Christian von Derschau (Mal Beineke), Kathrin Borchelt (Alice Beineke), Lukas Finke (Lucas Beineke), Patric Sohrt (Lurch) © Münsterländische Freilichtbühne Greven-Reckenfeld e. V.
Christian von Derschau (Mal Beineke), Kathrin Borchelt (Alice Beineke), Lukas Finke (Lucas Beineke), Patric Sohrt (Lurch) © Münsterländische Freilichtbühne Greven-Reckenfeld e. V.

The Addams Family (2024)
Münsterländische Freilichtbühne Greven-Reckenfeld e. V., Greven

Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

In diesem Jahr sind bei der „Münsterländischen Freilichtbühne Greven-Reckenfeld e.V.“ in der Inszenierung von „The Addams Family“ vorwiegend junge Talente am Start, die ihr Können und ihre Leidenschaft für Schauspiel und Gesang unter Beweis stellen. Ebenso wird im Kreativteam professionell gearbeitet, sodass die jungen Darsteller stets ins rechte Licht gerückt, die Geschichte um die skurrile, morbide Familie Addams pointiert herüberbringen und über die Konservenmusik hinwegtrösten. Kluge Ideen des Kreativteams und Spezialeffekte u.a. aus dem Bereich der Pyrotechnik beleben das Stück und gestalten einen rundum gelungenen Musicalabend inmitten eines Waldes im münsterländischen Greven und lassen (fast) vergessen, dass hier ausschließlich Laien am Werk sind.

Wenn Kinder erwachsen werden und sich auf eigene Wege begeben, steht jede Familie vor der Herausforderung, sich weiterzuentwickeln oder einander zu verlieren. Generationskonflikte, Beziehungskrisen und Fortgang der eigenen Kinder: Davor scheinen weder leidenschaftlich Liebende wie die Addams noch stocksteife Spießer wie die Beinekes gefeit. Behält die verrückte Granny der Addams doch Recht, wenn sie behauptet, dass wir alle verlieren müssen, was wir lieben?

Regisseur Frank Meinecke legt großen Wert auf stimmungsvolle Bilder, die mit scheinbaren Gegensätzen wie Morbidität und Liebe, starren Traditionen und dem Wandel der Zeit spielen und somit die Pointen der Dialoge und ihrer Konsequenzen besonders treffend akzentuieren. Nachdem Morticia ihren „Kleinen Parasiten“, ihren Sohn Pugsley, beispielsweise damit vertröstet, dass sich das von ihm ersehnte Monster diese Nacht vielleicht tatsächlich nicht im Schrank versteckt, greifen Monsterarme unter dem Bett hervor, die das Bett des Jüngsten der Familie von der Bühne befördern. Pugsley schlummert darüber selig ein.

Die Requisite von Ulrike Erdmann ist mit sehr viel Liebe zum Detail ausgesucht und hergestellt: Von dem schmiedeeisernen Tor zur Villa der Addams über die Schaukel Wednesdays im Garten bis hin zu Pugsleys Folterinstrumenten ist alles sehr gut aufeinander abgestimmt und spiegelt, trotz aller Absonderlichkeit, eine Gothic-Ästhetik wider.

Das Kostümbild von Claudia Finke und die Maske von Annett Boy sind gemeinsam mit den Choreographien von Claudia Wehnhardt und Neele Niepel und der zum Teil überraschenden technischen Effekte von Norbert Wübben so gelungen aufeinander abgestimmt, dass sie gemeinsam mit Erdmann für das besondere Wirken der Naturbühne verantwortlich zu machen sind. – Großes Kompliment an dieser Stelle! Gerade bei Einbruch der Dunkelheit fügen sich die umstehenden Bäume unheimlich gut in die Kulisse ein und mimen das Bild des New Yorker Central Parks.

Lichtspiele in den Baumkronen vermitteln eine schummerig-düstere Atmosphäre und holen den Zuschauer gemeinsam mit der Familie Beineke aus dem Zuschauerraum heraus ab in die gruftähnliche Villa der Familie Addams, in der sich an die zwanzig Darsteller der zum Leben erweckten Ahnen tummeln. Diese sind in Kostüm und Maske hervorragend ausstaffiert und tragen immens zur Wirkung der düsteren Atmosphäre bei. Sie fügen sich wie selbstverständlich in den Fortlauf der Geschichte ein, übernehmen kleine Umbauten auf der Hauptbühne und stellen so einen reibungslosen Ablauf sicher.

Die Skyline von New York begrenzt als beleuchteter Scherenschnitt das Bühnenbild in seiner Tiefe. Über Treppen sind verschiedene Ebenen miteinander verbunden. Drehbühnen an den Bühnenseiten stellen verschiedene Nebenschauplätze innerhalb der Villa dar.

Die imposanteste Szene des Stücks ist sicher jene, in der Onkel Fester, Thomas Wieschebrock, zu seinem „Date“ mit dem Mond aufbricht: Nur durch indirekte Beleuchtung schemenhaft zu erkennen, schwebt der Mondsüchtige vor einem schwarzen Vorhang der Mondlaterne entgegen und spielt mit dieser. Ein eindrucksvolles Bild, in dem sich sowohl Romantik als auch Humor entfalten, was nicht zuletzt dem schauspielerischen Geschick Wieschebrocks zuzurechnen ist.

Pyrotechnik und Stroposkoplicht vermitteln an anderer Stelle Gefahr und sorgen für kleine Schreckmomente im Konflikt zwischen Morticia, Fiona Bieling, und Gomez, Patrick Glatzel. Diese beiden wirken als Paar unheimlich gut aufeinander eingespielt, was schließlich im von Achim und Heike Stegemann humorig durchchoreographierten „Tango de Amor“ gipfelt.

Gleiches gilt für die beiden weiteren Spielpaare Wednesday und Lucas, Luna Habering und Lukas Finke, sowie Alice und Mal Beinke, Kathrin Borchelt und Christian von Derschau. Die Chemie stimmt auch hier und spiegelt glaubhaft die Konflikte der Paare und Familien untereinander wider. Schauspielerisch überzeugt der gesamte Cast. Gesanglich hebt sich Borchelt aus der Masse des insgesamt 30-köpfigen Casts jedoch deutlich heraus, ebenso Patric Sohrt als schaurig komisch gezeichneter Lurch.

Die Castliste überrascht mit der Besetzung der Grandma, die saukomisch und überzeugend von Jens von Derschau gespielt wird. Von Derschau geht in seiner Rolle auf und vermittelt am Rande noch so etwas wie Weisheit im Gespräch mit Pugsley, Noah Berger, der ebenfalls sowohl den Schalk im Nacken als auch die Freude am Spiel lebendig und authentisch transportiert.

Mit viel Talent, Leidenschaft und Engagement bietet die Münsterländische Freilichtbühne Greven-Reckenfeld e.V. einen imposanten Musicalabend mit einer geschmackvoll humorigen Interpretation von „The Addams Family“.

 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
InszenierungFrank Meinecke
Musikalische LeitungLea Christiansen
Stephanie Rave
ChoreografieClaudia Wehnhardt
Achim Stegemann
Heike Stegemann
KostümbildClaudia Finke
MaskenbildAnnett Boy
RequisiteUlrike Erdmann
Technische LeitungNorbert Wübben
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
GomezPatrick Glatzel
MorticiaFiona Bieling
WednesdayLuna Harbering
PugsleyNoah Berger
Onkel FesterThomas Wieschebrock
GrandmaJens von Derschau
LurchPatric Sohrt
Alice BeinekeKathrin Borchelt
Mal BeinekeChristian von Derschau
Lucas BeinekeLukas Finke
AhnenChiara Beckmann
Lena Beckmann
Lotta Krane
Annett Boy
Anja Hülsmann
Ulrike Erdmann
Neele Niepel
Martje Drees
Sabine Middler
Patrick Elsner
Helga Ruck
Henriette Niepel
Sophia Krause
Tanja Gosling
Tim Möllers
Christina Gänßler
Kimberly Boy
Yvonne Grüner
Susanne Elsner
Marlies Wessels
Stephie Krause
Tina Fels
Tatjana Krane
Mia Kolmsee
Viola Niepel
  
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE
keine aktuellen Termine
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE (HISTORY)
Sa, 01.06.2024 20:30Freilichtbühne, GrevenPremiere
Sa, 15.06.2024 20:30Freilichtbühne, Greven
Fr, 28.06.2024 20:30Freilichtbühne, Greven
▼ 10 weitere Termine einblenden (bis 14.09.2024) ▼
Zur Zeit steht die Funktion 'Leserbewertung' noch nicht (wieder) zur Verfügung. Wir arbeiten daran, dass das bald wieder möglich wird.
Overlay