Mit Kerry Ellis, Ramin Karimloo, Victoria Hamilton-Barritt und Norman Bowman hat das Arts Theatre eine namhafte Besetzung für die UK-Premiere von „Murder Ballad“ zusammengestellt, die das Publikum in der Geschichte um Liebe, Hass, Eifersucht und Mord begeistern soll. Das gelingt leider nur bedingt.
Im Zentrum des Kammermusicals stehen die New Yorker Sara, Tom und Michael, die sich in einer Liebesdreiecks-Geschichte verstricken, welche schließlich in einem Mord mündet. Die recht schlichte Handlung erzählt Regisseur Sam Yates in 90 Minuten ohne Pause stringent und ohne aufkommende Längen – allerdings auch recht undynamisch. Er schafft es nicht dramaturgische Höhepunkte einzubauen, denn nicht nur die spannungsarme Dramaturgie, sondern auch die recht ähnlich klingenden Kompositionen sind Schwachstellen des Stücks. Wirkliche Stand-Out-Songs sucht man vergebens, sodass zwischenzeitlich das Gefühl aufkommt, dass das Sujet als richtiges Schauspiel eventuell mehr Spannung hergegeben hätte, da man mehr Dynamik in den Text hätte legen können. So müssen sich Yates und der Cast der musikalischen Vorlage beugen. Selbst die konfliktgeladenen Szenen schaffen es nicht Spannung aufzubauen, da sie zu plötzlich und unvermittelt kommen.
Das ist umso schlimmer, da vier exzellente Darsteller auf der Bühne stehen, die nur in Ansätzen ihre stimmlichen und schauspielerischen Fähigkeiten präsentieren können. Kerry Ellis als Sara lotet ihren Zwiespalt zwischen wildem, freien Leben und dem konservativem Familienglück gekonnt aus. Ramin Karimloo gibt den sexy, tätowierten Verführer Tom, den die Sehnsucht nach seiner Ex antreibt, überzeugend und auch Norman Bowman als aufopfernder Familienvater Michael liefert eine runde Darstellung, die ihn nicht nur als Langweiler dastehen lässt. Die drei holen stimmlich und schauspielerisch das Beste aus dem vorliegenden Material heraus, doch die Schau stiehlt ihnen Victoria Hamilton-Barritt als Erzählerin. Faszinierend, wie sie ständig die Bühne beherrscht, die Geschehnisse kommentiert und mit nur kleinen Blicken und Gesten ganze Bände erzählen kann! Dazu kommt ein ungewöhnliches rockiges Timbre, dem man gerne stärkere Songs gewünscht hätte. Hamilton-Barritt ist der Star und Angelpunkt in dieser Inszenierung.
Es bleibt am Ende des Abends ein Gefühl von Enttäuschung. Was nutzt ein starker Cast, eine stimmungsvoll beleuchtete und praktisch genutzte Drehbühne mit wenigen Requisiten und Projektionen und eine rockig aufspielende Band, wenn das Ausgangsmaterial einfach nicht mehr hergibt? Schade um die verschenkten Ressourcen.
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