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„Wie versemmelt man ein Musical?“. Diese Frage stellen sich im Stück die beiden Produzenten Max und Leo. Genug Antworten könnten sie auch in dieser Aufführung finden, die vom Schweriner Schauspiel-Ensemble gestemmt wird.
In den Seitenlogen links und rechts der Bühne sind hinter dunklen Gaze-Schleiern Damen und Herren in festlicher Abendgarderobe platziert. Sobald dort das Licht angeht, erheben sie sich und singen. Allerdings weder Oper noch Oratorium. Die Mitglieder des Opernchors bringen Noten von Mel Brooks zu Gehör, während das in Ensemble-Szenen auf der Bühne agierende Personal dazu lediglich die Lippen bewegt. Mit dieser Form des „Synchron-Musicals“ umgeht Regisseur Peter Dehler die Herausforderung, die leicht, locker und ohne jeden klassischen Pathos durch die Partitur gleitenden Choristen auch auf der Bühne auf Musical zu trimmen. Ein Armutszeugnis für die als „Sparten übergreifende Inszenierung“ angekündigte Aufführung, in der ausschließlich Mitglieder des hauseigenen Schauspiel-Ensembles und Statisten agieren, nicht jedoch am Mecklenburgischen Staatstheater verpflichtete Sänger oder Tänzer.
Das merkt man dem Abend dann auch an. Da mögen sich die Solisten noch so mühen, es hapert beim Gesang häufig an der Intonation und nicht jeder Ton sitzt. Auch die recht einfachen Choreografien von Rüdiger Daas (Tanz) und Beate Rothmann (Stepp) sind oft nicht synchron und wirken bemüht. Grund hierfür ist auch, dass Peter Dehler nur selten die ganze Tiefe der Bühne nutzt. Zwar hat Ulv Jakobsen atmosphärisch dichte Räume mit nur wenig Mobiliar geschaffen, doch das Ensemble muss die Szenen häufig vor dem heruntergelassenen Vorhang beenden. So verpufft „Frühling für Hitler“, das vor einem Schloss-Neuschwanstein-Prospekt spielt, wie die von zwei Panzer-Attrappen verschossenen bunten Papierschnipsel.
Als würde Mel Brooks’ Buch nicht schon witzig genug sein, setzt Dehler so sehr auf Klamauk und Tempo, dass einige der Gags nicht zünden und letztlich untergehen. Zudem gibt Dirk Audehm – vom Typ her ein perfekter Max Bialystock – die Hauptfigur sehr hektisch und überdreht. Auch wenn es in der besuchten, zweiten Vorstellung für das große Solo „Verrat“ einen zögerlichen Bravo-Ruf und viel Applaus gab: Audehm wirkt in der Rolle sehr angespannt und gesanglich überfordert. Das gilt auch für Simon Jensen, der als Solo-Tenor bei „Frühling für Hitler“ fast untergeht. In dieser Szene wird zudem nicht richtig klar, warum der sicher geglaubte Flop des Musicals im Musical ausbleibt: Özgür Platte als Roger DeBris und Hitler-Ersatz legt die Figur des Diktators nicht lächerlich-überzogen an, sondern stapft mit leichtem Glitter-Makeup und finster blickend durch die Szene.
Solide agiert Sonja Isemer als Ulla: ein kesser Schwedenhappen in sexy Outfits (Kostüme: Susanne Richter), der sich Producer Nummer Zwei angelt. Christoph Bornmüller ist ein hinreißend trottelig-verstockter Leo Bloom, der seine hysterischen Anfälle mit dem blauen Schnuffeltuch prima ausspielen kann. Auch bedient er gut die leiseren Seiten des biederen Buchprüfers, der Broadway-Luft schnuppert. Eine Glanzleistung zeigt Andreas Lembcke als linkischer Hitler-Fan Franz Liebkind. Mit umwerfender Mimik und einer ungeheuren Bühnenpräsenz ist er die perfekte Parodie eines Nazis. Anders als bei der Uraufführung stimmt Liebkind nicht den „Rechts-herum-Hupfauf“ an. In Schwerin wird stattdessen der „Grüßi-Gott-Pitsch-Patsch“ getanzt und aus dem Gefangenen-Musical „Liebe im Knast“ wird „Knackis mit Herz“.
Trotz der erwähnten Schwächen ist das Publikum in der besuchten zweiten Vorstellung zufrieden, wie der enthusiastische Schlussapplaus erkennen lässt. Einen großen Teil des Erfolgs kann auf jeden Fall die hervorragend aufgelegte Mecklenburgische Staatskapelle unter Martin Schelhaas verbuchen, die beschwingt und mit viel Gefühl Mel Brooks’ Partitur spielt – ein Trumpf, der in kommerziellen Großproduktionen immer weniger zu erleben ist.
Musical von Mel Brooks aus dem Englischen von Nina Schneider
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Peter Dehler |
Musikalische Leitung | Martin Schelhaas |
Bühnenbild | Ulv Jakobsen |
Kostüme | Susanne Richter |
Choreografie Tanz | Rüdiger Daas |
Choreografie Stepp | Beate Rothmann |
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CAST (AKTUELL) |
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Max Bialystock | Dirk Audehm | |||
Leo Bloom | Christoph Bornmüller | |||
Ulla | Sonja Isemer | |||
Franz Liebkind | Andreas Lembcke | |||
Carmen | Klaus Bieligk | |||
Roger DeBris | Özgür Platte | |||
Ensemble | Rüdiger Daas Simon Jensen Bernhard Meindl Kai Windhövel Katrin Heller Josefin Ristau Anja Werner Caroline Wybranietz | |||
Leo's Girls | Mariana Born Antje Caspar Sandra Ehspanner Andrea Großmann Tracy Sue Guenachi Cornelia Kolditz Christina Müller Joanna Scheibel Uwe Skowronek | |||
Opernchor des Mecklenburgischen Staatstheaters | ||||
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Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin | ||||
Statisterie des Mecklenburgischen Staatstheaters |
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