Kommentar zum CD-Titel "Giganten des Musicals"

Es ist ja nicht so, dass man in der Musicalszene nicht an Übertreibungen gewöhnt wäre. Da wird jedes Musical, das schon mal im Ausland gespielt wurde, als „Welterfolg“ angepriesen. „Broadway-Hit“ ist fester Namensbestandteil auch bei Shows, die in New York höchst durchschnittlich liefen. Tourunternehmen versprechen, in der örtlichen Turnhalle „internationale Musicalstars“ zu präsentieren. Fast ein Dutzend Shows werden mit dem Siegel „erfolgreichstes Musical aller Zeiten“ beworben. Und wenn im Drogeriemarkt eine CD mit „Highlights“ aus „Les Misérables“ angeboten wird, dann sollte man nicht unbedingt erwarten, dass es sich bei den Aufnahmen qualitativ wirklich um Höhepunkte handelt.

Und trotz dieses jahrelangen Übertreibungstoleranztrainings werden viele Musicalfreunde bei dieser Meldung doch noch verblüfft gewesen sein: Eine neue Konzept-CD-Reihe nennt sich „Giganten des Musicals“. Nun gehören die beteiligten Künstler – Patrick Stanke, Ethan Freeman, Uwe Kröger und Kevin Tarte – ohne Zweifel zu den etabliertesten deutschsprachigen Musicalinterpreten. Aber muss man gleich das gewaltige Sprachbild der Giganten wählen? Ob die Verantwortlichen der Reihe mit diesem Titel einen Gefallen getan haben, ist zumindest zweifelhaft. Den unbedarften Käufer führt er eher in die Irre, weil die CD keine Musicalsongs enthält (sondern Weihnachtslieder). Und unter den Musicalfans dürfte es einige geben, die den Titel anmaßend finden und die CD, wenn überhaupt, dann eher trotz als wegen des Titels kaufen.

Ob die beteiligten Künstler über den Namen glücklich sind, ist nicht überliefert. Aber dass sie damit die Vorlage für so manchen Spott in der Theaterkantine liefern werden, damit müssen sie rechnen.

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