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Langeweile statt Spannung – Horst Kupichs Inszenierung des Wildhorn-Klassikers kommt blutleer und mit Fremdschäm-Momenten daher. Für Glanz-Momente sorgt einzig Chris Murray in der Titel-Doppelrolle.
Grusel-Gefühl fürs Publikum ist ein probates Mittel im düsteren Musical-Thriller über den umtriebigen Dr. Jekyll, der im Selbstversuch sein meuchelndes Alter Ego Edward Hyde zum Leben erweckt. In Horst Kupichs Open-Air-Inszenierung geschieht dies auf Rummelplatz-Geisterbahn-Niveau, indem der Regisseur vier schwarzgewandete Herren mit knochigen Plastik-Pranken Kulissenteile verschieben oder Särge über die Bühne rollen lässt. Auch lungert dieses Quartett mal essend, mal mit Operngläsern ausgestattet, als Gaffer herum und beobachtet die diversen Bluttaten. Das ist aber auch Kupichs einzige Idee für seine hausbacken wirkende Inszenierung, die über drei Stunden einfach nur langweilt. Absoluter Tiefpunkt darin ist die Szene in der „Roten Ratte“, in der fünf lasziv schauende, Po-wippende Choristinnen in schlaffer Choreografie von Ralf Dörnen zu „Schaff die Männer ran“ Damen des horizontalen Gewerbes mimen und dem Etablissement damit jegliche Verruchtheit austreiben. Diese Erotik auf Hausmütterchen-Niveau wirkt wie eine peinliche Parodie, die einen erschaudern lässt.
So dargeboten, verkommt „Jekyll & Hyde“ zu einer harmlos-schwülstigen Operette, in der die Protagonisten in braven, historisierenden Kostümen (Christopher Melching) meist frontal ins Publikum blickend Songs aus der Feder von Frank Wildhorn zum Besten geben dürfen. Henning Ehlert dirigiert dazu die in einem Zelt links von der Bühne sitzenden Musiker des Philharmonischen Orchesters Vorpommern mit schleppenden Pathos, sodass eigentlich packende Massenszenen wie „Fassade“ oder „Mörder“ bieder klingend verpuffen. Der Opernchor des Theaters Vorpommern, dessen Mitglieder auch in zahlreichen Nebenrollen solistisch tätig sind, setzt dabei allerdings akustische Glanzpunkte.
Auf der Habenseite der Produktion steht auf jeden Fall das schnell wandelbare Bühnenbild in Bilderbuch-Optik. Christopher Melching hat vier – auf allen Seiten mit kritzelig-bunten Zeichnungen versehene – Türme entworfen, die sich in immer neue Formationen verschieben lassen. In ihren oberen Etagen lassen sich Fenster öffnen, sodass hier zusätzliche Spielebenen entstehen. Dr. Jekylls helles, die gesamte Bühnenbreite einnehmendes Labor in quietschigem Gelb ist in dieser Inszenierung ein funktionaler Arbeitsplatz und nicht eine geheimnisvolle Versuchsküche. Hier wirkt Christ Murray als eifriger, in sich zerrissener Forscher, der im Selbstversuch zu einem Monster mutiert. Murray spielt und singt diese kräftezehrende Doppelrolle abseits jeglicher Routine und gewinnt dem netten Dr. Jekyll sogar ungewöhnlich komische Züge ab. Stimmlich glänzt er mit kraftvollem Bariton, der mühelos auch hohe Töne meistert und für Songs wie „Dies ist die Stunde“ nicht erst beim Schlussapplaus bejubelt wird. Eine grandiose Leistung!
Neben einem so erfahrenen Musicaldarsteller haben es die Sänger des hauseigenen Musiktheater-Ensembles schwer. Abseits von opernhaften Pathos gefällt Kristi Anna Isene als Lucy Harris. Sie nimmt ihren klassisch geschulten Sopran sehr zurück und singt als gebrochen wirkende Frau mit feiner Stimme Songs wie „Jemand wie du“ oder gemeinsam mit Murray ein packendes „Gefährliches Spiel“. In der etwas undankbaren Rolle der Lisa gibt Jardena Flückiger die Operetten-Diva, die nach der Pause mit „Da war einst ein Traum“ zumindest ein großes Solo hat, das sie hörbar auskostet. Als ihr Vater wirkt Alexandru Constantinescu (Sir Danvers Carew) optisch eher wie Lisas jüngerer Bruder. Aufhorchen lässt noch Doris Hädrich-Eichhorn als zickige Lady Beaconsfield. Thomas Rettensteiner ist ein etwas poltrig wirkender Utterson.
Kurz nach Mitternacht endet am Stralsunder Sund der bieder dargebotene Spuk um das aus den Fugen geratene Experiment eines gescheiterten Wissenschaftlers. Schade. Ambiente und Publikum hätten mehr verdient.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Henning Ehlert |
Inszenierung | Horst Kupich |
Bühne und Kostüme | Christopher Melching |
Choreografie | Ralf Dörnen |
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CAST (AKTUELL) |
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Dr. Henry Jekyll / Edward Hyde | Chris Murray Veit Schäfermeier | |||
Gabriel John Utterson | Thomas Rettensteiner | |||
Sir Danvers Carew | Alexandru Constantinescu | |||
Lisa, seine Tochter | Jardena Flückiger | |||
Lady Beaconsfield | Doris Hädrich-Eichhorn | |||
Der Bischof von Basingstoke | Tye Maurice Thomas | |||
Lord Savage | Bernd Roth | |||
General Lord Glossop | Valmar Saar | |||
Sir Archibald Proops | Alexej Trochin | |||
Lucy Harris | Kristi Anna Isene | |||
Nellie, eine Prostituierte | Fanny Gundlach | |||
Spider, ein Zuhälter/Stride | Johannes Richter | |||
Pool, Butler | Andreas Ammelung | |||
Bisset, Apotheker | Volkmar Aßmus | |||
Mike/Pfarrer | Byung Ahn | |||
Zeitungsjunge | Kristina Herbst | |||
Kind | Paul Gundlach | |||
Erster Mann | Bernd Roth | |||
Zweiter Mann | Maxim Vinogradov | |||
Dritter Mann | Katja Böhme | |||
Ripper | Bernd Roth Alexej Trochin Valmar Saar Sochi Kobayashi Mooyeol Yang Byung Jun Ahn Volkmar Assmus | |||
Krankenhauswärter, Patienten, Prostituierte, Bettler, Reisende, Gäste und Einwohner Londons | Mitglieder des Opernchores | |||
Opernchor des Theaters Vorpommern | ||||
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Philharmonisches Orchester Vorpommern |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Sa, 18.06.2016 19:00 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | Premiere | |||||||
So, 19.06.2016 19:00 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | ||||||||
Fr, 24.06.2016 19:00 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | ||||||||
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Sa, 25.06.2016 19:00 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | ||||||||
Fr, 29.07.2016 21:00 | Wiese Hansa-Gymnasium, Stralsund | ||||||||
Sa, 30.07.2016 21:00 | Wiese Hansa-Gymnasium, Stralsund | ||||||||
So, 31.07.2016 21:00 | Wiese Hansa-Gymnasium, Stralsund | ||||||||
Mi, 10.08.2016 21:00 | Wiese Hansa-Gymnasium, Stralsund | ||||||||
Do, 11.08.2016 21:00 | Wiese Hansa-Gymnasium, Stralsund | ||||||||
Fr, 13.01.2017 19:30 | Großes Haus, Stralsund | ||||||||
So, 29.01.2017 16:00 | Großes Haus, Stralsund | ||||||||
So, 05.02.2017 18:00 | Großes Haus, Greifswald | ||||||||
Fr, 24.02.2017 19:30 | Großes Haus, Greifswald | ||||||||
Sa, 11.03.2017 19:30 | Großes Haus, Greifswald | ||||||||
So, 30.04.2017 18:00 | Großes Haus, Stralsund | ||||||||
Mi, 17.05.2017 19:30 | Großes Haus, Stralsund | ||||||||
Mi, 24.05.2017 19:30 | Großes Haus, Greifswald | Dernière | |||||||
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