Little Shop of Horrors (2008)
The English Theatre, Frankfurt am Main

In Zeiten von Genmanipulation und Klonschäfchen sind monströse, Menschenfleisch vertilgende Pflanzen keine bizarre Sensation mehr, sondern Teil unserer engsten Vorstellungswelt. Doch das Musical „Little Shop of Horrors“ schafft es dank mitreißender Songs und der gleichermaßen überdrehten wie alltäglichen Geschichte immer wieder, die Zuschauer für sich zu gewinnen. Im Frankfurter English Theatre sogar in der Originalsprache und mit einer bunten Truppe aus Profi- und Laienschauspielern, die den Film vergessen macht.

Der Klassiker „Little Shop of Horrors“ wird im Frankfurter English Theatre in der Originalsprache gespielt. Mit dabei sind Schüler der Klassen 9 bis 13 des Gymnasiums Oberursel. Sie bilden einen vergrößerten Chor und verstärken als Ensemble die Handlung. Alle Hauptrollen werden von professionellen Darstellern gespielt, drei von ihnen sind ebenfalls Absolventen des Gymnasium Oberursel. Gesang, Spiel und Artikulation stimmen bis in die Nuancen mit der berühmten Filmvorlage von 1986 überein. Mitunter ist es regelrecht schade, dass so viel Wert auf die detailgetreue Adaption des Films gelegt wurde. Etwa dann, wenn in einer Paartanzszene von Protagonist Seymour (Robin Rohrmann) und Ladenbesitzer Mushnik (James Morgan) deutlich zutage tritt, dass die Darsteller besondere Talente mitbringen, mit denen sie dem Stück ganz neue Facetten abgewinnen können. Mehr davon!
Der Frankfurter Seymour sieht aus wie Harry Potter, ist distinguierter als die Filmfigur und kann sich richtig gut bewegen. Rohrmann singt sehr deutliches, gut verständliches Englisch und trifft die Töne, allerdings bleibt das Vibrato aus. Killerpflanze Audrey II wird durch die schöne Stimme Diana Nagels zum Leben erweckt. Allein ihr Gesang kommt manchmal zu sanft und zu sauber an. Sie ist zu wenig die gemeine, schmutzige Mutter aus dem Weltraum, als die sie im Liedtext besungen wird. Der Pflanzenstimme fehlt in den upbeat-Nummern das Brachiale, das einer riesigen Killermaschine gut zu Gesicht steht. Gelungen ist auch das Äußere der Pflanze, die nach einigen Wachstumsschüben immerhin ganze Menschen verschlingen und trotzdem beweglich bleiben muss (Pflanzen- und Set-Designer: Michael Neitzert). Aus den Reihen des Ensembles fällt Malte Sandstede, der Darsteller des masochistischen Zahnpatienten, positiv auf, der fabelhaft durchgeknallt spielt. Von dessen Energie und Spielfreude kann das Stück ruhig noch mehr vertragen. Schließlich muss der 20 Jahre alte Stoff heute greller und überdrehter daher kommen als je zuvor, um nicht als Reminiszenz an vergangene wilde Zeiten missverstanden zu werden. Das Premierenpublikum jedenfalls hat die mitreißende Satire begeistert aufgenommen und feierte seinen Oberurseler Horrorshop.