Schicksalsträchtige Pharao-Pop-Soap in opulenter Optik. Trotz Längen in Inszenierung und Ablauf eine gelungene Aufführung der Musical-AG der Seeschule Rangsdorf.
Färber, Steuereintreiber und Tempeltänzerinnen. Wenn sich der Vorhang zum ersten Mal öffnet, bevölkern sie und alle weiteren Jung-Darsteller, unbewegt und wie auf einem riesigen Gemälde vereint, die Bühne. Einzeln oder in Gruppen setzen sich dann die 34 Protagonisten nacheinander in Bewegung und stellen sich dem Publikum mit Namen und Funktion vor. Schön, wenn Pädagogen wie Eunan Tobin und Kolja Kaldun ein gemeinsam mit ihren Schülern konzipiertes Musical inszenieren! Im Gegensatz zu einigen Theaterleuten berücksichtigen sie die Bedürfnisse ihrer Zuschauer und gestalten das Spiel vom ersten Moment an nachvollziehbar. Und weil das Regie-Duo die Besucher lieber glücklich und ausgeglichen nach Hause schicken möchte, fügt es dem eigentlich tragischen Ende der Geschichte rund um den fiesen Oberpriester Haremhab, der die schöne Nephtys zur Ehe mit sich nötigt, ein alternatives Finale an. In der Happyend-Variante wird der Zwangs-Ehemann dahingemeuchelt, die Braut fällt ihrem Liebsten Haras in die Arme und der Pharao erlässt seinen gebeutelten Bürgern ihre Steuerschulden. Gerade in dieser parodistischen Schlussszene beweisen alle Beteiligten, dass sie neben den ernsteren Tönen auch das komische Element beherrschen.
Ein Trumpf dieser Aufführung ist ihr optischer Rahmen (Bühnenbild: Musical-AG der Seeschule Rangsdorf): Die Bühnenrückwand wird von riesigen Sandsteinquardern gebildet, die in den Szenen im Palast des Pharaos und im Tempel mit prächtigen, überdimensionale Götterdarstellungen und Hieroglyphen geschmückt sind. Hinzu kommen passendes Mobiliar und mit viel Liebe zum Detail zusammengestellte Requisiten. Ebenso stimmig sind die opulenten, ägyptisierenden Kostüme (Manuela Kurtze) mit viel Tüll und Glitter für die Herrscherklasse und in eleganter Schlichtheit für das einfache Volk. Kleine optische Gags wie zum Beispiel das scharz-weiß-geflecktes Kostüm von Leibkoch Mukuh oder die mit Quietsche-Entchen und die Wurzelbürste bepackten Dienerinnen beim Badeausflug des Oberpriesters lockern das Geschehen immer wieder auf.
Aus dem großen Ensemble mit Schülern aller Klassenstufen ragen einige Talente heraus. Tim Kordes als Leibkoch überzeugt mit deftiger Komik und sichergeführter Bassstimme in seinem „Mukuh“-Song, während Felix Neumann der Sprechrolle des Bösewichts Haremhab sowohl Würde als auch die erforderliche Diabolik verleiht. Eine ihm ebenbürtige Partnerin in den Dialogen ist Lisa-Marie Kurtze (Nephthys), die stimmlich mit dem „Dabei liebe ich ihn nicht“-Blues punkten kann. Mit angenehmer und leicht rockiger Stimme orakelt Mandy Harczstark (Mi) in „Wo der Fluss am stärksten schwillt“, während Tatjana Schröder als treu liebender Haras zwar eine etwas undankbare Rolle spielen muss, dafür für ihre beiden Soli „Nur dunkle Schatten über uns“ und „Mein Herz ist schwer“ verdientermaßen den meisten Applaus einheimst.
Wegen des schleppenden technischen Ablaufs am Premierenabend hinterlässt die Show noch einen etwas behäbigen Eindruck. Glücklicherweise aber fegt die engagierte Darsteller-Riege mit Spielwitz und Charme jeglichen Sand, der ins Getriebe geraten ist, immer wieder fort.
Nephthys, Dienerin des Pharoas | Lisa-Marie Kurtze
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Haremhab, der Hohe Priester | Felix Neumann
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Haras, Obsthändler | Tatjana Schröder
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Pille, ein schwedischer Tourist | Florian Domnick
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Palle, Bruder von Pille | Silvio Lühnsdorf
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Das Orakel Mi | Mandy Harczstark
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Bei'Napos, einbeiniger Bettler | Georg Kapella
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Odysseus, Durchreisender | Christoph Jonas
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Echnaton, Pharao | Christopher Elbourne
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Nofretete | Franziska Winter
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Muhkuh, Koch des Hohen Priesters | Tim Kordes
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Hodr´uff, Wächter des Hohen Priesters | Christian Makuth
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Fuja | Dienerin des Pharaos - Lea Baran
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Tekanoel, Verlobter von Fuja | Felix Jäger
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Tindus, Haras Helfer und Schützling | Florian Engelbrecht
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Hioth anch Ptah, Steuereintreiber | Julian Oldengott
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Nerobe, Färber, Vater von Nephthys | Robin Bierlein
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Ma´am, Mutter von Nephthys | Silke Domes
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Tut, Sohn des Pharao | Phil Tobin
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Anch, Tochter des Pharao | Ann-Christin Kurtze
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Tempeltänzerinnen | Nora Naß Maria Schneidewind Rebecka Biederbick Julia Thieme
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Händler | Christopher Elbourne Silke Domes Stefanie Bertling Gina Kurtze Pascal Bigell
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Wächter | Stefanie Bertling Gina Kurtze Maria Reer Pascal Bigell Gina Gayda Julian Harms
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Diener | Pascall Bigell
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Dienerinnen | Silke Domes Stefanie Bertling Gina Kurtze Maria Reer Marie Tobin Melanie Regel
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Kellner | Georg Kapella
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Beamter | Felix Jäger
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CHV (Cholericus Hystericus Violenzium) | Dr. Eunan Tobin
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Fakir, Standartenträger | Kolja Kaldun
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Gitarre | Niels Füssel
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Saxophon | Christine Krüger
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Schlagzeug | Christian Makuth
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