Von dieser Produktion haben wir leider keine Fotos
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Best of Musical 2004 (2004)
Stage Entertainment, Hamburg

Die Galaveranstaltung von Europas Musicalprimus Stage Holding verspricht einen Querschnitt durch die deutsche Musicallandschaft von „AIDA“ bis „Tanz der Vampire“.

Eines schönen Tages haben die Direktoren der Fünf-Sterne-Restaurantkette „Stage Holding“ eine tolle Idee: Statt immer nur neue Edelrestaurants mit exklusiven Speisekarten zu eröffnen, wollen sie ein Gesamtkunstwerk kreieren – eine Institution, noch größer, besser und erlesener, mit einem Menü, das die besten Speisen aller übrigen Restaurants vereint.

So brainstormen, entwickeln und köcheln sie, nehmen einen Schuss „Aida“ hier und eine Prise „Phantom“ dort, mischen das Ganze mit ein bisschen „Copacabana“ , würzen mit „Starlight“, garnieren mit „Cabaret“ und verfeinern mit „Elisabeth“. Serviert wird das „Fest für alle Sinne“ dank 20 km Kabel und 700 Scheinwerfern in einer riesigen Halle auf einer 35 Meter langen Bühne – von Kellnern und Servierern erster Klasse, unter ihnen Felix Martin, Carolin Fortenbacher, Joshua Denning, Jansa Ivir und Bernie Blanks.

Trotz all dieser Zutaten: Das erlesene Best-Of-Menü hinterlässt nicht die gewünschte Wirkung. Verloren hangeln sich die Gäste von kulinarischem Extrem zu Extrem. Denn egal ob süß oder sauer, warm oder kalt, trocken oder lieblich, scharf oder mild – die Köche dieser Speise haben Querbeet alles miteinander vermengt, und es fehlt vor allem eines: Die Linie.

Na gut, Chefköchin Jani Walsh-Weber hat zumindest versucht, ihrer Kreation einen roten Faden zu geben – nur heißt der Sebastian Deyle, und kalauert und witzelt zwischen Ansagen wie „Jetzt kommt eine Gänsehautnummer“ und „Ist das nicht atemberaubend“ eher planlos umher. So verpufft der Les-Misérables-42nd-Street-Cats-Hello-Dolly-Brei lautstark und wummernd in den unendlichen Weiten der Kölnarena – ohne eine einzige Geschichte zu erzählen. Und weil die Szenen außerdem weit weniger eindrucksvoll als in den Originalsinszenierungen auf die Bühne gebracht sind, bleibt allzu oft nur der bittere Beigeschmack von „Da fehlte jetzt was…“.

Natürlich gibt es auch Lichtblicke, ohne Zweifel. Besondere Aromen, die einfach herausstechen und richtig lecker sind. Drew Sarich zum Beispiel, und seine phantastische Rockröhre. Isabel Dörfler und ihre tolle Ausstrahlung. Klaus Wilhelm, und seine 30 schmissig aufspielenden Musiker. Das energiegeladene Tanzensemble, oder das dritte Semester der „Joop van den Ende Academy“. Aber diesen interessanten Leckereien auf der Haben-Seite schlagen eine oftmals unsägliche Aussteuerung, ein eher fades Bühnenbild (Christoph Weyers) und ein gutes Dutzend zu spät hochgezogener Mikrofone entgegen. Das Ensemble ist nicht richtig eingespielt, die knappe Probezeit fällt immer wieder auf.

Ebenfalls auffällig: Trotz eher bescheidener Leistungen steht immer wieder einer im Fokus der Scheinwerfer: Uwe Kröger, „der Mann, der im Musical alles erreicht hat“. Nicht erreicht bleiben von ihm in der Vorpremiere allerdings richtige Einsätze („We will rock you“) und richtige Töne („Der letzte Tanz“), stattdessen kann er sich im Interview mit Deyhle ausgiebig profilieren und weckt als Phantom die schlimmsten Befürchtungen für den von ihm synchronisierten Film…

Keine Befürchtungen muss man jedoch haben, dass die Stage Holding sich die Chance auf Eigenwerbung entgehen lässt: Im zweiten Teil gibt’s am Buffet ausgiebige Kostproben aus Werken, deren Premiere bald naht. „Die drei Musketiere“ mit Felix Martin als D’Artagnan zum Beispiel – schmeckt gar nicht schlecht, ist aber gar nichts im Vergleich zu den Appetit-Häppchen aus „Wind of Change“, die das Ende des Abends markieren. Ein großes, symbolträchtiges Spektakel mit mitreißenden Klängen und Choreographien – das macht Lust auf mehr.

Aber nicht auf mehr „Best Of“ zu horrenden Ticketpreisen. Sondern auf mehr Einzelstücke jenseits von größer, besser, schneller. Mit Momenten, die nicht lärmend vorbeiziehen, sondern berühren. Und satt machen.

 
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 12.11.2004 20:00Lanxess-Arena, KölnPremiere
Sa, 13.11.2004 15:30Lanxess-Arena, Köln
Sa, 13.11.2004 20:00Lanxess-Arena, Köln
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