It Only Took a Kiss (seit 10/2024)
MiR (Foyer Großes Haus), Gelsenkirchen

Anke Sieloff und Gaines Hall bitten im Musiktheater im Revier zum Mitswingen innerhalb ihrer etwas verträumten und doch so herzerwärmenden Show, in deren Mittelpunkt jazzige Musicalklassiker stehen.

Die Bühne im Großen Haus ist festlich mit einem offen drapierten roten Vorhang geschmückt. Der Aufbau der Band ist in warmes Licht getaucht, als Anke Sieloff und Gaines Hall in schwarz-glitzernden Outfits die Bühne betreten.

In Gelsenkirchen ist Anke Sieloff seit 30 Jahren als festes Ensemblemitglied ein Begriff. Die Opern-, Operetten-, Musical- und Chansonsängerin hat sich seit langem einen Namen gemacht.

Der US-amerikansche Künstler Gaines Hall spielt seit nunmehr über 30 Jahren an deutschen Bühnen und ist darüber hinaus u.a. als Choreograph und Regisseur tätig. Zudem ist Hall Kollege und guter Freund der Sieloff.

Beide lassen Expertise, Herzblut sowie gemeinsame und persönliche Bühnenerfahrungen in die Gestaltung des Musicalkonzertes „It only took a Kiss“ einfließen und stiften somit einen Abend gute, herzerwärmende und stimmlich beeindruckende Unterhaltung. Dabei bedienen sie sich vorwiegend der Partitur von Musicals aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sowie Musicalrevuen und angrenzender Jazz- und Swingnummern ebenso wie einiger Chansons in deutscher Sprache („Lernen wie man lebt“, „So oder so ist das Leben“).

Da Sielhoff und Hall die Auswahl der Songs selbst treffen durften, führen sie die jeweiligen Stücke mit persönlichen Anekdoten ein, sodass ein roter Faden durch die Verbindung der beiden Interpreten zueinander wie zu ihrer Kunstform und in der Ansprache ans Publikum entsteht. Es erscheint so, als sängen, tanzten und erzählten die zwei Künstler für jeden einzelnen Zuschauer. Die Veranstaltung erhält dadurch einen sehr persönlichen, nahezu intimen Rahmen, der ans Herz geht. Das Konzept geht auf. Die Spiel- und Singfreude der beiden schwappt bereits beim Opening („It only took a Kiss“) in den Zuschauerraum über.

Ganz der Choreograph und Tänzer gibt Hall zahlreiche Stepptanzpassagen zum Besten und bittet Sieloff mehrfach zum Tanz. Es ist schön mit anzusehen, wie die beiden auf der Bühne harmonieren, erzählen sie doch auch die Geschichte ihrer Freundschaft zueinander. Dass einige Tanzpassagen nur wenig abgesprochen oder einstudiert wirken, verzeiht der Zuschauer aufgrund der entwaffnenden Authentizität der beiden Künstler.

So werden Stücke aus den Federn Cole Porters, Stephen Sondheims, Jerry Hermans und einigen weiteren interpretiert. Kurz erzählen Sieloff und Hall die Geschichte der entsprechenden Musicals, wie „Anything Goes“, um den Zuschauer rasch ins ursprüngliche Setting der jeweiligen Songs einzuführen. Teilweise werden die Songs entsprechend halbszenisch interpretiert, was eine durchgehend gute Unterhaltung garantiert.

Aus eigenem Anliegen feiern die beiden Protagonisten Tribute an große Künstlerinnen deutschsprachiger Bühnen wie Angelika Milster und Caterina Valente, um nur zwei dieser großen Namen zu nennen.

Im Finale hat Patricia Martin, die für die musikalische Leitung an diesem Abend verantwortlichist , ein Medley aus den jüngsten Bühnenerfolgen Halls und Sieloffs zusammengestellt: Große Nummern aus „Hello Dolly!“ und „La Cage aux Folles“ wurden miteinander verwoben, sodass beide Künstler hier noch einmal wahrhaft brillieren können.

Die 8-köpfige Band bedient 13 Instrumente im Wechsel und ist insgesamt sehr wandlungsfähig, spielt mit großer Leidenschaft und verbreitet durch entsprechende Spielfreude viele positive Emotionen.

Dieser Wohlfühlabend mit Musicalhits der alten Klassiker ist für alle Jazz- und Swingliebhaber empfehlenswert, was nicht zuletzt auf das Konto der beiden Gastgeber Anke Sieloff und Gaines Hall zurückzuführen ist.