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Mel Brooks‘ Grusical „Frankenstein junior“ liefert im Wuppertaler TiC-Theater unter der Regie von Maria und Patrick Stanke und der musikalischen Leitung von Stefan Hüfner ein herrlich morbides Musicalerlebnis. Alle Darsteller sind Laien und doch so gut in Spiel und Gesang, dass jeder gut unterhalten wird, der mit schrägem, morbidem Humor etwas anzufangen weiß. Herzblut und Nähe zum Publikum – davon lebt auch diese Inszenierung, die mit schwarzem und schlüpfrigem Humor daherkommt und dennoch nicht ordinär wirkt.
Hirnchirurg Doktor Frederick Frankenstein möchte auf keinen Fall mit seinem Großvater Victor in Verbindung gebracht werden. Zunächst tritt er nur widerwillig sein Erbe in Transsilvanien an, folgt dann aber doch genau den Fußstapfen seines Ahnen. So nimmt das Unheil in Gestalt eines neuen Monsters, erschaffen von einem jüngeren Frankenstein, seinen Lauf…
Das Ensemble des TiC-Theaters Wuppertal weiß einmal mehr sein Publikum gekonnt zu umspielen – und das im wahrsten Sinne des Wortes, finden doch zahlreiche monströse Auf- und Abgänge und, sogar ganze Spielszenen, aus dem Zuschauerraum heraus statt. So ist der Zuschauer mittendrin statt nur dabei. Es bleibt beim Zuschauer, das Monster zu interpretieren, ob es nun als Fall für die Forensik durchgeht oder eine sehr menschliche Verletzlichkeit zeigt. Gerade während der Szenen, in denen Vassily Sachinidis das Monster vor allem nur mimt, da es der Sprache noch nicht mächtig ist, ist der Interpretationsspielraum immens groß.
Ethische Fragen treten hinter dem berüchtigten Humor von Mel Brooks weit zurück. So möchte das Stück an sich wie auch diese Inszenierung vor allem unterhalten und nicht belehren. Und das gelingt hier ziemlich gut!
Für so ein kleines Theater fahren Jan Bauerdick und Benedikt Ogiolda mit erstaunlich aufwendigen Bühnenbildern auf: Zahlreiche Vorhänge, die das jeweilige Bild in der Tiefe begrenzen, sind mit liebevoll gestalteten, düsteren Comic-Szenen versehen. Hinter den blickdichten Vorhängen können Umbauten vor dem Publikum verborgen stattfinden. So entstehen neben dem Hörsaal der Medizinischen Fakultät in New York außerdem eine Hafenszene, das Labor Frankensteins und dessen Bibliothek. Eine Falltür, die sich auf dem Steg vor der Bühne befindet, wird ebenfalls wie selbstverständlich zum Auftritt der Figuren genutzt.
Eine große Anzahl an Requisiten sind einfach, aber zweckmäßig, wie die Pferdekutsche, der Seziertisch und das sich drehende Bücherregal als Pforte zum Geheimgang in Frankensteins Labor. Einen besonderen Clou stellt die sogenannte „Landeshirnstelle“ dar. Der Aufbau diverser Gehirne und der Einwurf dieser wirken besonders bizarr und doch so detailreich, dass sich hier auch von liebevoller Gestaltung sprechen lässt.
Der Cast ist in Kostümen von Sarah Prinz ihren Rollen entsprechend angemessen ausstaffiert: Allesamt wirken eher bieder – bis auf die stutenbissigen Damen sexy Inga (Guilia D’Acquisto) und Fredericks intrigante Verlobte Elizabeth Benning (Lucie Martens). Diese beiden Ladys zeigen, was sie an weiblichen Reizen aufzubieten haben – und wissen diese auch gekonnt zur Schau zu stellen und so überspitzt einzusetzen, dass der dargestellte Sex weniger ordinär denn komisch daherkommt.
Elke Quirmbach konnte sich als Maskenbildnerin vor allem am Monster (Vassily Sachinidis) ausleben. Eine schöne breite, realistische OP-Narbe prangt auf dessen Stirn über seinem scheelen Blick. Sachinidis spielt die Rolle mit viel Komik – vor allem durch sein starkes mimisches Spiel. Den Wandel vom Ungeheuer zum standfesten Lover kauft man ihm ebenfalls ab.
Aus den gelungenen Choreographien von Eveline Gorter stechen die vom Ensemble beschwingt ausgeführten, raffinierten Schrittkombinationen zu „Puttin‘ on the Rizz“ besonders hervor. Das Stück verliert im Finale leider in der klamaukigen deutschen Textversion „Pudding in the Ritz“ an Stärke im Ausdruck, passt aber zum teilweise sehr seichten Humor des Buches.
Frau Blücher, gespielt von Tanisha Mais, erntet immer wieder Lacher, wenn der irgendwann fast tot gerittene Gaul im Hintergrund bei Nennung ihres Namens wiehert und sie mit unaufgeregter Empörung und Augenrollen dem Gewieher aus dem Publikum kontert. Mel Brooks lässt humorig grüßen! Gleichsam berührt Mais durch ihre Interpretation von „Ich war stets sein Liebling“, nicht zuletzt wegen ihrer stimmlichen Treffsicherheit.
Leon Gleser, der als Doktor Frederick Frankenstein nahezu jede Szene beherrscht und das Ensemble anführt, wirkt nur kurzzeitig vor der Pause ein wenig außer Atem. Seine Spielfreude und auch seine gesangliche Leistung weiß ansonsten zu überzeugen. Außerdem harmoniert er unheimlich gut mit Spielpartnerin Giulia D’Acquisto als Inga.
Christian Michalak gibt einen hervorragenden buckligen Igor, der seinem neuen Herren Frankenstein junior in nahezu jeder Lebenslage beisteht. Zunächst rollendeckend im gekrümmten Gang, später leichtfüßig beschwingt bei der Performance der Choreographien strahlt er trotz seiner düsteren Optik im Henkerkostüm durchgängig eine entwaffnende Herzlichkeit aus. Es ist eine wahre Freude, ihm beim Spiel mit dem Publikum zu folgen. Auch trifft er jeden Ton, was ihn neben Gleser schon als heimlichen Helden der Vorstellung durchgehen lässt.
Auch diese hauseigene Inszenierung lohnt den Besuch des TiC-Theaters. Humor und Leichtigkeit in düsterer Atmosphäre sind garantiert. Einziges wahres Manko: Die Musik kommt in der Vorstellung nur als vorproduziertes Playback über die Lautsprecher.
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Patrick Stanke Maria Stanke |
Musikalische Leitung | Stefan Hüfner |
Choreographie | Eveline Gorter |
Bühne | Jan Bauerdick Benedikt Ogiolda |
Kostüme | Sarah Prinz |
Maske | Elke Quirmbach |
Licht | Ralf Budde |
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CAST (AKTUELL) |
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Doktor Frederick Frankenstein | Leon Gleser Victor Kuhlen |
Igor | Christian Michalak Timon Strick |
Inga | Giulia D´Acquisto Anastasia Jungk |
Frau Blücher | Beril Erugullari Tanisha Mais |
Elisabeth Benning | Lara Erlach Lucie Martens Janina Guntermann |
Kemp | Christina de Bruyckere Hans-Willi Lukas |
Ludwig/ Eremit | Kai Dahlberg Torsten Kress |
Monster/ Bertram Battram | Niklas Schier Vassily Sachinidis |
Dorfbewohner | Michelle Ossowski Nadine Otto Morgana Ringer |
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GALERIE |
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TERMINE |
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