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Songs For a New World (2006)
Kehrwieder, Hamburg

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Deutsche Erstaufführung des Erstlingswerks von Jason Robert Brown mit begeisternden Sängern in ungewöhnlicher Atmosphäre. Die Wiederaufnahme sowie eine Aufführung von Wolfgang Adenbergs Komplettübersetzung wurden auf unbestimmte Zeit verschoben.

Als Jason Robert Browns „Songs For a New World“ 1995 am Off-Broadway uraufgeführt wurde, attestierten die Kritiker dem New Yorker Komponisten und Autor eine große Zukunft im Musiktheater-Business. Elf Jahre später wählte der Regisseur und Produzent Daniel Witzke für die deutsche Erstaufführung einen symbolträchtigen Premierentermin – den fünften Jahrestag der Terroranschläge auf das World Trade Center – und einen ungewöhnlichen Aufführungsort: den Bauch des Museumsschiffs Cap San Diego im Hamburger Hafen.
Die beiden ersten Songs „A New World“ und „On the Deck of a Spanish Sailing Ship, 1492“ verdeutlichen die von Witzke mit dieser Wahl beabsichtigten Assoziationen zwischen Werk, Ort und Termin: Leitthema ist der Aufbruch in eine neue Welt, die Angst vor dem Ungewissen und der Kampf gegen die während einer solchen Reise lauernden Gefahren. Dabei entwickelt Brown keine zusammenhängende Handlung und verzichtet völlig auf Sprechpassagen. Jeder der 17 Songs steht für sich, erzählt seine eigene kleine Geschichte. Somit ist „Songs For a New World“ weniger ein Musical, sondern ein Liedzyklus mit Motto. Regisseur Witzke trägt diesem Ansatz Rechnung und setzt weitgehend auf sparsame, unaufdringliche Personenführung. Selten werden wie im Song „Steam Train“, der vom Traum eines Ghettokids erzählt, dem Elend als Profibasketballer zu entfliehen, Choreographie und Interaktion als Stilmittel eingesetzt.
Die beiden Lieder „Nur ein Schritt“ (eine Frau droht ihrem Ehemann, sich vom Balkon zu stürzen, wenn sie keinen Nerzmantel bekommt), und „Surabaya-Santa“ (die Frau des Weihnachtsmanns ist verbittert, weil sie Weihnachten allein verbringen muss), fallen in zweifacher Hinsicht aus dem Rahmen: Sie werden, von Wolfgang Adenberg treffend übersetzt, als einzige in deutscher Sprache gesungen, um die Verständlichkeit zu erhöhen. Und sie erzählen lustige Geschichten und bilden so eine Abwechslung zu den anderen Songs, die meist melancholisch oder pathetisch sind.
Charlotte Heinke verkörpert die Lebensmüde und die Weihnachtsfrau mit großem komödiantischen Talent. Das romantische „Stars and the Moon“, eine von Browns stärksten Kompositionen, interpretiert sie mit viel Gefühl und sehr pointierter Mimik und Gestik. Auch gesanglich rangiert Heinke auf höchstem Niveau. Femke Soetenga steht ihr mit klarem Mezzosopran in nichts nach und hat mit dem schlichten, aber eindringlichen „Christmas Lullaby“ ihren stärksten Soloauftritt.
Volkan Baydar, bekannt als Sänger des Popduos Orange Blue, übernimmt die bei der Uraufführung vom schwarzen R’n’B-Sänger Billy Porter interpretierte Rolle. Man sieht ihm angesichts des extrem hohen technischen Anspruchs an seinen Part die gelegentlichen Ausflüge in die Kopfstimme und einige gepresste oder geschriene Töne nach. Er beeindruckt dennoch als flehender Kolumbus in „On the Deck…“ und bei „Flying Home“ mit großer Power und Intensität in Stimme und Darstellung.
Marc Seitz kann trotz der Tatsache, dass für ihn nur die weniger eindrucksvollen Soli übrig bleiben, ebenfalls überzeugen. Seine Interpretation von „She Cries“, einer Anklage gegen Frauen, die Tränen als Allzweckwaffe einsetzen, gelingt ebenso wie das Liebesduett „I’d Give It All For You“ mit Soetenga. Hier allerdings ist das Staging von Witzke nicht schlüssig: Das Paar steht während des Songs auf einer Treppe abseits der Bühne, die schlecht beleuchtet und von einem Teil des Publikums im verwinkelten Schiffsbauch nicht einsehbar ist. Hier wurde bezüglich Atmosphäre und Wirkung einiges verschenkt.
So gut die Einzelleistungen der Sänger sind, so fantastisch agieren und singen sie gemeinsam. Die vier Stimmen harmonieren prächtig, das Zusammenspiel funktioniert reibungslos, und die Schlusssequenzen von „A New World“, „The World Was Dancing“ und „Flying Home“ garantieren Gänsehaut.
Die Band um Pianist Carsten Paap meistert Browns komplexe und heterogene Partitur (sowohl Swing, Gospel und Funk als auch Rhythm’n’Blues und Folk-Rock sind vertreten) mit Leichtigkeit, hält sich bei ruhigen Songs angenehm zurück und entwickelt in kraftvollen, intensiven Passagen eine geradezu unglaubliche Power. Paaps Virtuosität, beispielsweise bei „King of the World“, beeindruckt nachhaltig.
Bis auf leichte Tonprobleme zu Beginn und einen Mikrofon-Aussetzer gelingt Tondesigner Fred Otto eine gute Aussteuerung im wahrlich nicht für Konzerte geschaffenen „Saal“ im Bauch der San Diego. Marcus Kleine-Bergmanns Lichtdesign lässt hingegen einiges zu wünschen übrig, die Ausleuchtung wirkt statisch und ideenlos. An der vorderen Bühnenkante verschwinden die Köpfe der Sänger gar im Dunkeln.
Jason Roberts Browns Entwicklung nach der „Songs For a New World“-Uraufführung ist bekannt: Preise für „The Last 5 Years“, gar ein Tony Award für „Parade“ und vielbeachtete Soloauftritte mit seiner Band The Caucasian Rhythm Kings sprechen für sich. Kommerzieller Erfolg stellte sich zwar nicht ein, dafür ist seine Musik nicht Mainstream-orientiert genug. Doch zu den Wichtigen in New Yorks Musikszene zählt er längst.

 
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KREATIVTEAM
Komponist und AutorJason Robert Brown
ÜbersetzungWolfgang Adenberg
Musikalische LeitungCarsten Paap
RegieDaniel Witzke
 
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CAST (AKTUELL)
MitCharlotte Heinke
Femke Soetenga
Volkan Baydar
Marc Seitz
BandCarsten Paap
Oliver Lüdecke
Christoph Buskies
Heinz Lichius
Yogi Jockusch
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Mo, 11.09.2006 20:00Cap San Diego (Luke 4), HamburgPremiere
Di, 12.09.2006 20:00Cap San Diego (Luke 4), Hamburg
Mi, 13.09.2006 20:00Cap San Diego (Luke 4), Hamburg
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