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In einem Dance-Club auf der Reeperbahn ist nach Vorstellungsende das Putzteam am Zug. Sie erzählen von ihren Wünschen und Ängsten und erhalten dabei so manchen überraschenden Besuch. Auch in dieser Revue von Franz Wittenbrink erzählen die Menschen ihre Geschichten mit Liedern verschiedener Stilrichtungen.
Da nach den „Sekretärinnen“ auch die „Männer“ und „Mütter“ immer neue Produktionen erleben, war es nur eine Frage der Zeit, bis Franz Wittenbrink den nächsten szenischen Liederabend zur Uraufführung bringt. Und dieses Mal sind die Putzfrauen dran. Fünf Damen sollen in einer Table-Dance-Bar (realistisches Bühnenbild von Raimund Bauer) die Spuren der vorangegangenen Vergnügungsshow beseitigen. Bei dieser Arbeit treten dann plötzlich private oder berufliche Probleme in den Vordergrund und bieten Anlässe für Lieder.
Eine überzeugende Darstellerriege steht auf der Bühne des St. Pauli-Theaters: Anne Weber stellt die von ihrem Mann Misshandelte dar, die ihm bei seinem halbherzigen Entschuldigungsversuch schleunigst verzeiht. Susanne Jansen spielt die Resolute, die genau weiß, was sie zu tun hat, als eine Schutzgeldforderung an den Club herangetragen wird. Anneke Schwabe ist das aufreizende aber schusselige Schulmädchen, das eigentlich viel lieber als Tänzerin in diesem Etablissement arbeiten möchte. Sabrina Ascacibar verkörpert eine Träumerin, die sich als Scarlett O’Hara auf der Bühne sieht, und Cordula Gerburg spielt die Chefin, die ihre Mädchen immer wieder zur Arbeit antreibt, obwohl sie selbst eigentlich schon lange keine Lust mehr auf den Job hat. Und dann ist da noch George Meyer-Goll als Penner Paul, der mit Gedichten und philosophischen Zitaten seine Zeit in diesem Laden totschlägt.
Besondere Erwähnung verdient Erik Schäffler, der in einer Vielzahl kleinerer Rollen auftritt und sich dabei sehr wandlungsfähig zeigt. Sein schwäbelnder Beamter, der den Laden nach der „Hamburger Stangen-Abstands-Verordnung“ überprüft und dabei in Kotze tritt, ist das komödiantische Highlight des Abends.
Sie alle singen solide, insbesondere Meyer-Goll entpuppt sich als Meister des Soul. Auch wenn nicht jeder Ton perfekt sitzt, sind die individuellen Interpretationen der Lieder, die genau auf die jeweilige Situation abgestimmt sind, hörenswert.
Das musikalische Spektrum ist – wie bei Wittenbrink üblich – sehr breit. Es reicht vom Kurt-Weill-Lied der „Drei Groschen Jenny“ über den Schlager „Theo wir fahren nach Lodz“ bis zum Song von Tokio Hotel.
Die Zuschauer lachen sehr viel, besonders zu Beginn der Vorstellung. Grund dafür sind aber meistens nicht nur die witzigen Texte, sondern vor allem die dargebotenen Schlüpfrigkeiten: Eine überdimensionierte Penis-Skulptur, die als Sitzhocker missbraucht wird, Textzeilen wie „Warum ist denn dein Arsch so warm? Hier saß das End von deinem Darm“, bei denen der Protagonist seinen Kopf über den Stuhl reibt, auf dem gerade noch seine Angebetete gesessen hat, oder auch die mehrfache Erwähnung des Spermas, das anscheinend an mehreren Stellen in diesem Club klebt – all das mag Geschmackssache sein, aber spätestens nach der Hälfte des ohne Pause durchgespielten Abends macht sich Langeweile breit. Da reichen die Obszönitäten nicht mehr aus, um die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu fesseln.
Trotz stimmiger Rollenportraits, erlaubt es die Vorlage den Figuren nicht, sich zu realen Persönlichkeiten zu entwickeln. Wir bekommen zwar kleine Einblicke in ihre Privatangelegenheiten, aber letztendlich bleibt alles viel zu oberflächlich.
Für einen reinen Liederabend reicht es, interessant arrangierte Titel glaubhaft zu interpretieren, aber wenn Wittenbrink schon die problembeladenen Beziehungen der Personen integrieren will, hätte er auch noch einen Schritt weiter gehen und den Konflikten mehr Tiefe geben müssen. So verliert der Zuschauer leider relativ schnell das Interesse an der eigentlich spannend angelegten Figurenkonstellation und ergötzt sich nur an den erwähnten Schlüpfrigkeiten. Schade um die verschenkten Chancen!
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Matthias Stötzel/Franz Wittenbrink |
Kostüme | Renate Kos |
Bühne | Raimund Bauer |
Regie | Franz Wittenbrink |
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CAST (AKTUELL) |
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Mit | Sabrina Ascacibar Cordula Gerburg Susanne Jansen George Meyer-Goll Erik Schäffler Anneke Schwabe Anne Weber |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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