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Fuldaer Musical-Eigenproduktion um den mittelalterlichen Missionar Bonifatius, die 2004 mit Reinhard Brussmann in der Titelrolle im Schlosstheater uraufgeführt wurde.
Bremen, Musicaltheater am Richtweg, 2006:
Auf der großen Bühne des Musical-Theaters in Bremen kann „Bonifatius“ nicht an die künstlerische Geschlossenheit der Fuldaer Version anschließen (siehe Kritik oben).
Zwar steht größtenteils die gleiche Cast auf der Bühne wie im wesentlich kleineren Schlosstheater der Bischofsstadt, doch wirkt das Stück verloren und unterdimensioniert. Entgegen der Ankündigungen der Veranstalter im Vorfeld ist das Bühnenbild für die wesentlich größere Bremer Bühne unverändert. Auch die Musik kommt wieder komplett vom Band. Dafür fehlen in der Hansestadt Passagen mit Fuldaer Lokalkolorit und einige erklärende Texte wurden hinzugefügt.
Doch keine der Szenen kann den Bühnenraum füllen, die Darsteller wirken stets gehetzt, als ob sie sich zu spät auf die plötzlich lang gewordenen Wege gemacht hätten. Dadurch verliert das Bühnengeschehen sein Timing, die Szenen wirken zusammenhangslos und wenig aufeinander abgestimmt. War zum Beispiel die Verschwörungsszene zwischen Bischof Gewilip und Germanenherzog Radbold in Fulda ein sehr intimes und dadurch intensives Aufeinandertreffen, so verliert sie in Bremen durch die weiten Lauf- und Verfolgungswege der beiden Darsteller ihre Wirkung.
Auch die anderen Hauptdarsteller haben es schwer: Luciano Di Gregorio als Sturmius kann stimmlich überzeugen, insbesondere im Duett mit Jasmina Sakr (Alrun) kommt kurzfristig Atmosphäre auf. Doch diese wird leider schnell durch den Einsatz völlig unpassender und kitschiger Stern-Projektionen wieder abgetötet, wie generell die nicht immer stilsicheren Projektionen dem Gesamteindruck eher abträglich sind. Selbst Hauptdarsteller Ethan Freeman gelingt es nur selten, die Aufmerksamkeit der Zuschauer von der großen Leere auf sich zu lenken. Lediglich sein Solo „Ein Leben lang“ gewinnt ansatzweise Suggestivkraft. Seine Schlüsselszene hingegen, die Fällung der Donareiche, verpufft dramaturgisch völlig: Auf einen schräg gestellten Bühnenwagen wird ein Laubmuster projiziert, Bonifatius hebt die Axt, das Licht geht aus Dann ist ein Brechen von Ästen und Zweigen zu hören, während ein Stroboskoplicht aufflackert. Als es wieder hell wird, steht der die Eiche darstellende Bühnenwagen unbewegt immer noch am gleichen Fleck. Ein Aufbau von Spannung oder gar Dramatik ist hier nicht zu verzeichnen.
Wie in Fulda stellen drei stoffbespannte fahrbare Quader das abstrakte Bühnenbild dar. Sie wirken in der Bremer Inszenierung auf der für das opulente „Jekyll & Hyde“-Bühnenbild gebauten Spielfläche verloren. Diesen Eindruck verstärken noch die in Mönchskutten gekleideten Bühnentechniker, die mit ihren schweren Schiebelasten eine durchaus eindrucksvolle Choreographie zu vollbringen haben. Dennoch muss sich auch die Ausstattung an den verlangten Eintrittspreisen messen lassen und wirkt im Vergleich mit anderen Produktionen recht sparsam.
So hinterlässt die Bremer Version von „Bonifatius“ trotz eines freundlichen Premierenapplauses einen eher schwachen Eindruck. Es kommt kein rechter Spielfluss zustande, die Szenenübergänge sind rumpelig, viele Szenen wirken in der Premiere unfertig. Dazu kommt die karge Ausstattung in Bühnebild und Technik – ein Gesamtpaket, das den Anspruch der gegenüber Fulda erhöhten Eintrittspreise nicht einlösen kann. (Text: Björn Herrmann)
Fulda, Schlosstheater, 2005:
Die Idee, zum einem Jubiläum in der Stadtgeschichte ein Musical zu schreiben, ist nicht neu. Aber wohl noch nie hat eine so eindeutig lokal-bezogene Musical-Produktion in einer Provinzstadt bundesweit für so viel positiven Wirbel gesorgt wie die über das Leben von Bischof Bonifatius, der im 8. Jahrhundert das Kloster zu Fulda gründete. Die erste Staffel 2004 (mit Reinhard Brussmann in der Titelrolle) war restlos ausverkauft, die zweite 2005 wurde schon vor dem Start um zehn Zusatztermine verlängert. Das Erfolgsgeheimnis liegt in dem Zusammenspiel aus dem Charme einer ehrenamtlich getragenen Amateurproduktion (an der zweiten Staffel arbeiten rund 150 Menschen mit) und der Professionalität zugekaufter Profis, auf die sich diese Begeisterung sichtlich übertragen hat.
Der englische Missionar Bonifatius kommt nach Germanien, um die Heiden zum Christentum zu bekehren. Er erzielt erste Erfolge, merkt aber, dass sich die Heiden nicht aus Überzeugung, sondern aus Angst taufen lassen wollen. Für den schlechten Ruf des Christentums sorgt vor allem der Bischof von Mainz, der ein ausschweifendes Leben führt und die Armen ausbeutet. Bonifatius überzeugt den Papst, den Mainzer Bischof abzusetzen – dieser schmiedet dafür gemeinsam mit dem heidnischen König einen tödlichen Racheplan.
Erzählt wird die Geschichte in dem Musical von Dennis Martin (Musik, Liedtexte) und Zeno Diegelmann (Buch) in einem professionell gemachten Mix aus dramatischen Songs à la „Jesus Christ Superstar“, Pop-Balladen im „Mozart!“-Stil und Chorsätzen, die mal nach Kirchentag klingen („Salz der Erde“), aber dann auch wieder treibend und hypnotisch sind wie die Songs der Band „Ramstein“ („Die Donar-Eiche“).
Dass die Texte an einigen Stellen doch sehr missionarisch sind, macht das gut gewobene Buch wieder wett. Bonifatius ist keineswegs der Gutmensch mit erhobenem Zeigefinger, der die Nicht-Christen auf den Pfad der Tugend bringt – wie man nach dem Hören der CD noch vermuten kann. Dass er die Heilige Eiche des Donnergottes gefällt hat, um die Heiden von der Ohnmacht ihrer Götter zu überzeugen, bereut er bald. Als sein Schüler Sturmius zwischen dem Zölibat und der Liebe zur Wirtstochter Alrun schwankt, rät er ihm zugunsten der Liebe. Und als er in den Machtkämpfen der Kirche zerrieben zu werden droht, fragt er seinen Gott, warum dieser ihm das antut – die Nummer erinnert musikalisch wie inhaltlich stark an „Gethsemane“, für seine Interpretation bekommt Ethan Freeman eineinhalb Minuten lang tosenden Beifall.
Überhaupt Ethan Freeman – mit ihrem neuen Hauptdarsteller für die zweite Staffel haben die Verantwortlichen nicht nur aus Marketingsicht, sondern auch künstlerisch einen Volltreffer gelandet. Freeman ist nicht nur wieder voll bei Stimme (nach „Jekyll&Hyde“ wirkte er lange angeschlagen), sondern auch darstellerisch nach wie vor eine Ausnahmeerscheinung. Er wirkt in jeder Sekunde voll präsent und schafft das Kunststück, den Bonifatius nach außen zugleich bestimmend und sympathisch, nach innen zugleich fest im Glauben und an sich zweifelnd anzulegen.
Zum Glück war das Budget mit dem prominenten Hauptdarsteller noch nicht erschöpft, und so hat Freeman eine durch die Bank sehr gute Cast an seiner Seite. Ob Dave Mandell als an das Gute glaubender Bonifatius-Schüler Sturmius, Oliver Grice und Christian Burkhardt als für die Lacher zuständiges Lausbuben-Brüderpaar oder Katrin Wiedmann, die die zeitweise anderweitig verpflichtete Leah delos Santos würdig vertritt und als verträumte Alrun gesanglich wie schauspielerisch überzeugt. Musikalisch sticht Koffi Missah als Bischof von Mainz heraus. Sein Hauptsong leidet zwar darunter, dass die Nummer im Frank’n’Further-Stil ohne Live-Musik viel von ihrer Lebendigkeit verliert – die ganze Show läuft komplett zu Orchesterplaybacks, was hier besonders bedauerlich ist. Aber hörenswert ist es trotzdem, beherrscht Missah doch das kontrollierte Schreien hoher Töne perfekt; er ist mit Sicherheit auch ein hervorragender Judas.
Die Tanzcast ist sehr gut aufeinander abgestimmt, das Ensemble spielfreudig – zwei dicke Pluspunkte für die Produktion.
Das Bühnenbild ist simpel, aber ausreichend: Drei große, farbig bespannte Quader werden von als Mönchen verkleideten Technikern in den Szenenwechseln verschoben und deuten neue Räume an. Dazu ein paar kleinere Bühnenwagen, wenige Requisiten – wohl ein (zu verschmerzendes) Zugeständnis an das Produktionsbudget.
Schön ist die inhaltliche Idee, die historische Handlung ähnlich wie bei „Aida“ in einen Prolog und einen Epilog in der Jetztzeit zu stellen – und damit das traurige Ende der Haupthandlung mit einem Schuss Hoffnung zu versehen. Die Inszenierung von Reinfried Schießler wirkt frisch und besticht durch Leichtigkeit und viele Anspielungen – etwa wenn das Ensemble dem König ein vielstimmiges „Töte ihn“ einflüstert und dabei klingt wie die Vampire im Film „From Dusk Till Dawn“. Ob man es dagegen mag, zum Schluss noch einmal die Botschaft des Stückes dutzendfach wiederholt besungen zu bekommen, ist wohl Geschmacksfrage – hörenswert ist es zumindest, weil die Nummer wie alle Chorstücke sehr schön einstudiert ist.
Rund zwei Drittel der Karten waren bereits vor Beginn der zweiten Staffel verkauft. Wer noch Karten bekommen kann, sollte die Anreise nach Fulda nicht scheuen – diese Produktion liegt weit über dem Niveau üblicher Stadtgeschichte-Musicals und gehört zu dem frischesten und besten, was die deutsche Musicalszene derzeit zu bieten hat.
Ob Bonifatius mit seinem Glauben an den einzigen Gott im Recht ist, muss natürlich jeder für sich entscheiden. Bewiesen ist es nicht: Während auf der Bühne die imaginäre heilige Eiche des Donnergottes Donar gefällt wurde, braute sich am Abend der Wiederaufnahme-Premiere über Fulda ein heftiges Gewitter zusammen… (Text: Robin Jantos)
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KREATIVTEAM |
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Komposition, Liedtexte | Dennis Martin |
Produktionsleitung | Michael Weiß |
Buch | Zeno Diegelmann |
Regie | Reinfried Schießler |
Musikproduktion | Peter Scholz |
Choreographie | Julia Poulet |
Kostüme | Claudia Kuhr |
Kostümassistenz | Petra Sondermann |
Bühne | Bernd-Heinrich Sogel |
Maske | Elke Quirmbach |
Licht | Sabine Wiesenbauer |
Inspizienz | Bettina Diegelmann |
Künstlerische Beratung | Peter Lotschak |
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CAST (AKTUELL) |
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**Cast 2005** | ||||
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Bonifatius | Ethan Freeman | |||
Sturmius | Dave Mandell | |||
Alrun | Katrin Wiedmann Leah Delos Santos | |||
Willibald | Artur Ortens | |||
Gewilip | Stefan Poslovski Koffi Missah | |||
Radbod | Karsten Kammeier | |||
Luidger | Ignazio Caporrimo | |||
Karlmann | Oliver Grice | |||
Pippin | Christian Burkhardt | |||
Karl Matell/Papst | Frank Lang | |||
Lioba | Manuela Floryan | |||
Mutter | Simone Kerchner | |||
Gesandter | Juan Mochales | |||
Kind | Laurenz Kohl Lenni Caesar | |||
Tanzensemble | Alexander Bellinkx Lars Fischer Clara Anzenbacher Dorothee Bretz Julie Clark Katrin Hunklinger Lemuel Pitts Robb Morris | |||
Chor | Marcus Abé David Benn Vera Bernhardt Annika Brodala Daniel Brühl Johannes Brüssau Oliver Corvino Stefanie Dallwitz Martina Dräger Eva Hahner Johanna Hartmann Vanessa Heid, | |||
Josefine Herzog-Bönsch, Ramon John, Lea Johna, Louisa Kehler, Laura Konen, Andreas Langsch, Sascha Mahnel, Thomas Reck, Theresa Schäfer, Johannes Trageser, Eric Voss, Bernadette Wahl, Sebastian Wartini, Regina Winter |
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CAST (HISTORY) |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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