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Das Jahr 2024 ist für die Freilichtspiele Tecklenburg ein besonderes Jubiläum: Deutschlands größte Open-Air-Musiktheaterbühne feiert ihr nunmehr 100-jähriges Bestehen mit Staraufgebot und den beliebten Musicals „Drei Musketiere“ und „Mamma Mia!„. Natürlich durfte die Saison nicht ohne die immer ausgebuchte Pfingstgala, traditionell seit Jahren unter dem Motto „Musical meets Pop„, beginnen. Mithilfe der fantastischen Solisten, die sich allesamt bestens bei Stimme zeigen, gelingt Intendant Radulf Beuleke und Mitorganisator Sascha Krebs wieder ein starker Auftakt für den Musicalsommer.
Am Pfingstmontag, wenn das ansonsten verschlafene Örtchen Tecklenburg nach mehrmonatiger Ruhephase wieder von Sitzpolstern schleppenden Musical-Pilgern überrannt wird, beginnt offiziell die Freilicht-Saison für viele Genre-Fans. Radulf Beuleke, der von den 100 Jahren schon 47 dabei ist, präsentiert in der Pfingstgala mit namhaften Solisten musikalische Auszüge aus den kommenden Bühnenstücken und setzt auf eine von den Künstlern selbst getätigte bunte Auswahl an zusätzlichen Songs aus den Bereichen Musical, Pop und Rock. Dabei führt er zusammen mit Darsteller Sascha Krebs, der seit Jahren die Gala mitorganisiert, als Moderator durch den Abend, der von der neunköpfigen Liveband unter Leitung von Giorgio Radoja musikalisch bestens begleitet wird.
Von stimmiger Licht- und Bühnentechnik eingerahmt kommen die bekannten Musical-Größen mit ihren Solonummern, Duetten und Gruppensongs visuell optimal zur Geltung. Das herrliche Wetter und die goldene Nachmittagssonne, die Tecklenburg vor allem zur Pfingstgala zumeist schmerzlich fehlen, hüllen die Sängerinnen und Sänger in träumerisches Licht. Die zum Teil durch ungleichmäßiges Austarieren entstehenden Tonprobleme pendeln sich im Laufe des Abends immer mehr ein: Im ersten Teil des Abends ist die Band gegenüber des Gesangs zu laut abgemischt und allgemein scheinen die Mikrofone der Interpreten recht gedämpft, sodass leider einiges von der stimmlichen Strahlkraft der tollen Künstlerriege eingebüßt wird. Glücklicherweise sind diese Probleme mit dem zweiten Akt passé, sodass man trotz der wuchtigen Rocksongs die Solisten gut heraushören kann.
Radulf Beuleke führt mit seiner kultigen Art durch den Abend. Herrlich „understated“, leicht schrullig mit einer großen Portion Selbstironie und abenteuerlich hergestellten Zusammenhängen sorgt er für heitere Stimmung und herzhafte Lacher. Mit einigen Anekdoten zu den letzten Jahrzehnten des Festspielsommers, die er maßgeblich mitgeprägt hat, zollt er dem 100. Jubiläum ebenfalls seinen Tribut. Beuleke zeichnet für den Wechsel auf das Musical-Genre in Tecklenburg verantwortlich. Auch die Solisten haben sichtlich Spaß an seinen etwas zerstreuten, entzückenden Moderationen, sodass der gesamte Abend herrlich seicht daherkommt.
Als der Opener „Mamma Mia“ von allen Solisten angestimmt wird, springt das Publikum direkt begeistert auf und klatscht mit – der Grundstein für die Stimmung der Pfingstgala, die sich so durch die gesamte Veranstaltung zieht und eine besondere Energie zwischen Auditorium und Künstlern entstehen lässt. Leicht enttäuschtes Raunen geht durch die Reihen, als Pia Douwes als einzige der angekündigten Solisten nicht beim ersten Lied mit auf der Bühne steht. In einem fast schon nicht mehr zu hoffen gewagten Überraschungsmoment tritt die Grande Dame des Musicals aber im späteren Verlauf in Erscheinung und singt „Sie ergibt sich nicht“ aus „Rebecca“, was begeisterte Ovationen nach sich zieht, die Douwes sichtlich bewegen. Ein besonderer Moment! Mit „Ich verlier‘ den Verstand“ aus dem Sondheim-Musical „Follies“, das sie aktuell am Staatstheater Wiesbaden spielt, gelingt ihr ein weiterer bewegender Bühnenmoment.
Bettina Mönch begeistert auf ganzer Linie mit einem selten so kraftvoll dargebotenen „Milady ist zurück“ aus „Drei Musketiere“, mit dem sie einen fabelhaften Vorgeschmack auf ihre Rolle als Milady de Winter in Tecklenburg gibt. Mit „What’s Up“ von 4 Non Blondes schmettert sie einen Alternative-Rock-Klassiker, der bestens zu ihrer Stimmfarbe passt. Auch in den Gruppennummern sticht Mönch stets mit großer Stimme und übersprühender Energie heraus.
Wietske van Tongeren singt ein bewegendes „Ich hab‘ geträumt“ aus „Les Misérables“, das sie aktuell am Gärtnerplatztheater München spielt, und beweist einen beeindruckenden Stimmumfang. Ihre beeindruckendes Timbre setzt sie außerdem in „Der Sieger hat die Wahl“ aus „Mamma Mia“ ein, das sie mit großen Gefühlen interpretiert und Vorfreude auf ihre Verkörperung der Donna in Tecklenburg weckt.
Celena Pieper gibt mit „Zum ersten Mal“ aus Disneys „Die Eiskönigin“ eine stimmstarke Retrospektive auf ihre bisher größte Rolle und weiß im Duett mit Raphael Groß zu „Alles“ aus „Drei Musketiere“ zu gefallen. Mit gekonnten Riffs und beeindruckender Stimmkontrolle zeigt sie eine poppig-soulige Facette im Whitney Houston-Klassiker „I Wanna Dance With Somebody“, der das Publikum zum Mittanzen verführt.
Kevin Tarte sorgt schon durch seine bloße Anwesenheit für begeisterten Applaus, kann diesem aber auch gesanglich gerecht werden: Mit der Hymne „I Am What I Am“ weckt er große Hoffnungen, ihn als Zaza in einer Produktion erleben zu dürfen. Hochemotional und den Tränen nahe interpretiert er Udo Jürgens‘ „Was wichtig ist“ und generiert einen wahren Gänsehautmoment, in dem das Publikum sichtlich mitfühlt.
Raphael Groß gibt mit „Heut‘ ist der Tag“ einen Vorgeschmack seines träumerischen und gleichermaßen temperamentvollen D’Artagnan in Tecklenburg und schlüpft mit dem Bon Jovi-Song „It’s My Life“ schon kurzzeitig in seine kommende Rolle des Romeo, die er ab kommendem Herbst in Hamburgs „& Julia“ erstmals auf einer deutschen Bühne gestalten wird.
Alexander Di Capri gibt das düster-verschlagene „Raise a Little Hell“ aus „Bonnie & Clyde“ zum Besten und begeistert mit swingender Stimme zu Frank Sinatras „My Way“. Christian Schöne gibt einen beschwingten Sarastro aus dem neuen Musical „Die Zauberflöte“ mit dem peppigen „Schrei! Mein Herz brennt“ und tritt mit Michael Jacksons „Man in the Mirror“ in große Fußstapfen.
Als wahre Rampensau entpuppt sich abermals Patrick Stanke, der bei „From Now On“ aus „The Greatest Showman“ einen beeindruckenden stimmlichen und performativen Bogen schlägt: Mit tiefer, introvertiert daherkommender Stimme beginnt er das Lied, das er beeindruckend aufbaut, sodass Stanke am Ende des Songs wie ein Popstar durch das Publikum rennt und mit der ersten Reihe abklatscht – einzig ein Stage Dive hätte hier noch gefehlt! Mit „Abenteuerland“ von Pur und „Legenden“ von Max Giesinger gelingen Stanke weitere von Ovationen und Klatschsalven begleitete Showstopper.
Mit charmanter Art und großer Stimme sorgt Sascha Krebs mit dem Bigband-Song „Don’t Break the Rules“ aus „Catch Me If You Can“ für gute Laune. Mit unglaublicher technischer Präzision singt er die Rocksongs „Teenage Dirtbag“ von Wheatus und „Livin‘ on a Prayer“ von Bon Jovi. Auch bei der Gruppennummer „Don’t Stop Believing“ von Journey brilliert er stimmlich. Alle Männer, angeführt von Krebs, schmettern gemeinsam den Gute-Laune-Song „Seize the Day“ aus dem selten gehörten Musical „Newsies“ – die Hoffnung, dass in Tecklenburg demnächst vielleicht auch solche Musical-Neuheiten gewagt werden könnten, keimt dabei auf.
Die ganze Riege an Solisten performt zudem zu bester Laune „Waterloo“ als Zugabe und Finale des zweiten Teils und entlässt ein beschwingtes und vorfreudiges Publikum in den von einem strahlenden Sonnenuntergang gekrönten Spätabend. Die Musical-Saison in Tecklenburg kann starten!
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Giorgio Radoja |
Moderation | Radulf Beuleke Sascha Krebs |
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CAST (AKTUELL) |
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GALERIE |
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TERMINE |
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TERMINE (HISTORY) |
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Mo, 20.05.2024 18:00 | Freilichtspiele, Tecklenburg |