beim emotionalen „Got No Future“ vollends überzeugt. Auch „For the Dreamers“, das Doc Brown massiv an Charaktertiefe dazugewinnen lässt, ist in Englishs Interpretation ein großer Bühnenmoment. Bei „Back in Time“ am Ende des Stücks brillieren English und Evans im Feuerwerk des Moments, als der DeLorean über das Publikum hinab in die Zukunft fliegt. Ein großer Triumph für beide Darsteller. Ob „Back to the Future“ auch in Deutschland eine Zukunft als Musical hat, bleibt abzuwarten. Hoch kommerziell und gefällig ist es allemal, sodass die Chancen nicht schlecht stehen dürften.

 
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KREATIVTEAM
Buch / StückentwicklungBob Gale
StückentwicklungRobert Zemeckis
Musik / TexteAlan Silvestri
Glen Ballard
InszenierungJohn Rando
Bühne / KostümeTim Hatley
ChoreographieChris Bailey
Musical Supervisor / Vocal ArrangementsNick Finlow
Licht DesignTim Lutkin
IllusionenChris Fisher
Video DesignFinn Ross
Sound DesignGareth Owen
Musikal. LeitungJim Henson
 
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CAST (AKTUELL)
Marty McFlyVasco Emauz
Ellis Kirk
Doc BrownCory English
Lee Ormsby
George McFlyOrlando Gibbs
Lorraine BainesSarah Goggin
Goldie Wilson / Marvin BerryCJ Borger
Jennifer ParkerTalia Palamathanan
Biff TannenAlex Runicles
StricklandLee Ormsby
Dave McFlyLiam McHugh
Linda McFlyPatricia Wilkins
Clocktower Woman / EnsembleBillie Bowman
EnsembleKofi Aidoo-Appiah
Gracie Caine
Sia Dauda
Matthew Ives
Connor Lewis
Louis Quinn
Zachkiel Smith
Grace Swaby-Moore
Alexandra Wright
SwingsElla Beaumont
Alexander Day
Helen Gulston
Adam Margilewski
Bryan Mottram
Anna Murray
Samuel Nicholas
 
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CAST (HISTORY)
Marty McFlyOlly Dobson [20.08.21-15.08.22]
Ben Joyce [17.08.22-12.08.24]
Vasco Emauz [14.08.24-]
Doc BrownRoger Bart [20.08.21-21.11.22]
Cory English [23.11.22-03.01.23]
Roger Bart [05.01.-20.03.23]
Cory English [22.03.23-]
George McFlyHugh Coles [20.08.21-15.08.22]
Oliver Nicholas [17.08.22-12.08.24]
Orlando Gibbs [14.08.24-]
Lorraine BainesRosanna Hyland [20.08.21-15.08.22]
Amber Davies [17.08.22-14.08.23]
Sarah Goggin [16.08.23-]
Goldie Wilson / Marvin BerryCedric Neal [20.08.21-15.08.22]
Jordan Benjamin [17.08.22-14.08.23]
Jay Perry [16.08.23-12.08.24]
CJ Borger [14.08.24-]
Jennifer ParkerCourtney-Mae Briggs [20.08.21-15.08.22]
Sophie Naglik [17.08.22-12.08.24]
Talia Palamathanan [14.08.24-]
Biff TannenAidan Cutler [20.08.21-15.08.22]
Harry Jobson [17.08.22-14.08.23]
Jordan Pearson [16.08.23-12.08.24]
Alex Runicles [14.08.24-]
StricklandMark Oxtoby [20.08.21-15.08.22]
Gary Trainor [17.08.22-14.08.23]
Lee Ormsby [16.08.23-]
Dave McFlyWill Haswell [20.08.21-14.08.23]
Rhodri Watkins [16.08.23-12.08.24]
Liam McHugh [14.08.24-]
Linda McFlyEmma Lloyd [20.08.21-14.08.23]
Patricia Wilkins [16.08.23-]
Clocktower Woman / EnsembleKatharine Pearson [20.08.21-15.08.22]
Georgia Tapp [17.08.22-12.08.24]
Billie Bowman [14.08.24-]
Ensemble 2021/22Rhianne Alleyne
Joshua Clemetson
Jamal Kane Crawford
Ryan Heenan
Cameron McAllister
Alessia McDermott
Laura Mullowney
Nic Myers
Shane O`Riordan
Justin Thomas
Swings 2021/22Amy Barker
Matthew Barrow
Morgan Gregory
Sam Harvey
Oliver Roll
Melissa Rose
Charlotte Scott
Tavio Wright
Ensemble 2022/23Amy Barker
Simeon Beckett
Sia Dauda
Tyler Davis
Glen Facey
Cameron McAllister
Alessia McDermott
Laura Mullowney
Justin Thomas
Charley Warburton
Tavio Wright
Will Haswell
(Alternate Marty)
Swings 2022/23Amy Barker
Dylan Gordon-Jones
Adam Margilewski
Bryan Mottram
Anna Murray
Jon Reynolds
Melissa Rose
Ensemble 2023/24Reece Darlington-Delaire
Sia Dauda
Matthew Ives
Connor Lewis
Louis Quinn
Grace Swaby-Moore
Alexandra Wright
Tavio Wright
Elliott Evans
(Alternate Marty)
Stephen Leask
(Alternate Doc Brown)
Swings 2023/24Ella Beaumont
Alexander Day
Dylan Gordon-Jones
Helen Gulston
Adam Margilewski
Bryan Mottram
Anna Murray
Ensemble 2024/25Kofi Aidoo-Appiah
Gracie Caine
Sia Dauda
Matthew Ives
Connor Lewis
Louis Quinn
Zachkiel Smith
Grace Swaby-Moore
Alexandra Wright
Ellis Kirk
(Alternate Marty)
Lee Ormsby
(Alternate Doc Brown)
Swings 2024/25Ella Beaumont
Alexander Day
Helen Gulston
Adam Margilewski
Bryan Mottram
Anna Murray
Samuel Nicholas
  
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TERMINE
Mi, 20.11.2024 19:30Adelphi Theatre, London
Do, 21.11.2024 14:30Adelphi Theatre, London
Do, 21.11.2024 19:30Adelphi Theatre, London
Fr, 22.11.2024 19:30Adelphi Theatre, London
Sa, 23.11.2024 14:30Adelphi Theatre, London
Sa, 23.11.2024 19:30Adelphi Theatre, London
So, 24.11.2024 15:00Adelphi Theatre, London
Mo, 25.11.2024 19:30Adelphi Theatre, London
Mi, 27.11.2024 19:30Adelphi Theatre, London
Do, 28.11.2024 14:30Adelphi Theatre, London
▼ 278 weitere Termine einblenden (bis 27.07.2025) ▼
 
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 14.05.2021 19:30Adelphi Theatre, Londonabgesagt
Sa, 15.05.2021 14:30Adelphi Theatre, Londonabgesagt
Sa, 15.05.2021 19:30Adelphi Theatre, Londonabgesagt
▼ 1463 weitere Termine einblenden (bis 18.11.2024) ▼
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