© Claus Rapp
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NEUES FEATURE
Kaj Lucke wehrt sich gegen teuflisches Body-Shaming von Musical-Kritikern

Ich bin es wert, gesehen und nicht auf meinen Körper reduziert zu werden“, sagt Kaj Lucke im Gespräch mit der Musicalzentrale. Mit einem sehr emotionalen Post auf seinen Social-Media-Kanälen hat der 33-jährige Musicaldarsteller auf abwertende Äußerungen über sein Aussehen in zwei Rezensionen zu „Wolf – Das Mystical“ in österreichischen Tageszeitungen reagiert.    

Knapp drei Wochen vor der Uraufführung am 23. Mai auf der neuen Openair-Bühne am Wolfgangsee übernahm Kaj Lucke als Einspringer für die gesamte Vorstellungsserie die zentrale Rolle des Teufels. „Ich hatte nur wenig Zeit, die Rolle künstlerisch voll zu entwickeln“, so Lucke. „Ich liebe meinen Beruf über alles. Er ist für mich meine Berufung“. Deshalb sei es schmerzlich für ihn, wenn Talent und Kunst in von professionellen Autoren geschriebenen Kritiken nicht im Vordergrund stehen würden. 

Kaj Lucke in Kostüm und Maske als Teufel in „Wolf – Das Mystical“  © privat

So schreibt Peter Grubmüller von den Oberösterreichischen Nachrichten aus Linz unter der Überschrift „Wenn ein Musical baden geht“: „Wolfgang will kein Heiliger sein. Doch der mit Goldhamster-Dämonie ausgestattete Teufel (Kaj Lucke) braucht die Seele eines Wunderwirkers, sonst darf er nicht in den Himmel“. In der in Wien erscheinenden überregionalen Tageszeitung Die Presse urteilt Thomas Kramar: „Kaj Lucke ist ein pausbäckiger, bodenständiger Musical-Teufel in Metall-Kutte“. Auch in dieser professionellen Kritik sieht sich der Darsteller stark auf sein Aussehen reduziert.

Kaj, der sich in unserem Interview selbst als „Darsteller mit einem italienischen Genussbäuchlein“ bezeichnet, will sich nicht „kasteien oder verbiegen lassen, in etwas das ich nicht bin“. Problematische Formulierungen wie die der beiden Kritiker bezögen sich nicht auf seine Leistung als Darsteller, sondern seien ein „Eingriff in meine Privatssphäre“. Deshalb reagiert er auf das Bodyshaming mit diesem sehr emotionalen Posting auf Facebook und Instagram:

Quelle: Instagram.com / @kajlouislucke


Allein auf Instagram wurde dieser Beitrag bisher von 963 Personen geliked und mit 126 Kommentaren versehen. „Die Reaktionen waren durchweg positiv“, freut sich Kaj. Er sieht einen Wendepunkt in der Kunst, auch im Musical, „einem Business, das nach Perfektionismus strebt“. Kaj weiter: „Alle sind herzlich eingeladen, nicht das Böse darin zu sehen, sondern Veränderungen mit offenen Armen zu begegnen“. Dabei ist er sich sicher, dass die junge Generation dazu bereit ist, die Kunst diverser zu gestalten und ein „normales Leben“ darzustellen. Zuschauer und Kritiker können sich übrigens bei den diesjährigen Seefestspielen Mörbisch davon überzeugen. Kaj steht hier im Juli und August im Ensemble von „My Fair Lady“ auf der Bühne.

 
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