Magdalene Orzol (Maggie Saunders), Tim Müller (Max Garber), Alexander Prosek (Tito Merelli), Caroline Zins (Diane Divane) © Andreas Hartmann
Magdalene Orzol (Maggie Saunders), Tim Müller (Max Garber), Alexander Prosek (Tito Merelli), Caroline Zins (Diane Divane) © Andreas Hartmann

Otello darf nicht platzen (2015)
Theater für Niedersachsen, Hildesheim

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Die gleichnamige Boulevard-Komödie von Ken Ludwig ist schon seit fast 30 Jahren ein Hit auf den Bühnen der Welt, die Musical-Version gibt es seit 2010. Das Stück persifliert den Betrieb einer Oper, wo hinter der Bühne große Aufregung herrscht, weil der Startenor nicht auftreten kann. Es inszeniert TfN-Intendant Jörg Gade.

50 Mitwirkende – darunter drei Otellos, ein gut besetzter Chor und überraschend großes Orchester haben nur ein Ziel: „Otello darf nicht platzen“. Dafür kämpft das Ensemble des TfN mit vollem Einsatz.

Im ausverkauften Saal der Theaters für Niedersachsen steigt die Spannung. Das Licht dimmt ab. Ein belangloses Intro erklingt und die ersten Szenen plätschern eher uninspiriert dahin. Zwei Stunden später brandet Applaus auf und der Saal steht – Standing Ovations für eine immer temporeichere Inszenierung mit überraschenden Ideen. Was war zwischenzeitlich geschehen?

Die Grundidee des Stückes ist recht simpel: Als der umjubelte und extra eingeflogene Star Tito Merelli (Alexander Prosek) einer „Otello“-Aufführung ausfällt, versuchen Theaterleiter Saunders (Jens Krause) und sein Assistent Max (Tim Müller) die wichtige Aufführung zu retten und treten dazu selbst als Otello in Erscheinung. Das Spiel klassischer Verwechslungskomödien wird hier auf die Spitze getrieben, wenn letztendlich gleich drei Otellos agieren und sich teilweise sekündlich abwechseln. Seitenhiebe auf den klassischen Opernbetrieb reichern die Handlung mit einem Augenzwinkern an.

Der Starkult um Tito Merelli kennt kein Halten. Opernchor und Darsteller des Theaters avancieren zu einer Horde Groupies – und spätestens, wenn der knapp 20-köpfige Chor gemeinsam an der Zimmertür des Tito Merelli lauscht, entstehen herzhafte Lacher und Bilder, die noch lange im Gedächtnis bleiben. Umso mehr, wenn das Otello-Trio bewusst und unbewusst durch wildeste Zufälle die Rollen tauscht und mit einem ungesunden Halbwissen auf Fans oder die vermeintlich eigene Ehefrau trifft.

Intendant Jörg Gade hatte schon bei „Zum Sterben schön“ bewiesen, dass er ein feines Gespür für gutes Timing in grotesken Situationen hat. In „Otello darf nicht platzen“ spielt er diese Karte erneut aus und setzt dabei u.a. mit Alexander Prosek und Sandra Pangl auf ein mimisch starkes Ensemble. Gade achtet auf feine Details bis in die Nebenrollen hinein und gestaltet starke Bilder mit seinen knapp 30 Akteuren auf der Bühne. Damit das gelingt, greift das TfN neben dem hiesigen Musical-Ensemble auch auf den Opernchor des Hauses zurück. Das Bühnenbild hingegen wurde aus der Oper Leipzig geliehen und zeigt, dass auch in Zeiten klammer Kassen mit kreativen Ideen Kosten gespart werden können. Zwar wirkt das Bühnenbild etwas steif im Vergleich zu einigen anderen Produktionen des Hauses, wenn diese Einsparung allerdings in größere Besetzung und Orchester fließen, ist diese Lösung unter dem Strich eine gute.

Die Besetzung in Hildesheim ist durchweg gelungen und gesanglich wie gewohnt auf einem guten Niveau. Nach einem etwas steifen Start gewinnen Handlung und Spiel immer mehr an Dynamik. Besonders das Dreigespann Krause/Prosek/Pangl punktet hier und zeiget hohen körperlichen Einsatz. Die Töne sitzen. Als Glücksgriff entpuppen sich Alexander Prosek und Sandra Pangl als italienisches Künstlerpaar Mirelli. Der hochgewachsene Prosek ist bereits in vielen Produktionen auf Rollen mit hohen komödiantischen Anteilen gebucht gewesen und füllte sie stets gesanglich und darstellerisch aus. Mit der körperlich deutlich kleineren Sandra Pangl findet er jetzt eine vielseitige und überraschend kraftvolle Spielpartnerin. Beide treiben sich gegenseitig an, lassen sich dennoch genügend Raum zur Entfaltung der jeweils anderen Rolle. Auch Tim Müller (Max Garber) überzeugt an diesem Abend – zunächst zurückhaltend und verschüchternd wächst seine Rolle mit der Situation und er mit ihr. Herrlich schrullig auch die drei Annas (Tanja Westphal, Judith Bloch, Annika Dickel), die als Mitglieder der Opernfreunde dem Star des Abends natürlich gerne persönlich treffen möchten.

Nicht nur bei der Castgröße punktet das TfN. Auch das Orchester des Hauses unter der Leitung von Achim Falkenhauser muss sich nicht verstecken. Im gut ausgesteuerten Klangbild der Aufführung fällt die reichhaltige Orchestrierung mit über 20 Instrumenten positiv auf und erzeugt einen angenehmen und natürlichen Klangteppich über den gesamten Abend hinweg.

So ist es nicht verwunderlich, dass auch nach der Pause keine Lücken im Saal entstehen. „Otello darf nicht platzen“ ist eher seichte Kost, überzeugt allerdings durch urkomische Momente und eine starke Besetzung. Nicht enden wollende Standing-Ovations über mehr als 10 Vorhänge hinweg zeigen, dass das TfN um Jörg Gade hier alles richtig gemacht hat und stimmt zuversichtlich, dass auch die weiteren „Otello“-Aufführungen nicht platzen werden.

 
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KREATIVTEAM
MusikBrad Carroll
Buch und TextePeter Sham
InszenierungJörg Gade
Musikalische LeitungAchim Falkenhausen
BühneNorbert Bellen
KostümeSteffen Lebjedzinski
 
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CAST (AKTUELL)
Henry SaundersJens Krause
Bernie GuterBjörn Schäffer
Jürgen Brehm
Max GarberTim Müller
Anna 1Tanja Westphal
Anna 2Judith Bloch
Anna 3Annika Dickel
Diane DevaneCaroline Zins
Maggie SaundersMagdalene Orzol
Tito MerelliAlexander Prosek
Maria MerelliSandra Pangl
Sabine Töpfer
Harry / MickeyJürgen Brehm
Björn Schäffer
Chor des TfN
  
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TERMINE
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 07.02.2015 19:30Großes Haus, HildesheimPremiere
Mo, 09.02.2015 20:00Theater auf dem Hornwerk, Nienburg
Do, 12.02.2015 19:30Großes Haus, Hildesheim
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