Noch lange nicht ausgeschöpft

Ensuite-Marktführer Stage Entertainment will sein jüngstes Geschäftsfeld, die Musical-Tourneen, massiv ausbauen. Tour-Geschäftsführer Michael Duwe über interessante Städte, mögliche Shows und die Konkurrenz zu Ensuite-Produktionen.

Mit einer „Cats“-Tournee eröffnete Deutschlands Ensuite-Musical-Marktführer Stage Holding im April 2005 ein neues Geschäftsfeld. Inzwischen läuft auch „Aida“ auf Tour, mit dem Galaprogramm „Best of Musical“ geht jetzt die dritte Musical-Show auf Reisen. Michael Duwe leitet die Tournee-Sparte des Konzerns, der heute Stage Entertainment heißt.

Herr Duwe, das Tourneegeschäft gilt als die Schmuddelecke der Musicalbranche. Längst nicht jede Show erfüllt die Erwartungen, die Werbung und Ticketpreise wecken. Hat die Stage Entertainment nicht Angst um ihren Ruf?

Nein, im Gegenteil: Das ist für uns eine Chance. Wir setzen voll auf Qualität. Unser Ziel ist es, dass die Leute irgendwann sagen: Das ist eine Produktion der Stage Entertainment, das steht für Qualität, das schauen wir uns an. Deshalb spielen wir unsere Stücke – von Arena-Shows wie „Best of Musical“ mal abgesehen – auch mindestens vier Wochen pro Standort. Darunter ist Qualität nicht zu finanzieren.

Sie haben mit „Cats“ und „Aida“ aktuell zwei Tour-Musicals, dazu kommt jetzt „Best of Musical“. Ist das die Größenordnung, in der Sie auch für die Zukunft planen?

Nein. Unser erklärtes Ziel ist es, weiter zu wachsen. Wir wollen noch mehr verschiedene Tour-Produktionen gleichzeitig spielen.

Dazu benötigen Sie Städte, in denen es ausreichend musical-affines Publikum gibt. Städte wie Hannover und München, bisher nicht als Musical-Hochburgen bekannt, haben Sie in den Spielplan aufgenommen. Wo sind die Grenzen?

Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Leipzig und Dresden sind für uns sehr interessante Spielorte, der „Aida“-Vorverkauf in Frankfurt-Niedernhausen, wo wir jetzt erstmals spielen, läuft sensationell. Weitere Städte kommen in Frage, etwa Nürnberg. Ich sehe das Potenzial für eine Tourneebespielung in zehn deutschen Städten, dazu kommt je ein Standort in Österreich und der Schweiz.

Um Städte, in denen bereits Ensuite-Produktionen laufen, haben Sie bisher einen Bogen gemacht.

Das wird nicht so bleiben. Düsseldorf und Köln etwa sind für uns sehr attraktiv. Wir sehen uns auch weniger als Konkurrenz zu den laufenden Ensuite-Produktionen, vielmehr sehen wir das Miteinander in dem Bemühen, das Publikum mit Qualität für das Musiktheater zu begeistern.

In Düsseldorf und Köln sind Konkurrenten der Stage Entertainment ansässig. Was ist mit den Städten, in denen Ihr Konzern selbst Ensuite-Theater betreibt?

Für die gilt dasselbe. In Hamburg etwa gibt es mehrere Theater, die für uns in Frage kommen. Auch Berlin ist für Tour-Produktionen interessant. Zudem ist angedacht, in unseren eigenen Häusern die Zwischenbespielung zwischen zwei Ensuite-Produktionen zu übernehmen.

An einigen Standorten kriselt das Ensuite-Geschäft. Das Musical-Theater Bremen, das nicht der Stage Entertainment gehört, hat vorgemacht, wie man aus einem Ensuite-Haus ein sehr erfolgreiches Tour-Theater machen kann. Ist das auch für Häuser der Stage Entertainment denkbar?

Definitiv nein. Wir werden alle unsere Häuser weiter im Ensuite-Betrieb bespielen. Tourneen wird es dort nur als Zwischenbespielung geben.

Welche Musicals eignen sich für eine Tournee? Auch Ausstattungs-Shows wie „Das Phantom der Oper“?

Warum nicht? Es muss für ein Musical nicht schlecht sein, wenn die Dimension etwas verringert wird. Bei „Aida“ haben wir von Zuschauern wie Mitarbeitern die Rückmeldung, dass die Show sogar noch ein Stück besser ist als die Version, die wir in Essen gespielt haben. Grundsätzlich kommt jedes Musical, das wir ensuite spielen, auch für eine Tour-Version in Frage.

Auch Shows, die Sie noch nicht gespielt haben? In den Niederlanden startet die Stage Entertainment gerade eine „My Fair Lady“-Tournee.

Auch das ist denkbar. Die Entscheidung, welches Musical wir als nächstes auf Tournee schicken, fällt in den nächsten Wochen. Fest steht: Wir wollen im Tourneebereich kräftig wachsen.

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