Christoph Drewitz (© Franziska Hain)
Christoph Drewitz (© Franziska Hain)

3 Fragen an... Christoph Drewitz

Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Nach rund drei Monaten Zwangsquarantäne hat Regisseur Christoph Drewitz in Wetzlar ein Pop-Up-Theaterfestival auf den Weg gebracht. Wir haben mit ihm über seine persönlichen Corona-Erfahrungen gesprochen und wollten etwas mehr über “Rosengärtchen live” erfahren, das auch das ein oder andere Highlight für Musicalliebhaber bereithält. Das Festival läuft noch bis zum 17.08. 2020. Tickets gibt es unter dem Link zu den entsprechenden Shows.

Wie du im Intro zu “Rosengärtchen live” schreibst, hat die Corona-Pandemie die Kulturbranche quasi von 100 auf 0 lahmgelegt. Wie bzw. in welcher Phase deines künstlerischen Lebens hat Corona dich persönlich getroffen? Musstest du anstehende Projekte umplanen oder gar absagen?

Corona hat mich mitten in einer schöpferischen Phase getroffen. Ich war gerade an der Vorbereitung für “Ewig Jung” in Bad Vilbel, ich hatte “Priscilla” für das Landestheater Linz in den Startlöchern und auch “Ku’damm 56” in Berlin. An diesen drei Stücken habe ich gerade gearbeitet, und diese kamen dann auch alle erst einmal zum Stillstand bzw. wurden verschoben. Bad Vilbel verschiebt das Stück auf das kommende Jahr, in Linz beginnen die Proben nun ab Dezember, und auch “Ku’damm” wird verschoben. Überall war quasi der Anfang gemacht, jedoch wurde ich durch Corona dann komplett ausgebremst, so dass man später noch einmal neu an diesen Punkten ansetzen muss.
Ich musste mich dann sozusagen neu erfinden und sortieren und habe mich um mich selbst kümmern müssen, um zu schauen, wie ich durch diese Zeit komme.
Man darf dabei natürlich nicht vergessen, dass man mit den Absagen der Shows Einiges zu tun hat. Es ist nicht so, dass man einfach den Stift hinlegt und nichts mehr macht. Man muss mit Vertragspartnern sprechen und über Änderungen der Verträge diskutieren, man muss sich erkundigen, ob einem Hilfen zustehen oder nicht, man muss Plan B, Plan C und auch Plan D machen – also eine Menge Arbeit, die nicht unbedingt Spaß macht, vor allem, da man in eine unsichere Zukunft blickt, da es keine verbindlichen Aussagen im Kulturbereich gab und gibt.

Mit dem Wetzlarer Pop-Up-Festival trotzt ihr der Corona-Pandemie und bringt diverse Genres – unter anderem auch das Genre Musical – auf die Open-Air-Bühne. Wie schaut die Probenarbeit unter den erschwerten Bedingungen aus, und wie sehr beeinflussen die behördlichen Auflagen den Theater-Genuss der Zuschauer?

Bei “Rosengärtchen live” gab es eine gute Zusammenarbeit mit den Behörden; besonders um das Hygienekonzept haben wir uns gekümmert, so dass sich das Publikum sehr sicher fühlen kann. Mit den behördlichen Auflagen haben wir sehr viel möglich machen können, wir können bis zu 250 Gäste auf das Gelände lassen.
Bei den Proben, bzw. schon in der Vorarbeit, habe ich besonders darauf geachtet, dass ich Shows – wie Kleinkunst, Konzerte oder auch das Musical “Die letzten 5 Jahre” – ins Programm nehme, die gewährleisten, dass sich die Personen auf der Bühne nicht häufig begegnen müssen. Andere Shows, wie z.B. “Der Vorname”, inszeniere ich entsprechend um, so dass auch da die Abstandsregeln eingehalten werden. Man muss also vorhandene Inszenierungen noch einmal angehen, da man sie nicht 1:1 übernehmen kann. Wir haben aber auf der Freilichtbühne zum Glück sehr viel Platz, und man ist an der frischen Luft, das heißt für den Sommer haben wir so eine wirklich gute Lösung gefunden. Wie es ist, wenn man wieder nach drinnen gehen muss, ist dann eine ganz andere Geschichte.
Alles in allem waren die Proben aber gut durchführbar, wenn man auch hier die Abstandsregeln beachtet und mit Masken und Desinfektionsmitteln arbeitet.

Was erwartet den musicalbegeisterten Zuschauer in Wetzlar? Zu sehen sind ja unter anderem das Stück “Die letzten 5 Jahre” mit Charlotte Heinke und Patrick Stanke sowie Konzerte mit Katharine Mehrling, Anne Hoth, Karen Bild und Tobias Weis…

Wir bringen das Musical “Die letzten 5 Jahre” zurück, also die Inszenierung der deutschsprachigen Erstaufführung, die wir vor 15 Jahren hier in Wetzlar hatten. Charlotte Heinke und Patrick Stanke haben auch damals schon gespielt, allerdings auf einer kleineren Open-Air-Bühne. Nun gehen wir mit der Show auf die große Bühne und erzählen das Ganze noch einmal neu, in einer etwas abgewandelten Form, weil wir auf dieser Bühne andere Gegebenheiten haben und nur mit Klavier und Gitarre arbeiten werden. Das wird eine spannende Geschichte.
Dann haben wir noch das Konzert “Irgendwie Anders 2.0 – Alles anders” im Programm. Dort singen die Stars aus “Lotte”, dem Stück, das wir damals in Wetzlar aus der Taufe gehoben haben. Anne Hoth, Karen Bild und Tobias Weis werden einen wunderbaren Konzertabend mit einem Crossover-Programm aus Musical, Pop & Rock präsentieren und dabei auch Songs aus “Lotte” in Erinnerung rufen. Wir sehen das Ganze als eine Art Signature-Konzert dieses Festivals und hoffen, dass wir durch das Konzert ein wenig auf die außergewöhnliche Situation der Kulturschaffenden aufmerksam machen können. Trotzdem wird es sicherlich ein unterhaltsamer Sommerabend werden, den ich moderieren darf.
Und als drittes Musical-Highlight kommt Katharine Mehrling am 8. 8. zu uns und präsentiert ihr Solo-Programm “vive la vie” – auch das ein Abend mit Musik und Chanson und den vielen Liedern, die Katharine so unverwechselbar interpretiert. Sie wird mit ihrem Flair und ihrem außergewöhnlichen Gesang einen unvergesslichen Abend im Rosengärtchen darbieten. Katharine hat ihr allererstes Solo-Konzert damals in Wetzlar gegeben und kommt nun wieder zurück, um ihr Programm beizusteuern. Das freut mich persönlich ganz besonders.

 
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