The Prom (2024)
Förderverein Waldbühne Kloster Oesede e. V., Georgsmarienhütte

„The Prom“ auf der Waldbühne Kloster Oesede überrascht durch eine Inszenierung, die weit über das hinausgeht, was man von einer Amateurproduktion erwarten würde. Vom ersten Moment an zieht das Stück das Publikum in seinen Bann und überzeugt durch eine Mischung aus fesselnder Musik und ausgefeilter Choreografie.

Regisseur Max Meßler bringt mit „The Prom“ ein topaktuelles Musical auf die Bühne. Das Stück begleitet eine Gruppe arbeitsloser Broadway-Darstellender, die von den fiktiven Stars DeeDee Allen (Lea Schulte-Hillen) und Barry Glickman (Torsten Hartwich) angeführt wird. Diese Gruppe möchte, um bei der Presse besser dazustehen, der lesbischen Teenagerin Emma Nolan (Annika Wesselkamp) beistehen, die wegen ihrer Sexualität vom Abschlussball ausgeschlossen wurde. Die Geschichte, die zu Teilen auf wahren Ereignissen in den USA im Jahre 2010 basiert ist, auch heute noch brandaktuell. Umso erfreulicher ist es, dass dieses in Deutschland selten aufgeführte Musical hier auf dem Spielplan steht.

Strahlen kann die Produktion unter anderem mit einer tadellosen neunköpfigen Live-Band. Auch gesanglich gibt es nichts auszusetzen: Sowohl die Hauptrollen als auch das Ensemble überzeugen, besonders mit den emotionalen Liedern des Stücks, bei denen die Leidenschaft der Darstellenden spürbar wird. Insgesamt wirkt die Inszenierung sehr authentisch. Insbesondere emotionale Szenen und Lieder wie „Mein Herz weiß, was es will“ („Unruly Heart“), in denen immer mehr Teenager an Emmas Seite stehen und trotz ihrer charakterlichen Unterschiede als eine bunte Einheit singen, rühren zutiefst und lassen den Zuschauer augenblicklich mitfiebern. Neben diesen bewegenden Momenten sorgen auch die humorvollen Szenen für viel Unterhaltung. Die Witze sind an das deutsche Publikum und aktuelle Themen angepasst, was die Produktion originell und zeitgemäß wirken lässt.

Lea Schulte-Hillen als DeeDee Allen ist sehr glaubwürdig als arrogante Broadway-Diva. Sie bringt die Balance zwischen Selbstbewusstsein und Unsicherheit ihrer Rolle überzeugend zur Geltung. Ihre stimmliche Leistung, insbesondere bei den anspruchsvollen Balladen, lässt das Publikum mit offenen Mündern zurück. Torsten Hartwich als Barry Glickman bringt eine unerschöpfliche Energie und ein humorvolles Temperament auf die Bühne, die ansteckend wirken. Er versteht es meisterhaft, die komödiantischen Elemente der Rolle mit einer tieferen, emotionalen Note zu verbinden, was seine Darbietung sowohl unterhaltsam als auch berührend macht. Besonders hervorzuheben ist auch die Leistung von Annika Wesselkamp als Emma Nolan, die mit einer berührenden Authentizität und einer stimmlichen Klarheit glänzt. Ihre Darstellung ist so ehrlich und kraftvoll, dass man die emotionale Reise ihrer Figur unmittelbar nachfühlen kann.

Die Choreografie von Brady Harrison ist anspruchsvoll und vielseitig: Neben vielen großen Gruppentanznummern kommen auch ruhige Tänze und akrobatische Sprünge nicht zu kurz. Das Ensemble erweist sich hier als hochtalentiert und auch komplizierte Choreografien gelingen, ohne dass jemand aus der Reihe fällt oder sich gar vertanzt.

Der Ton ist gut abgestimmt und die Lautstärke ideal. In den leisen Passagen des Stücks wird jedoch deutlich, dass diese Waldbühne doch in einer Siedlung liegt, und die Geräuschkulisse des nahegelegenen Fußballplatzes schwappt gelegentlich herüber.

Das Bühnenbild, entworfen von Tom Grasshof, wirkt auf den ersten Blick ein wenig schlicht. Der mit bunten Quadraten bestückte, einfache Hintergrund wird jedoch durch den cleveren Einsatz von Bühnentechnik aufgepeppt. Verschiebbare Treppen und bewegliche Tore ermöglichen schnelle Szenenwechsel und geben der zweidimensionalen Szenerie eine räumliche Tiefe. Der Einsatz von Bühnenrequisiten ermöglicht es dann, innerhalb weniger Sekunden einen Schulkorridor in eine Hotellobby oder ein Schlafzimmer zu verwandeln. Die Kostüme sind passend zur Geschichte abwechslungsreich gestaltet, wobei sie die unterschiedlichen Stimmungen und Situationen des Stücks gekonnt unterstreichen. Während einige Szenen durch farbenfrohe, auffällige Outfits lebendig und dynamisch wirken, tragen die Darstellenden in ruhigeren Momenten schlichte, alltagsnahe Kleidung, die die Authentizität und Tiefe der Charaktere betont. Auch Licht und Spezialeffekte kommen insbesondere im zweiten Akt zur Geltung. Insbesondere im Finale des Stücks wird die ‚Freilicht‘-Eigenschaft der Bühne ausgenutzt, indem neben der im Theater üblichen Pyrotechnik auch Feuerwerksraketen eingesetzt werden, um das Stück eindrucksvoll und passend zur Geschichte abzuschließen.

In dieser Produktion kommt viel Gutes zu einem beeindruckenden Gesamtergebnis zusammen. Ein von einem ambitionierten Kreativteam erstellter Plan wird von einem talentierten und leidenschaftlichen Cast aufgegriffen und hochwertig wiedergegeben. Abgesehen vom Eintrittspreis lässt hier kaum etwas darauf schließen, dass es sich um eine Amateurproduktion handelt.