Livia Caruso (Connie), Maximilian Leuchter (Tony Manero), Lucy Martens (Annette), Anja Bielefeld (Gloria) © Martin Mazur
Livia Caruso (Connie), Maximilian Leuchter (Tony Manero), Lucy Martens (Annette), Anja Bielefeld (Gloria) © Martin Mazur

Saturday Night Fever (seit 10/2024)
TiC-Theater Atelier Unterkirchen, Wuppertal

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Der dem Musical zugrunde liegende, von Sexismus geprägte Low-Budget-Film von 1977 hat überraschenderweise nicht nur John Travolta und den Bee Gees weltweiten Erfolg eingebracht, sondern eine ganze Disco-Ära in Gang gesetzt. Für eine Überraschung ist auch das TiC-Theater immer gut. So auch dieses Mal! Vielseitiges Spiel, energetische Choreographien und eigene Interpretationen gelingen dem nur neunköpfigen Laienensemble mit sprühender Leichtigkeit und großer Spielfreude.

Der junge Tony Manero fristet seinen tristen Alltag als Verkäufer. Er wünscht sich glühend, den schwierigen Verhältnissen seines Elternhauses zu entfliehen und lebt für die Samstagnächte in der Disco „2001 Odysee“. Tanzen ist seine Leidenschaft, mit der er viele Mädchen verführt. Der augenscheinlich sexistische Macho sucht im Grunde zutiefst hilflos nach dem ‚einen Mädchen‘, das den Weg nach ‚oben‘ bereits gefunden hat und bereit ist, ihm den seinen zu ebnen.

Der erste Akt ist vom Disco-Feeling geprägt. Die Auswahl der Kostüme von Maya Fichtel und Noelle Wörheide ist treffsicher und der klassischen 70er-Jahre-Disco-Mode entsprechend ausgewählt: Plateauabsätze, Schlaghosen, Glitzer, Polyester und psychedelisch grell-bunte Muster werden von den Darstellern treffend zur Schau getragen. Passend dazu ist das Make-up, bei dem der blaue Lidschatten und die voluminösen Frisuren besonders ins Auge springen.

Die stimmungsvollen Playbacks werden mit den wirkungsvollen Choreographien von Laura Trompetter abgefeiert: Das gesamte Ensemble singt und vertanzt „Disco Inferno“, „Night Fever“ und „You should be dancing“. Viel Lebensenergie, die jedoch dem Buch geschuldet oft aggressiv ist, schwappt ins Publikum über. So ist beispielsweise ebenfalls eine Schlägerei in Zeitlupe durchchoreographiert.

Die Motivation gerade der männlichen Figuren ist eben allzu oft nur wenig edel. Meist ist ihre Triebfeder, sich gegenseitig auszustechen oder ein Mädchen auf der Rückbank eines Autos flachzulegen. Es wird zunehmend ernster. Das anstehende Drama des zweiten Aktes deutet sich an: Freundschaften bedeuten in den Kreisen eines Tony Maneros nicht viel. Familie und Elternhaus stellen keine solide Basis für einen guten Start ins Leben dar. Sämtliche dargestellte Beziehungen gestalten sich schwierig. Ralf Budde verantwortet die aufgezeigte Tiefe der Figuren, insbesondere die Ambivalenzen des Protagonisten.

Das Bühnenbild von Jan Bauerndick und Frank Fischer entführt ins New York der 1970er Jahre: Z.T. durchscheinende Vorhänge zeigen die Brooklyn Bridge aus verschiedenen Perspektiven. Mit knallbunten Mustern tapezierte Wände werden von den Darstellern im Halbdunkeln auf- und abgebaut, während häufig Auf- und Abgänge aus dem Publikum heraus stattfinden. Dadurch entsteht eine besondere Nähe zu den Zuschauern, außerdem werden Umbaupausen vermieden. Die Requisiten wie die mit karierten Wachstuchtischdecken eingedeckten Esstische entsprechen sehr dem Bilde eines 70-er-Jahre-Haushaltes. Besonders eindrucksvoll ist der mit Leuchtstoffröhren ausgestattete Hintergrund im Disco-Setting. Bunte Quadrate werden mit wechselndem Farbenspiel beleuchtet. Ein Glitzervorhang und mehrere Diskokugeln dürfen natürlich nicht fehlen.  

Maximilian Leuchter entspricht nicht nur optisch der Vorstellung eines Tony Manero. In nahezu jeder Szene beherrscht er das Bühnengeschehen mit charismatischer Präsenz. Leuchter beeindruckt rollendeckend zudem als starker Tänzer, führt das gesamte Ensemble an oder bietet seinen Tanzpartnerinnen starke Führung. Im Spiel des ambivalenten Charakters zeigt er sich ebenfalls als sehr gute Besetzung der Rolle. Es gelingt ihm, voller Spannung und Präzision die Choreographien zu vertanzen und gleichzeitig die bekannten Songs der Bee Gees seiner Tonlage entsprechend zu interpretieren. Leuchter besticht durch warmes Timbre im Gesang und wirkt in Dialogen messerscharf in seiner Sprechstimme. Die harten Demütigungen der weiblichen Figuren wie auch die Suche nach sich selbst und der großen Liebe – alles kauft der Zuschauer ihm ab („Immortality“).

Die kühle und doch so unsichere Stephanie Mangano wird gekonnt wandlungsfähig von Leonie Hackländer interpretiert. Ebenso überzeugt sie gesanglich mit vielen Emotionen. In der Premierenvorstellung fehlt es Hackländer in der Rolle der hervorragenden Tänzerin jedoch noch an Sicherheit.

Lucy Martens spielt mit Annette eine ebenfalls vielschichtige Figur, der es vor allem an Selbstvertrauen fehlt. So gerät das Mädchen in heftige emotionale Strudel, die Martens überzeugend verkörpert. Die Konkurrenz um ihren Schwarm Tony Manero tanzt sie sinnbildlich an die Wand. Ihr gefühlvolles Solo „If I can´t have you“ schafft Gänsehautmomente.

Bobby C, der linkische Teenager, wird von Victor Kuhlen sehr gefühlvoll und authentisch dargestellt, sodass er zu Recht die Sympathie des Publikums einheimst. Gesanglich beeindruckt Kuhnen durch die starken Interpretationen seiner Soli, allen voran „Tragedy“. Kuhlen steckt nicht nur den Rollenvorlagen entsprechend Alexander Klein als seinen Kumpel Double J sowohl in Gesang als auch im Spiel in die Tasche.

Anja Bielefeld verkörpert DJane Gloria (im Originalbuch DJ Monty). Sie gestaltet mit ihren Gesangsparts zahlreiche Brücken zwischen einzelnen Szenen. Dabei ist sie keineswegs als Lückenbüßerin, denn vielmehr als vielleicht stärkste Sängerin und ebenso impulsive Tänzerin des Ensembles zu sehen.

Vassilis Sachinidis, Astrid Gottschalk und Livia Caruso stehen für insgesamt acht kleinere Rollen auf der Bühne, was ihnen eine große Wandlungsfähigkeit abverlangt, der sie jedoch mit Bravour gerecht werden.

Spielfreude, Leidenschaft und Talent der Darsteller trösten über den Einsatz von Playbacks mit Leichtigkeit hinweg – zumal diese im Genre der Discomusik nicht einmal unpassend wirken.

 
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KREATIVTEAM
InszenierungRalf Budde
Musikalische LeitungStefan Hüfner
ChoreographieLaura Trompetter
BühnenbildJan Bauerdick
Frank Fischer
KostümbildMaya Fichtel
Noelle Wörheide
MaskeElke Quirmbach
 
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CAST (AKTUELL)
Tony ManeroMaximilian Leuchter
Florian Siegmund
Stephanie ManganoLeonie Hackländer
Nina Jestel
Bobby CDennis Gottschalk
Victor Kuhlen
AnnetteLucy Martens
Michelle Ossowski
Fiona Röhring
Gloria/ KellnerinAnja Bielefeld
Giulia d´Acquisto
Liesa Solbach
Double JIlias Beckerhoff
Leon Gleser
Alexander Klein
Fosco, Tonys Chef/ Pablo/ JayAlexander Klein
Vassilis Sachinidis
Tonys Mutter/ Kundin/ Disco-GastKim Brinkhoff
Astrid Gottschalk
Linda/ ConnieLivia Caruso
Celine Okunneck
  
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TERMINE
Do, 21.11.2024 20:00TiC-Theater Atelier Unterkirchen, Wuppertal
Fr, 22.11.2024 20:00TiC-Theater Atelier Unterkirchen, Wuppertal
Sa, 23.11.2024 20:00TiC-Theater Atelier Unterkirchen, Wuppertal
So, 24.11.2024 19:00TiC-Theater Atelier Unterkirchen, Wuppertal
Do, 28.11.2024 20:00TiC-Theater Atelier Unterkirchen, Wuppertal
Fr, 29.11.2024 20:00TiC-Theater Atelier Unterkirchen, Wuppertal
So, 01.12.2024 11:00TiC-Theater Atelier Unterkirchen, Wuppertal
So, 01.12.2024 19:00TiC-Theater Atelier Unterkirchen, Wuppertal
Mi, 11.12.2024 20:00TiC-Theater Atelier Unterkirchen, Wuppertal
Sa, 14.12.2024 20:00TiC-Theater Atelier Unterkirchen, Wuppertal
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 18.10.2024 20:00TiC-Theater Atelier Unterkirchen, WuppertalPremiere
So, 20.10.2024 11:00TiC-Theater Atelier Unterkirchen, Wuppertal
So, 20.10.2024 19:00TiC-Theater Atelier Unterkirchen, Wuppertal
▼ 10 weitere Termine einblenden (bis 15.11.2024) ▼
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