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Jekyll & Hyde (2008 - 2009)
Stadttheater, Bremerhaven

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

„Jekyll & Hyde“ kann auch abseits von Großproduktionen an einem Stadttheater bestehen. In Bremerhaven überzeugen die Inszenierung (Thorsten Krafft) und vor allem das Bühnenbild (Christa Beland), Abstriche gibt’s bei der Besetzung.

Welche Wäsche trägt ein Bischof unterm Ornat? In der Bremerhavener „Jekyll & Hyde“-Inszenierung (Thorsten Krafft) ein paillettenverziertes Bustier und Strapse. In diesem Aufzug begrapscht der Kirchenmann einen Messdiener, um im nächsten Moment wieder ins offizielle kirchliche Purpur gehüllt den milde lächelnden Seelsorger für die Massen zu geben.

Nach diesem drastischen Start orientiert sich Kraffts Regiearbeit zunächst in Richtung behäbige Operette. Drollige Clowns unterhalten auf der Verlobungsfeier von Dr. Jekyll und Lisa die amüsiert kichernden Gäste. Beim anschließenden Junggesellenabschied animiert das zugeknöpfte weibliche Amüsierpersonal mit seinem einfallslosen Hinterngewackel die brav an Tischen sitzenden Gäste allenfalls zum rhythmischen Mitgeklatsche im „Männer ran“-Refrain. Sobald Dr. Jekyll sich im Selbstversuch jedoch erstmals die Droge JH7 injiziert und zum bösartigen Edward Hyde mutiert, nimmt auch die Inszenierung Fahrt auf. Insbesondere im zweiten Teil setzt Thorsten Krafft auf Tempo und schafft bis ins Kirchen-Finale beklemmende wie eindrucksvolle Bilder: So reinigt sich im Song „Mädchen der Nacht“ ein Arzt nach einer gerade ausgeführten Abtreibung seine blutverschmierte Schürze, und eine der Prostituierten wird von einem Freier so brutal misshandelt, dass sie ihre Perücke verliert und zusammengekrümmt am Boden liegen bleibt. Andere Ansätze führt Krafft allerdings nicht konsequent zu Ende. So bleibt unklar, wieso sich Utterson und Lisa nach ihrer Begegnung im Labor einige Zeit lang stumm gegenüberstehen und flüchtig berühren. Der Beginn einer Liebe?

Einen großen Anteil an der am Premierenabend begeistert gefeierten Show hat Ausstatterin Christa Beland. Ihre geschmackvollen, farbenprächtigen Kostüme huldigen der Mode im viktorianischen England. Als Bühnenbild stellt Beland eine von innen begehbare, schwarze Treppenkonstruktion auf den rotierenden Boden. Das Podest kann auf einer Seite zusätzlich über eine von unten beleuchtbare schiefe Ebene betreten werden. Je nach Drehposition und mit Hilfe von herabschwebenden Vorhängen oder Mobiliar werden die Handlungsorte geschickt angedeutet. So befindet sich Dr. Jekylls Labor auf dem Gipfel des Podests, abgeschottet und für Dritte nur mit Mühen über die angeschrägte Rampe erreichbar.

Die raffinierte Ausleuchtung erzeugt eindrucksvolle, frappierend schöne Bilder. Allerdings klappt dies in der besuchten Vorstellung noch nicht hundertprozentig: In einigen Szenen agieren Darsteller im Dunkeln und werden erst verzögert angestrahlt. Auch im Zwiegesang zwischen Jekyll und Hyde („Konfrontation“) ist die je nach gutem oder bösem Charakter zwischen Grün und Rot variierende Ausleuchtung der wabernden Nebelschwaden noch nicht exakt abgestimmt. Nachhilfe braucht auch die Tonabteilung, die vor allem beim Einschalten des Stimmverzerrers in den Hyde-Szenen öfters hinterherhinkt.

Hauptleidtragender ist Hans Neblung (Henry Jekyll, Edward Hyde), dessen Mikroport vor der Pause ausfällt und auch später immer wieder Macken aufweist. Neblung glänzt in der Doppelrolle zwar mit differenziertem Spiel, stößt allerdings im Gesang insbesondere bei dramatischen Ausbrüchen hörbar an seine Grenzen und wird vom Orchester übertönt. In Passagen wie „Dies ist die Stunde“ klingt seine Stimme spröde und angestrengt, allerdings glänzt sie in ruhigen Passagen wie im Duett „Gefährliches Spiel“. Neblung und Anna Thorén (Lucy) setzen hier auch das musikalische Glanzlicht des Abends. Für ihr gefühlvolles „Jemand wie du“ erntet Thorén zu Recht Bravo-Rufe. Gesanglich in nichts nach steht ihr Karolina Pasierbska (Lisa) aus dem Hausensemble, die mit glasklarem Sopran und sicheren Koloraturen nachhaltig auf sich aufmerksam macht. Iris Wemme ist die geschäftstüchtige Schlampe Nellie, der man wegen ihrer Bühnenpräsenz die unsauber intonierten tiefen Töne im Solo von „Mädchen der Nacht“ verzeiht.

Die restlichen Partien sind mehr schlecht als recht mit Chorsolisten, altgedienten Ensemblemitgliedern und Statisten besetzt, einzig Kai-Moritz von Blanckenburg (Simon Stride) kann mit schwarzem Bass auftrumpfen. Ein Sonderlob gebührt dem um Mitglieder des Extra-Chores aufgestockten Opernchor, der gerade in den bewegten Massenszenen („Mörder, Mörder“) darstellerisch stärker als üblich gefordert wird.

Für die Bühne konzipiert von Steve Cuden und Frank Wildhorn
Buch, Liedtexte: Leslie Bricusse
Musik: Frank Wildhorn
Orchestrierung: Kim Scharnberg
Arrangements: Jason Howland
Deutsche Übersetzung: Susanne Dengler, Eberhard Storz

 
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KREATIVTEAM
Musikalische LeitungPeter Stolle
InszenierungThorsten Krafft
AusstattungChrista Beland
ChoreinstudierungIlia Bilenko
 
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CAST (AKTUELL)
Henry Jekyll & Edward HydeHans Neblung
LucyAnna Thorén
LisaKarolina Pasierbska
UttersonRalph Ertel
Sir Danvers CarewGünter Pirow
NellieIris Wemme
Simon StrideKai-Moritz von Blanckenburg
Lady BeaconsfieldYvonne Blunk
Bischof von BasingstokeVladimir Marinov
General Lord GlossopDaniel Dimitrov
Sir Archibald ProopsRóbert Tóth
Lord SavageLukas Baranowski
Poole, Punch, BissetReinhard Rehwinkel/Peter Hildebrand
Mädchen der NachtStephanie Diekhoff
Daniela Haupt
Annika Kortlang
Iris Schmonsees
Timea Tóth-Manga
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 08.11.2008 19:30Stadttheater, BremerhavenPremiere
Mi, 12.11.2008 19:30Stadttheater, Bremerhaven
Sa, 15.11.2008 19:30Stadttheater, Bremerhaven
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