Julia Friede (Tillie), Caroline Nagel (Elizabeth Bennet), Meret Engelhardt (Flo), Esther Berkel (Clara) © Stephan Walzl
Julia Friede (Tillie), Caroline Nagel (Elizabeth Bennet), Meret Engelhardt (Flo), Esther Berkel (Clara) © Stephan Walzl

NEUE REZENSION
Stolz und Vorurteil* (*oder so) (seit 11/2024)
Kleines Haus des Staatstheaters, Oldenburg

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Die musikalische Komödie „Stolz und Vorurteil* (*oder so)“ des Oldenburgischen Staatstheaters überzeugt besonders durch eine brillante und vielseitige Besetzung. Musikalisch ist sicherlich noch mehr drin, aber gut ausgeführte Komik und viel schauspielerisches Talent sorgen für einen Abend voller Lacher.


„Stolz und Vorurteil* (*oder so)“ von Isobel McArthur erzählt Jane Austens klassische Geschichte rund um die Familie Bennet, die mit fünf unverheirateten Töchtern zwischen gesellschaftlichen Zwängen, romantischen Verwicklungen und wirtschaftlichem Druck navigiert, dargeboten von den Dienstmädchen der involvierten Familien. Unter der Regie von Maja Delinić schlüpfen fünf Darstellerinnen in 18 verschiedene Rollen, um die Geschichte rund um Liebe, Gesellschaft und Normen als Komödie mit Song-Einlagen zu präsentieren. Die Inszenierung am Staatstheater hält sich größtenteils an McArthurs textliche Vorlage, punktet jedoch mit originellen Ideen und eigener künstlerischer Interpretation.

Das Bühnenbild von Ria Papadopoulou besteht aus mehreren höhenverstellbaren Flächen, die im Stück unterschiedliche Sozialschichten verdeutlichen. Dazu kommen bunt leuchtende Wolken, die je nach Situation auch als Sitzgelegenheit oder Versteck genutzt werden. Besonders hervorzuheben ist eine LED-Textanzeige, die das Geschehen auf sarkastische Weise kommentiert. Durch diese eingeworfenen Kommentare, wie etwa stereotypische Männerklischees mit dem lakonischen ‚Männer…‘ oder Szenen, die sich ziehen, humorvoll mit ‚Langweilig‘ kommentiert, bleibt das Stück stets witzig, auch wenn die dargestellte Thematik einen ernsten Hintergrund hat. Dennoch lenkt das Bühnenbild nie vom Geschehen ab und lässt den Schauspielerinnen genug Raum, sich zu entfalten.

Das Lichtdesign von Arne Waldl passt sich dem Bühnendesign gut an und schafft es, das einheitliche Bühnenbild in viele verschiedene Szenerien zu verwandeln. Die Schönwetterwolken, die zunächst eine friedliche Welt darstellen, werden durch Waldls Lichtgestaltung schnell zu düsteren Gewitterwolken. Ein edles Anwesen verwandelt sich unter Einsatz einer Discokugel in eine Tanzfläche.

Die Kostüme von Janin Lang, die aufgrund der vielen Rollen sowohl zahlreich, schnell wechselbar als auch deutlich unterscheidbar sein müssen, erfüllen diese Anforderungen problemlos und lassen jede Rolle einzigartig erscheinen.

Die Musik, die Clemens Gutjahr (Musikalische Leitung) zusammen mit Lea Baciulis und Christin Neddens als dreiköpfige Band auf der Bühne live spielt, übernimmt eher eine begleitende Rolle. Es wird viel mit Ambient-Musik gearbeitet, und gelegentlich entstehen musikalische Witze, etwa durch das versehentliche Unterbrechen einer Szene, wenn jemand auf das Keyboard kommt. Die eingefügten Pop-Lieder tragen zwar nicht wirklich zur Geschichte bei, sorgen aber durchwegs für heitere Stimmung. Da ausschließlich Handmikrofone verwendet werden, wirken die Lieder wie eigenständige Einlagen, die sich vom restlichen Geschehen absetzen. Beim Gesang wird an manchen Stellen deutlich, dass es sich auf der Bühne nicht um ausgebildete Sängerinnen, sondern um professionelle Schauspielerinnen handelt. Auch ist der Gesang an manchen Stellen zu leise und wird von der Band übertönt. Die Darstellerinnen überzeugen allerdings von der schauspielerischen Seite.

Esther Berkel beeindruckt durch ihre Fähigkeit, in unterschiedlichste Rollen schlüpfen zu können. Ihre liebenswerte, verletzliche Jane Bennet steht im direkten Kontrast zu einer standesbewussten, hoheitsvollen Lady Catherine de Bourgh oder einem Macho und Verführer wie George Wickham. Diesen so gegensätzlichen Rollen verleiht Berkel eine faszinierende Authentizität.

Meret Engelhardt meistert es, einen Mittelweg zwischen Komik und ernsthaftem Schauspiel zu finden. Einerseits sorgt sie mit gut platzierter Situationskomik und Witzen für viele Lacher, setzt sich mal ins Publikum oder verteilt dort Glückskekse. Andererseits zeigt sie besonders im zweiten Akt schauspielerische Tiefe, die die eigentliche Vorlage des Stücks sehr greifbar macht.

Julia Friede sorgt mit vielen schnellen Kostümwechseln und gelungener physischer Komik für eine dynamische Abhandlung der Ereignisse. Sie wechselt innerhalb einer Szene mehrfach zwischen ihren Charakteren und spielt ganze Szenen mit sich selbst.

Caroline Nagel ist neben ihrer Rolle als Dienstmädchen Effie ausschließlich als Elizabeth Bennet auf der Bühne zu sehen. Dies ermöglicht es ihr, ihrer Rolle Tiefe zu verleihen. Ihre Elizabeth ist ruhiger und vernünftiger als die anderen Rollen, was einen konstanten Faden der Ernsthaftigkeit in die Komödie einbringt. Somit dient Nagel als dauerhafte Erinnerung daran, dass die Geschichte des Stücks eigentlich einen ernsten Hintergrund hat.

Anna Seeberger sorgt durch ihre überdrehten und schrägen Charaktere für Lacher in jeder Szene. Egal, ob als nerdiger, sozial unbeholfen wirkender Mister Collins oder als lebensfrohe, herumtänzelnde Mrs. Gardiner; Seeberger erheitert mit ihrer Charakterkomik jeden Moment.

Insgesamt ist diese Inszenierung voller Humor und schauspielerischer Finesse. Die musikalischen Aspekte ergänzen die Atmosphäre passend, der Fokus liegt jedoch eindeutig auf einer gelungenen Komödie und überzeugendem Schauspiel.

 
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KREATIVTEAM
InszenierungMaja Delinić
BühneRia Papadopoulou
KostümeJanin Lang
Musikalische LeitungClemens Gutjahr
ChoreografiePascal Merighi
 
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CAST (AKTUELL)
Clara / Jane Bennet / George Wickham / Lady Catherine de BourghEsther Berkel
Flo / Mrs Bennet / Fitzwilliam DarcyMeret Engelhardt
Tillie / Charlotte Lucas / Charles Bingley / Miss BingleyJulia Friede
Effie / Elizabeth BennetCaroline Nagel
Anne / Mary Bennet / Lydia Bennet / Mister Collins / Mrs GardinerAnna Seeberger
  
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TERMINE
Mi, 20.11.2024 20:00Kleines Haus des Staatstheaters, Oldenburg
Sa, 23.11.2024 20:00Kleines Haus des Staatstheaters, Oldenburg
Sa, 30.11.2024 20:00Kleines Haus des Staatstheaters, Oldenburg
Mi, 04.12.2024 20:00Kleines Haus des Staatstheaters, Oldenburg
Sa, 07.12.2024 20:00Kleines Haus des Staatstheaters, Oldenburg
Do, 12.12.2024 20:00Kleines Haus des Staatstheaters, Oldenburg
Fr, 13.12.2024 20:00Kleines Haus des Staatstheaters, Oldenburg
Fr, 20.12.2024 20:00Kleines Haus des Staatstheaters, Oldenburg
Sa, 21.12.2024 20:00Kleines Haus des Staatstheaters, Oldenburg
Mo, 23.12.2024 20:00Kleines Haus des Staatstheaters, Oldenburg
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 16.11.2024 20:00Kleines Haus des Staatstheaters, OldenburgPremiere
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