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Ihre Markenzeichen sind schwarze Anzüge, tief in die Stirn gezogene Hüte und dunkle Sonnenbrillen. Die Rhythm’n’Blues-Show um die kultig-coolen Blues Brothers wertet Regisseurin Michaela Dicu mit einer rasant-witzigen Inszenierung auf und lässt ihre spielfreudige Darsteller-Riege ein wahres Gag-Feuerwerk zünden. Über weite Strecken überzeugt die Produktion des Schauspiel-Ensembles auch gesanglich.
Vor einer abgewetzten, roten Wand wackelt ein in die Jahre gekommener Tänzer lasziv mit dem Hintern. Daneben haut ein Keyboarder mit Zigarettenkippe im Mundwinkel lustlos in die Tasten. „Sag mir quando, sag mir wann“ intoniert der Dritte des abgehalfterten Trios und sorgt für Schlager-Seeligkeit im Samba-Rhythmus. Auch wenn weder der Song und ein Sänger mit strähniger Guildo Horn-Frisur ins US-amerikanische Chicago gehören: Es sind Ideen wie diese, mit denen Michaela Dicus „Blues Brothers“-Inszenierung überrascht und sich damit vom in den Köpfen der Zuschauer verhaftete Film-Vorbild löst. Wer genau hinschaut, der entdeckt zum Beispiel die legendäre Zeitlupen-Passage aus dem Film „Lola rennt“ als Running Gag ebenso wie den langhaarigen Pianisten aus dem vielbeschworenen „Hurz“-Sketch von Hape Kerkeling.
Mit Bravour löst Dicu das Problem, rasante Verfolgungsfahrten auf eine Bühne zu bringen, indem sie die Darsteller hinter eindimensionalen, gemalten Fahrzeugfronten knien lässt. Bewegt werden die Autos dann allerdings aufrecht. Damit können die Fahrten auch in die obere Etage Podestkonstruktion führen, die Ausstatterin Jasna Bošnjak auf die Drehbühne gestellt hat. Optisch erinnert das dann an Verfolgungsjagden wie im ‚Super Mario‘-Computerspiel. Wenige zusätzliche Versatzstücke deuten die einzelnen Spielorte an, ermöglichen rasche Szenenwechsel und lassen keine Langeweile aufkommen. Dicus Konzept aus Rasanz und witzigen Überraschungen trägt dann auch die dünne Geschichte, in der zwei Kleinkriminelle ihre ehemaligen Bandkollegen zusammentrommeln, um mit einem Benefiz-Konzert ein Waisenhaus vor dem finanziellen Ruin zu retten.
Für viel Bewegung sorgt auch der extra für die Inszenierung aus Laien zusammengestellte „Action Chor“, der in Jasna Bošnjaks schrillen Achtzigerjahre-Kostümen perfekt integriert wird. Andrea Danae Kingstons Choreografien füllen dabei gekonnt die jeweils zur Verfügung stehenden räumlichen Gegebenheiten aus, entwickeln sich jeweils aus den einzelnen Songs heraus und runden den guten optischen Eindruck des Abends ab.
Nachsitzen muss auf jeden Fall die Tonabteilung des Hauses. In der besuchten Premiere klingen die Gesangsstimmen dumpf und gehen in der musikalischen Begleitung verloren, sodass Texte und Spitzentöne nur schwer auszumachen sind. Ein Grund für die schwierige Tonaussteuerung ist auch die Platzierung der Musiker. Die mit einem satten Bläser-Set ausgestattete Band unter Leitung von Jan-Hendrik Ehlers ist auf dem halbhochgefahrenen Orchestergraben frontal vor dem Publikum positioniert.
Gesanglich schlägt sich das Bremerhavener Schauspiel-Ensemble ganz beachtlich. Herausragend ist dabei Sascha Maria Icks. Zwar fehlt ihrer Stimme als Aretha in „Think“ etwas souliges Timbre, jedoch mit „Blue Bayou“ liefert sie bis in die eleganten Spitzentöne hinein eine herrlich-schnulzige Country Nummer ab. Sie übernimmt einen Großteil der weiblichen Rollen, die sie mit komödiantischem Feingefühl nuanciert darstellt. Julia Friede gibt die sitzengelassene, rachsüchtige Braut Carrie mit viel Slapstick-Einlagen und singt „How Can You Mend a Broken Heart“ mit guter Höhe, aber Defiziten in den tiefen Tönen. Mit „Minnie the Moocher“ punktet Frank Auerbach im Zwiegesang mit den Zuschauern.
Bei den Titelhelden hat Henning Bäcker als Jake Blues mit sattem Bariton gesanglich die Nase vorn, während Jakob Tögel als obercooler, schlitzohriger Bruder Elwood vor allem tänzerisch überzeugt. Beide Blues Brothers sind im Spiel perfekt besetzt, sodass gesangliche Defizite schnell vergessen sind. In den Zugaben werden sie bei „Soul Man“ vom gastverpflichteten David Whitley unterstützt, dessen satte, runde Gospelstimme die Partystimmung im Publikum weiter anheizt. Die Zuschauer, viele stilgerecht ausgestattet mit Sonnenbrillen und Hüten, genießen den Kult, der auch von der Bühnenfassung des über dreißig Jahre alten Films immer noch ausgeht. Das ist rundum gut gemachte Unterhaltung, die mitreißt.
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Michaela Dicu |
Musikalische Leitung | Jan-Hendrik Ehlers |
Choreografie | Andrea Danae Kingston |
Bühne & Kostüme | Jasna Bošnjak |
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CAST (AKTUELL) |
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Jake Blues | Henning Bäcker |
Elwood Blues | Jakob Tögel |
Carrie | Julia Friede Juliane Schwabe |
Reverend, Ray | David Whitley David-Michael Johnson (DMJ) |
Pinguin, Aretha, Claire, Boss | Sascha Maria Icks |
Curtis, Matt, Bob | Frank Auerbach |
Wärter, Cop, Murph, Finanzbeamter | Kay Krause |
Cop, Mr. Fab, Nazi | Pascal Andrea Vogler Marc Vinzing |
Duck, Mann | Dieter Uthermöhle |
Jake, Elwood, Carrie als Kinder | Recha Grün Marten Kaufmann Lea Kindervater Jerone de Preter Ivo Rodriguez Barthel Tessa Steinborn |
Action-Chor | Kathleen Barberio Genia Kaireit Lea Lakawe Réne Maréchal Denise Meyer Leoni Meyer Maximilian Müller Karin Schwager Paetrick Stoinski Lisa Tuomie Dieter Utermöhle Annika Woitke |
Keyboard und Klavier | Jan-Hendrik Ehlers |
Trompete | Nigel Moore |
Saxofon, Flöte | Lars Hierath |
Saxofon, Flöte | Marco Prdöhl |
Gitarre | Maic Burkhardt |
Bass | Stephan Hübler |
Schlagzeug | Olaph Satzer |
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GALERIE |
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