Grandioses Revival des 1975 uraufgeführten Musicals mit mitreissenden Tanzszenen, faszinierenden Darstellern und Ohrwurmgarantie. Ein Muss für jeden Tanzfan. Aufgrund schwacher Vorverkaufszahlen schließt die ursprünglich bis Anfang 2014 eingeplante Produktion schon im August 13. Eine Europa-Tournee, die nach Deutschland, Holland und Frankreich führen soll, ist für 2014 in Planung.
Das Stück erhielt folgenden Laurence Olivier Award 2013:
– Beste Nebendarstellerin Leigh Zimmerman
Nach beinahe 40 Jahren hat der Musicalklassiker „A Chorus Line“ seinen Weg zurück ins Londoner West End gefunden. Die bekannte Geschichte über die Audition für ein namentlich nicht erwähntes Broadway-Musical spiegelt den Alltag eines jeden Musicaldarstellers wieder und lässt den Zuschauer ahnen, wie das wahre Leben der Tänzer auf der Bühne abläuft.
Das Londoner Revival ist schlicht ausgestattet und wagt inszenatorisch keine großen Experimente. Gerade diese Einfachheit macht aber die Authentizität der Aufführung aus. Keine überflüssige Dekoration, nur eine leere Bühne und eine Spiegelwand bilden das Bühnenbild (Robin Wagner, Teil des Teams der Uraufführung). Der Blick des Publikums wird so direkt auf die Darsteller konzentriert und es entsteht der Eindruck, Zeuge einer echten Audition zu sein. Unterstützt wird dieser Effekt durch die Kostüme (Theoni V Aldredge): Bodies in oft unvorteilhaften Farbkombinationen, Strumpfhosen und enge Rollkragenpullover dominieren das Bild. Einzig das gänzliche Fehlen von Stulpen bei den Tänzerinnen verwundert, sind diese doch für viele ein besonders charakteristischer Bestandteil eines klassischen Tanzoutfits.
Die Original-Choreographie von Michael Bennett wurde von Bob Avian (Co-Choreograph der Uraufführung am Broadway) und Baayork Lee strikt auf die aktuelle Inszenierung übertragen. So erleben Kenner des Stücks hier keine Überraschung. Auch die winzigen Änderungen im Text fallen nicht allzu stark ins Gewicht. Bei ihrer Vorstellung geben die Darsteller nun z.B. kein Geburtsjahr mehr an, sondern ihr Alter. Dem Zuschauer ist durch die Kostüme zwar bewusst, dass die Handlung in den 70ern spielt, trotzdem würde ein junger Tänzer mit Geburtsjahr 1955 beim Showbesuch in 2013 befremdlich wirken.
Die größtenteils sehr junge Cast wurde perfekt ausgewählt. Obwohl „A Chorus Line“ ein Ensemblestück ist, hinterlassen einige Darsteller einen besonders tiefen Eindruck. Im Gegensatz zur Filmversion beschränkt sich die Rolle des Regisseurs Zach in der Bühnenfassung nicht allein auf Schauspielszenen. John Partridge („Cats“) kann hier auch sein fantastisches Können als Tänzer unter Beweis stellen. Nicht nur beim Tanzen, sondern auch wenn er seinen Regieplatz im Publikum einnimmt, überzeugt er mit Präsenz, Autorität und starker Stimme.
Cassie wird von Scarlett Strallen gespielt. Ihr Solo „The Music and The Mirror“ ist stimmlich nicht das Glanzstück dieser Show, ihre tänzerische Leistung jedoch hervorragend. Schwungvolle Hüftbewegungen und Kicks passen perfekt zu dem ehemaligen Tanzstar, der Cassie sein soll. Schauspielerisch lässt sie ihre Verzweiflung spüren, als ehemalige Solistin nun dringend auf einen kleinen Ensemblejob angewiesen zu sein.
Weiter hervorzuheben sind Gary Wood als Paul und Victoria Hamilton-Barritt als Diana. Woods Darstellung des tragischen Charakters, der sich kurz vor der finalen Runde schwer am Knie verletzt und ins Krankenhaus gebracht wird, berührt am meisten. Gerne würde man als Zuschauer wissen, wie es mit Paul weitergeht, doch wie bei richtigen Auditions bleibt dieses Schicksal außerhalb des Theaters. Dieser Schockmoment führt unmittelbar zum eigentlichen Showstopper von „A Chorus Line“. Ist Hamilton-Barritts erstes Solo „Nothing“ noch eher enttäuschend, da routiniert heruntergeleiert, überzeugt sie bei „What I did for Love“ völlig mit klarer, mitreissender Stimme. Anders als im Film thematisiert dieser Song hier nicht die gescheiterte Beziehung von Cassie und Zach, sondern die Reflexion der Tänzer darüber, was sie mit ihrem Leben tun würden, wenn sie nicht mehr tanzen könnten.
Für Fans von Tanzshows, denen die Handlung wichtiger ist als große Kulissen und Effekte, bietet das Revival von „A Chorus Line“ einen fantastischen Musicalabend.
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