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Ingos Fernsehsessel - "Singin' in the Rain" Einmal pro Monat werde ich mich in meinen Fernsehsessel setzen und mir für euch einen Musicalfilm ansehen. Da werden bekannte Streifen dabei sein, aber auch Unbekanntes oder Vergessenes. |
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von Ingo Göllner
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Nichts an dieser Szene wirkt irgendwie real: Ein Mann hat gerade das Mädchen, in das er sich verliebt hat, zum ersten Mal geküsst und geht debil lächelnd und singend durch einen Straßenzug, dessen Häuserzeile ihre Papp- und Holzkonstruktion nicht verleugnen kann. Hunderte Liter Wasser prasseln auf ihn herab, die die Abflüsse nicht fassen können. Der Mann spritzt beim Tanzen damit herum, springt durch die Gegend wie ein ausgelassenes Kind, tänzelt über Bordsteinkanten, schwingt sich um Straßenlaternen herum und strahlt dabei pures Glück aus. An einer Stelle setzt die Musik aus. Der Mann verharrt in seiner Pose, scheint den Regen auf seinem nach oben gerichteten Gesicht zu genießen und die Textzeile "I‘m happy again" scheint vor Lebensfreude fast zu platzen. Das unnatürlich warme Licht steht im krassen Kontrast zum Regen an sich und den grauen, unfreundlich wirkenden Gebäuden. Die roten Hydranten und grünen Pflanzen stechen geradezu knallig hervor. Magie, wie sie nur das Kino erschaffen kann. Pure Leichtigkeit – von Gene Kellys Bewegungen (trotz 39 Grad Fieber beim Dreh) über die geschmeidige Kamera bis zur Orchestrierung des Songs – die durch die Regentropfen und das fließende Wasser auf Gehweg und Straße unterstrichen wird.
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Trotzdem macht dieser Film auch heute noch unglaublich viel Spaß. Die Schwerelosigkeit und Akrobatik der Tänze, die Chemie im Ensemble (auch wenn die Arbeit mit Kelly laut Reynolds mehr als schwierig gewesen sein soll), das hervorragende Drehbuch, die schreiend komische Ton-Gags bei der Testvorführung von "König der Duelle"" durch beim Dreh falsch aufgestellte Mikrofone, höllisch laut klappernde Perlenketten und eine Verschiebung von Bild- und Tonspur. Bei "Singin‘ in the Rain" löst sich das Filmmusical vom Theater als Herkunft seiner Stoffe oder als Schauplatz, denn viele Musicals der Zeit handelten von Broadway-Produktionen, und machte sich selbst zum Thema.
Dabei ist "Singin‘ in the Rain", genau betrachtet, nichts weiter als ein Jukebox-Musical. Arthur Freed, Chef der Musical-Abteilung beim Filmstudio MGM, war als Textdichter an einigen Filmmusical-Songs beteiligt, um die herum er ein Drehbuch schreiben ließ. Zwei Songs ("Moses Supposes" und "Make ‘Em Laugh") kamen als Neukompositionen dazu. Obwohl er heute als Klassiker gilt, stand der Streifen damals im Schatten des sehr erfolgreichen und mit sechs Oscars ausgezeichneten Vorgängers "Ein Amerikaner in Paris". Er war bei Kritik und Publikum ein ordentlicher, aber nicht übermäßiger Erfolg und konnte nur zwei Oscar-Nominierungen für sich verbuchen: für Jean Hagen als beste Nebendarstellerin und für die beste Musik in einem Musikfilm. Die kreative Ausstattung, die überbordenden Kostüme, das gewitzte Drehbuch, die hervorragende Regie, Ton und Kamera wurden übergangen.
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