Für Celena Pieper stand schon früh fest: Ihr Weg soll sie auf die Bühne führen. Die junge Musicaldarstellerin hat sich als Prinzessin Anna in der deutschsprachigen Erstaufführung von Disneys „Die Eiskönigin“ verewigt und gehört bei den Freilichtspielen Tecklenburg zu den wiederkehrenden Stars. Celena erzählt uns im Interview von ihrem Weg auf die Bühne, ihren Traumrollen für die Zukunft und was für sie den Charme von Deutschlands größter Musicalfreilichtbühne ausmacht.
Wann war für dich klar, dass du Musicaldarstellerin werden möchtest?
Ich habe immer schon gerne gesungen. Früher in der Grundschule war ich im Kinderchor, später im Jugendchor. Dort durfte ich schon erste Musicalerfahrungen sammeln. Neben der Realschule habe ich als Hobby in der Tanzschule Hull in Osnabrück getanzt. Wir hatten mit unserer Tanzgruppe einige Auftritte auf Meisterschaften. Zusätzlich habe ich zweimal bei dem Integrativen Musical der Tanzschule Hull mitgewirkt („On the Telly“ 2009/10, „Magic Journey“ 2011/12). Bei diesem Projekt wird ein Jahr lang jedes Wochenende geprobt, zusammen mit Menschen mit und ohne Behinderung. Es war wirklich ein Herzensprojekt, welches mir unglaublich viel Spaß gemacht hat und neben der Schule ein super Ausgleich war. Parallel dazu habe ich 2009 und 2013 bei den Musical-Amateur-Projekten der German Musical Academy in Osnabrück mitgewirkt. Dort war ich 2009 bei „Die Schöne und das Biest“ im Ensemble und 2013 habe ich bei „Footloose“ die Hauptrolle Ariel gespielt. Diese ganzen Erfahrungen haben meinen Wunsch, Musicaldarstellerin zu werden, gefestigt.
Meine Eltern haben mich auf diesem Weg immer unterstützt und zu allen Auftritten begleitet. Der Rest der Familie war eher skeptisch und hat es nicht als einen richtigen Beruf angesehen. Diese Meinung hat mich aber nie an meinen Plan gehindert.
Mit deinem Abschluss 2019 stehst du nunmehr das fünfte Jahr auf den Brettern, die die Welt bedeuten – und hast als Anna in der deutschsprachigen Erstaufführung von „Disney’s Die Eiskönigin“ einen Raketenstart ins Business hingelegt. Wie kam es dazu?
In dem verfluchten Corona-Jahr 2020 bin ich ohne Vorahnung zur Audition von „Die Eiskönigin“ gegangen und habe dort sowohl für die Elsa als auch für die Anna vorgesungen. Es war also ein ganz normaler Audition-Prozess, bei dem noch zwei weitere Runden folgten, in denen das Team sich bei mir auf die Anna fokussierte. Als dann irgendwann das Telefon schellte und ich die Zusage für die Rolle der Anna bekam, war ich vollkommen überwältigt!
Wie blickst du auf die Zeit bei der „Eiskönigin“ zurück?
Es war eine sehr bedeutsame Erfahrung für mich – in allen Richtungen. Nach dem Studium war Anna meine erste Hauptrolle. Und dann auch noch in einer deutschsprachigen Erstaufführung von Disney! Die Probenzeit, Pressetermine, erste Kostümanproben, der „Wetten, dass…???“-Auftritt und die große Premiere sind alles Dinge, die ich nie vergessen werde. Ich habe es geliebt, diese Rolle zu spielen, da sie mir jedes Mal so viel Energie gegeben hat. Zwei Jahre lang sechsmal die Woche das Gleiche zu spielen, ist allerdings auch eine große Herausforderung, welche nicht immer einfach war. Ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung, da ich daran wachsen konnte und gelernt habe, achtsam mit meinem Körper umzugehen und Energien einzuteilen.
Kannst du die für dich wichtigsten und prägendsten Stationen auf deinem Weg von der Ausbildung bis zum Casting der Rolle Anna für uns beschreiben?
Das Musicalstudium zählt natürlich zum größten Teil dazu. Am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück durfte ich 4 Jahre lang intensiv Tanzen (Jazz, Ballett und Steppen), Schauspiel und Gesang lernen. Innerhalb einer Woche hatten wir 10,5 Stunden Tanzunterricht, 6 Stunden Schauspielunterricht, 2 Einzelgesangsstunden, Korrepitition plus Gruppenunterricht wie Liedinterpretation, Pädagogikstunden und mehr. Es war eine Zeit, die mich körperlich wie auch psychisch ziemlich herausgefordert hat und in der mir meine Eltern sehr viel Zuspruch gegeben haben. Dafür bin ich für immer dankbar, denn dadurch habe ich viel Kraft geschöpft, dieses anspruchsvolle Studium abzuschließen.
Während des Studiums durfte ich weitere Bühnenluft schnuppern. Im Theater Osnabrück spielte ich im Musical „Chaplin“ die Rolle der Oona und im Theater Hagen im Musical „In The Heights“ die Rolle der Vanessa. Nach dem Studium bekam ich 2019 ein Engagement bei den Freilichtspielen Tecklenburg im Ensemble bei „Don Camillo und Peppone“ und „Doktor Schiwago“. Während dieser Zeit bewarb ich mich bei „Tanz der Vampire“ und bekam die Position des Swing mit Cover Sarah. Im Anschluss daran war ich ein Teil von Sound of Musics „This is the Greatest Show“.
Eine Karrierestation, von der vielleicht nicht alle wissen, fand im TV statt. Wie blickst du auf die Zeit bei „The Voice of Germany“ zurück?
„The Voice“ war eine tolle Erfahrung. Es war super aufregend, vor einem Millionen-Publikum auf der Bühne zu stehen. Diese Art von Karriere schließe ich für die Zukunft definitiv nicht aus. Neben Musical liebe ich es, Pop zu singen. Bei meinen Solokonzerten versuche ich deshalb immer, auch ein paar Poplieder einzubauen. Zu eigenen Songs bin ich leider noch nicht gekommen, aber ich hoffe, da in Zukunft Zeit für zu finden.
Als Anna bist du nun auch auf CD verewigt. Wie ist es, sich selbst auf einer Aufnahme zu sehen und zu hören?
Als ich die CD-Aufnahme von „Die Eiskönigin“ das erste Mal angehört habe, konnte ich es nicht glauben und war einfach unendlich stolz. Wenn ich allerdings selbst Videos oder Aufnahmen mache, bin ich meistens sehr kritisch.
Sind für dich Sarah und Anna ähnliche Figuren, und inwiefern ähneln sie dir selbst?
Beide wirken sehr naiv und neugierig. Sarah folgt dem Grafen und Anna folgt Elsa – beide aber, ohne über die möglichen Gefahren nachzudenken. Ich persönlich würde nicht einfach einem alten Mann hinterherlaufen, aber ich habe großen Respekt davor, wie furchtlos Sarah ist. Ich kann mich eher mit Anna identifizieren, da ich wie sie auch öfter mal tollpatschig unterwegs bin. Außerdem würde ich auch für meine Familie alles stehen und liegen lassen, um ihnen bei Problemen zu helfen.
Der Freilichtbühne Tecklenburg bist du durch zahlreiche Engagements verbunden. Was macht für dich den Reiz von Tecklenburg aus? Und wie war für dich die aktuelle Spielzeit?
Tecklenburg ist einfach idyllisch. Ich arbeite so gerne dort. Die Bühne ist riesig und es ist einfach ein anderes Lebensgefühl, in der freien Natur zu arbeiten. Natürlich ist man eben auch schlechten Wetterverhältnissen ausgesetzt und man wird hier und da richtig nass, aber mit der Zeit lernt man, auch damit umzugehen.
Die Probenzeit war sehr intensiv. Nach der Premiere von „Mamma Mia!“ haben wir direkt mit den Proben für „3 Musketiere“ begonnen. Das war auf jeden Fall eine körperliche Herausforderung. Auch wegen den immer schwankenden Wetterverhältnissen dort muss man einfach aufpassen, nicht krank zu werden. Ich habe immer versucht, mir zwischendurch kleine Pausen zu gönnen und in den Pausen beispielsweise zu schlafen. Das hat mich gesund durch die Spielzeit gebracht. Die zwei Rollen haben mir unglaublich viel Spaß gemacht.
Was sind jeweils deine Highlights in den beiden Stücken?
In „3 Musketiere“ war mein Highlight das Duett „Alles“ mit Raphi. Der Moment, auf den Treppen herumgeschoben zu werden und dabei diesen wundervollen Song zu singen, war in jeder Show ein Geschenk. Bei „Mamma Mia!“ war es in jeder Show „Was ist das für ein Spiel?“ und „Unter Beschuss“. „Was ist das für ein Spiel?“ hat mir unglaublich viel Spaß gemacht, zu singen. Noch dazu ist es eine besondere Szene, da Sophie das erste Mal eine Antwort auf ihre lang ersehnte Frage bekommt, wer ihr Vater sein könnte. Bei „Unter Beschuss“ war es jedes Mal aufregend, durchs Ensemble zu laufen. Die Nummer hatte durch die Choreo, Kostüme und den ganzen Nebel auf der Bühne etwas Unheimliches, was ich sehr mochte.
Was werden jetzt deine nächsten Projekte und Engagements sein?
In der nächsten Zeit stehen zuerst einmal ein paar Konzerte an. Am 26.10.24 singe ich als Solistin bei dem neuen Konzertformat „All about Musical“ in Merzig. Am 09.11.24 darf ich erneut bei der „Musical Broadway Show“ in Neumünster als Solistin dabei sein. Im Dezember sind es dann gleich vier Konzerte: Zum einen zwei Solokonzerte in Hamburg im Chilehaus am 05. und 06.12. mit „Stars and Stage“ und zum anderen bin ich bei dem Format „Musical Unplugged“ am 13.12.24 in Solingen und am 14.12.24 in Itzehoe dabei.
Ab dem 17.12. beginnen die Proben für „Catch me if you can“ am Stadttheater Bremerhaven, wo ich die Rolle der Brenda Strong übernehme. Die Premiere wird am 01.02.2025 sein.
Danke für den Ausblick in dein professionelles Leben. Gestatte uns noch ein paar private Fragen: Was magst du in deinem Alltag überhaupt nicht?
Ich mag es nicht, wenn Menschen unzuverlässig sind oder wenn ich zu viele Punkte auf meiner To Do Liste auf einmal abarbeiten muss!
Was sind deine Hobbys, wenn du mal wohlverdiente Freizeit genießt?
Stand-Up-Paddle auf dem Stadtparksee oder der Alster, in schöne Cafés gehen, im Studio neue Songs lernen und aufnehmen.
Wenn du Rollen nennen könntest, die du gerne in deiner kommenden Laufbahn mal verkörpern wollen würdest, welche wären das zum Beispiel?
Elphaba, Elisabeth und Sally Bowles sind absolute Traumrollen für die Zukunft. Die Rolle, die ich geschlechtsbedingt nicht spielen kann, aber gerne spielen würde, wäre der Tod in „Elisabeth“.
Gibt es etwas, das du in der Musicalbranche gerne anders/verändert sehen würdest?
Dass jeder als ein Ganzes betrachtet wird und nicht auf sein Aussehen, Gewicht oder Herkunft reduziert wird.
Wenn du keine Sängerin und Musicaldarstellerin geworden wärst – was wärst du dann wahrscheinlich heute?
Ehrlich gesagt, gab es keinen Plan B. Als Kind wollte ich immer schon Sängerin werden. Als ich dann später auch noch das Tanzen und Schauspielern für mich entdeckt hatte, war klar, dass ich Musicaldarstellerin werden wollte. Ich konnte mir einfach nichts anderes vorstellen und habe dann zielstrebig darauf hingearbeitet. Um meine Eltern und auch mein Gewissen zu beruhigen, habe ich nach der Realschule 2 Jahre die Fachhochschulreife im Bereich Pädagogik gemacht.
Liebe Celena! Wir danken dir herzlich für das schöne Interview und freuen uns, dass dein ‚Plan A‘ dich schon so weit gebracht hat. Ganz gespannt werden wir deinen weiteren Weg im Auge behalten!
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