Open-Air-Bilanz 2011: Lichtblicke im Regensommer

Auch wenn die Sonne in diesem Jahr erst nach Ende der Open-Air-Saison ihren großen Auftritt hatte, können einige Freilichtbühnen im deutschsprachigen Raum auf eine äußerst erfolgreiche Spielzeit zurückblicken. Vor allem die nubische Prinzessin „Aida“ trotzte Regen und Sturm mit Bravour und bescherte den Veranstaltern sowohl in Bad Gandersheim als auch in Klingenberg am Main und Staatz Bestwerte. Weniger gut lief es für die Shakespeare-Adaptionen in Hannover und das Broadway-Musical „Sie spielen unser Lied“ im österreichischen Stockerau.

Den Segen der Götter hatten sie ganz auf ihrer Seite: Für die Freilichtbühnen in Bad Gandersheim, Klingenberg am Main und Staatz war die Wahl von „Aida“ als Sommer-Produktion 2011 ein Glücksfall. Das Pop-Musical aus der Feder von Elton John und Tim Rice versüßte in Bad Gandersheim den Abschied von Intendant Johannes Klaus mit einer Auslastung von rund 97 Prozent. In 16 Vorstellungen lockte die dramatische Liebesgeschichte 15.464 Besucher an. In Klingenberg gab es einen Besucherrekord zu vermelden: Hier ließen sich in 27 Aufführungen fast 21.000 Zuschauer ins alte Ägypten entführen. Mit einer Auslastung von 94 Prozent ist „Aida“ die bisher erfolgreichste Produktion seit Beginn der „Clingenburg Festspiele“ im Jahr 1994. Im österreichischen Staatz waren alle 11 Vorstellungen sogar zu 100 Prozent ausgelastet, rund 13.200 Besucher sahen „Aida“. Trotz des unbeständigen Wetters kam es an keinem der drei Aufführungsorte zu Vorstellungsausfällen.

Über optimale Zahlen kann sich ebenfalls das Theater Magdeburg freuen. „Die Schöne und das Biest“ auf dem Domplatz wurde dank erweiterter Platzkapazitäten von 18.460 Zuschauern besucht und war zu 99,9 Prozent ausgelastet. Diesen Erfolg führt das Theater unter anderem zurück auf die mittlerweile etablierte Marke „DomplatzOpenAir“ und die Tatsache, dass hier erstmals ein Stadttheater das bekannte Disney-Stück exklusiv für eine Saison unter freiem Himmel aufführen durfte. Keine der 20 Vorstellungen wurde wetterbedingt beeinträchtigt.

Während die Freilichtbühne in Tecklenburg auf muz-Anfrage noch keine Zahlen genannt hat, ziehen die Burgfestspiele Bad Vilbel eine äußerst positive Bilanz: Mit „Anatevka“ konnten sie 95 Prozent, mit der Schlagerrevue „Tortellini, Touristen und ein Testament“ sogar 97 Prozent ihrer Sitzplätze belegen.

Nicht euphorisch aber zufrieden gibt man sich in Bad Hersfeld mit der Freilicht-Premiere von Andrew Lloyd Webbers „Sunset Boulevard“: 34.291 Besucher in 25 Aufführungen lasteten die Stiftsruine zu 87 Prozent aus. Damit erfreute sich das Stück größerer Beliebtheit als die Uraufführung von „Carmen – ein deutsches Musical“ im Vorjahr (Auslastung 67 Prozent). Nebenher war die bereits zweite Wiederaufnahme von „West Side Story“ in ihren fünf Vorstellungen zu 77 Prozent besucht. Das Regenwetter führte dazu, dass insgesamt drei Vorstellungen unterbrochen werden mussten.

In Ettlingen konnte „Rent“ mit 10.692 Zuschauern und einer durchschnittlichen Auslastung von 72 Prozent nicht an den Erfolg von „Dracula“ im Jahr 2010 (16.019 Zuschauer, 84 Prozent Auslastung) anknüpfen. Als einen möglichen Grund sehen die Veranstalter den Schlossumbau, durch den die sonst malerische Spielstätte in diesem Jahr an Attraktivität eingebüßt hatte. Immerhin brachte es das Rock-Musical nach einem äußerst schwachen Start durch positive Mund-zu-Mund-Propaganda zum Ende der Saison hin doch noch auf eine fast vollständig gefüllte Tribüne. Es gab insgesamt 22 Vorstellungen, eine musste wetterbedingt abgesagt, eine weitere abgebrochen werden.

Zu den Verlierern der Saison gehört das Gartentheater Herrenhausen in Hannover, das zwei Shakespeare-Adaptionen aus der Feder von Heinz Rudolf Kunze und Heiner Lürig auf den Spielplan genommen hatte. „Ein Sommernachtstraum“ erreichte in 16 Vorstellungen 9.250 Zuschauer, was einer Auslastung von 64 Prozent entspricht. Noch schlechter lief es für „Der Sturm“: 12 Vorstellungen mit durchschnittlich 60 Prozent Auslastung. Die Wetterverhältnisse machten dem Namen des Stücks alle Ehre und sorgten für einen Vorstellungsausfall und einen Abbruch.

Auch aus Österreich kommen in diesem Jahr positive wie negative Nachrichten: Das Sommer-Festival Kittsee zeigte seine namhaft besetzte „Kiss Me, Kate“-Produktion in 10 Aufführungen vor fast vollbesetzten Zuschauerreihen, wobei eine Vorstellung regenbedingt in der zweiten Hälfte abgebrochen werden musste. Die Dernière fand wegen des schlechten Wetters in einer Ausweichhalle statt. Weniger Glück hatten die Festspiele in Stockerau. Für das eher unbekannte Broadway-Musical „Sie spielen unser Lied“ interessierten sich zwar 10.516 Besucher, was bei 26 Vorstellungen jedoch lediglich einer Auslastung von 56 Prozent entspricht. Sieben Aufführungen wurden wegen des starken Regens bereits im Ausweichquartier begonnen, zwei weitere wurden im 1. Akt unterbrochen und nach innen übersiedelt.

Die meisten Zuschauer meldet die Seebühne im schweizerischen Thun. Insgesamt 74.000 Menschen sahen „Gotthelf – das Musical“, das somit fast an den Rekordhalter „Dällebach Kari“ (76.000 Zuschauer) im Jahr 2010 herankommt – für den Veranstalter ein Beleg, dass Musicals mit lokalem Bezug in Thun besser funktionieren als bekannte Welthits. Fünf der 30 „Gotthelf“-Aufführungen wurden wetterbedingt verschoben.

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