Kathi Damerow
Kathi Damerow

3 Fragen an... Kathi Damerow

Kathi Damerow gehört seit der Premiere 2003 zum Ensemble der „Heißen Ecke“ im Hamburger Schmidts Tivoli. Während der aktuellen Zwangspause haben wir sie zu ihrem Langzeit-Engagement befragt.

Es ist ja schon außergewöhnlich, wenn ein Musical 17 Jahre in einem Theater spielt. Aber fast noch ungewöhnlicher ist es, wenn Darsteller so lange bei einer Produktion bleiben. Warum hast du der „Heißen Ecke“ – mit kleinen Unterbrechungen – über die gesamte Spielzeit die Treue gehalten?

Ja, das ist es und ich hätte selbst am allerwenigsten gedacht, dass ich hier so lange bleiben werde.
Aber es ist ein unglaublich tolles Ensemble, ich habe dort meine besten Freunde kennengelernt, und was gibt es Schöneres, als mit den besten Freunden zusammen auf der Bühne zu stehen.
Außerdem haben wir im Tivoli sehr viele künstlerische Freiheiten, die nicht überall selbstverständlich sind. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass es nicht nur die Spielfreude der Schauspieler erhält und erhöht, sondern auch dem Stück guttut, da es sich immer ein kleines bisschen weiterentwickelt. Wir haben so viele Zuschauer, die immer wieder kommen, weil sie sich sicher sein können, wieder etwas Neues zu entdecken. Ich arbeite nach wie vor sehr gerne dort.

Zwischenzeitlich bist du ja auch mit deinem selbstgeschriebenen Musical „Gabi Mut“ aufgetreten. „Gabi zu Zeiten der Pandemie“ schreit doch schon fast nach einer Fortsetzung oder zumindest Erweiterung. Was macht Gabi zurzeit und wie geht sie mit den aktuellen Einschränkungen um?

Obwohl ich Gabi Mut natürlich sehr gemocht und unglaublich gerne gespielt habe, ist von meiner Seite kein zweiter Teil geplant. Aber man soll ja auch nie nie sagen … Natürlich plagen auch mich Zukunftsängste. Wie geht es weiter? Wann geht es weiter? Und ich habe gerade genug Zeit, mich da reinzusteigern.
Aber in jeder Krise steckt ja auch immer ein Neuanfang und es liegt auch viel an einem selbst. Ich habe die Zeit genutzt und eine klitzekleine Web-Serie geschrieben, die ich nun mit Freunden und Kollegen in die Tat umsetzen möchte. Es wird ein Abenteuer, da ich noch nie etwas für die Kamera gemacht habe, aber ich hatte vor Gabi auch noch nie ein Stück geschrieben. Und wenn nicht jetzt, wann dann? Yoga gemacht, gekocht und meditiert habe ich jetzt wirklich genug. 🙂

Nochmal zurück zur „Heißen Ecke“: Im Moment brauchen wir alle dringend etwas zum Lachen, ins Schmidt Theater können wir dafür ja leider gerade nicht gehen. Aber in 17 Jahren als Margot am Bratwurstgrill hat es doch sicher einige amüsante Erlebnisse auf bzw. hinter der Bühne gegeben. Kannst du uns die eine oder andere Anekdote erzählen, um uns ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern?

Anekdoten gibt es so viele und die meisten hängen mit den Umzügen zusammen. Sie lassen sich nur schriftlich und ohne Mimik und Gestik schwer übermitteln. Aber ich versuche es mal! „Heiße Ecke“ hat wahnsinnig viele verschiedene Rollen, die von nur neun Darstellern gespielt werden.
Demzufolge gibt es sehr viele schnelle und hektische Umzüge, die man meistens schafft, manchmal aber auch nicht. So erinnere ich mich, dass wir auf der Bühne standen und der Kollege, der als nächstes dran war, einfach nicht kam. Die Hinterbühne schließt direkt an die Bühne an, und die schnellsten Umzüge werden deshalb direkt dort gemacht. Das bedeutet, wenn Hektik aufkommt, hören wir das auf der Bühne, das Publikum natürlich nicht.
Wir hören also Sachen umherfliegen, wildes und hektisches Geflüster – ein Kollege auf der Bühne hustet extra laut, damit die Geräusche überdeckt werden – dann endlich Schritte Richtung Bühnenauftritt. Wir atmen erleichtert auf, weil wir denken, nun kommt er, aber nein, die Schritte entfernen sich wieder. Das gleiche Theater von vorne. Wir improvisieren uns auf der Bühne zu Tode, immer ein Ohr Richtung Hinterbühne, dann tritt er endlich auf: mit Mantel, Hut, Schal, aber in Socken ohne Schuhe …
Ein anderer Kollege stand mal zwar pünktlich für seinen Auftritt auf der Hinterbühne bereit, war aber in Gedanken woanders und kam nicht auf die Bühne. Nach mehrmaligen hilflosen Versuchen unsererseits auf der Bühne („Oh, wo ist denn wohl der Knut?“ „Ja, weiß nicht. Aber er wollte doch hier sein, oder?“) war klar, der kommt nicht. Ich bin dann hinter die Bühne und da stand er bereit. Ich: „Du bist dran, geh raus!“ In dem Moment hat er sich aber so erschrocken, dass er mich einfach angeguckt hat und gesagt hat: „Nein!“ Ich: „Doch. Du musst. Die wissen schon nicht mehr, was sie noch reden sollen.“ Er schüttelt nur den Kopf. Und dann habe ich ihn einfach raus auf die Bühne geschubst. Und sobald er da war, ging es auch weiter.
Und aktuell erinnere ich mich natürlich an unsere letzte Vorstellung vor der Corona-Pause – zwei Monate ist das jetzt schon her. Es war klar, dass wir ab dem nächsten Tag schließen und wir haben alles an Corona-Gags rausgehauen, was wir hatten. Von Klopapier über Mehl bis zum Impfstoff war alles dabei. Die Zuschauer haben es geliebt. Es war eine unglaublich lustige, schöne und emotionale Vorstellung, in der am Ende der ganze Saal stand.
Ich stehe so oft auf der Bühne und erfreue mich an den begeisterten Gesichtern unserer Zuschauer. Das ist der Grund, warum ich diesen Beruf so gerne mache und ich hoffe, dass ich das bald wieder erleben darf.

 
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