Foto: Hessisches Landestheater Marburg
Foto: Hessisches Landestheater Marburg

Wenn die Perspektive wechselt

Schauspieler und Musicaldarsteller Artur Molin – durch diverse Großproduktionen wie “Wicked” oder “3 Musketiere” bekannt – ist derzeit am Hessischen Landestheater in Marburg beschäftigt. Im Zuge dessen wagte er sich an eine neue Herausforderung: Er inszenierte in der Marburger Waggonhalle das Musical “Hairspray” mit einem Laien-Ensemble. Uns hat interessiert, wie er diesen Perspektivenwechsel wahrnimmt.

Nach Rollen in diversen Musicalproduktionen und Ihrem derzeitigen Engagement beim Hessischen Landestheater Marburg wagten Sie sich mit “Hairspray” an Ihre erste große Regiearbeit. Welche Unterschiede bringt die Arbeit “hinter den Kulissen” gegenüber der Arbeit auf der Bühne mit sich?

Artur Molin: Während man sich auf der Bühne als Darsteller nur mit sich selbst und seiner Rolle auseinandersetzt, muss man als Regisseur “hinter den Kulissen” ziemlich viel organisieren und planen und das ganze Puzzle zusammensetzen. Das hat mich erst einmal ganz schön überrumpelt, da es ja wirklich eine ganz neue Erfahrung war und ich nicht wusste, was auf mich zukommt. Und “Hairspray” ist ein überaus komplexes Stück mit einem großen Ensemble, vielen Tanzszenen und schnellem Timing. Das alleine war für mich schon eine Herausforderung. Aber dazu kam dann noch der stete Austausch mit der musikalischen Leitung, der Choreografin, der Ausstatterin, dem Theatermanagement, die Terminplanung, die unterschiedlichen Proben-Orte und Gegebenheiten, die Beleuchtung usw…

Ich merkte schnell, dass das ein ganz schöner Batzen ist. Da ich ja selbst noch berufstätig bin und auch während der sechsmonatigen Probenphase drei eigene Premieren rausbrachte, brauchte ich Unterstützung. Die hatte ich dann mit meiner Regieassistentin Diana Nusko und Marie-Theres Auer, die Planung und Organisation übernahm. Sie haben mir einiges abgenommen, und so konnte ich mich voll und ganz auf den kreativen Prozess konzentrieren.

Als Schauspieler auf der Bühne bekommt man nicht so viel von dem mit, was hinter den Kulissen passiert. Als Regisseur muss man alles im Blick haben – jedes Detail, das für die Entwicklung des Stückes benötigt wird.

Nun haben Sie sich als erstes größeres Projekt die Arbeit mit Jugendlichen bzw. Laiendarstellern ausgesucht. Ruft so etwas besondere Gefahren oder Tücken, vielleicht aber ja auch Vorteile hervor? Was ist das Besondere beim Erarbeiten eines Stückes mit jugendlichen Darstellern?

Artur Molin: Als ich das Angebot bekam, dieses Stück zu inszenieren, habe ich gar nicht so sehr darüber nachgedacht, ob mit Laiendarstellern oder professionellen Darstellern gespielt wird. Ich fragte mich zunächst einmal, ob ich es mir selbst grundsätzlich zutraue, da ich ja vorher noch nie ein Projekt in einer solchen Größenordnung gemacht habe. Es wurde mir aber sehr schnell klar, dass ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen konnte. Meine Neugier war geweckt und auch der innere Drang, sich als Darstellender Künstler immer weiter auszuprobieren und jeden Bereich auszuloten, den mir die Bühne bietet.

Als dann die Castings für “Hairspray” anliefen, war ich doch freudig überrascht, was für ein Potential einige der Bewerber mitbrachten. Das Talent war spürbar – wir als kreatives Team mussten es nur ergreifen und in die richtige Richtung lenken. Die Arbeit mit solch jungen Talenten hat den Vorteil, dass sie alles aufsaugen wie ein Schwamm. Sie wollen dazulernen und bringen viel Energie und Spielfreude mit. Das ist dann für mich als Regisseur ein Glücksgriff. Leider war das Ensemble so groß, dass ich nicht genug Zeit hatte, mich jedem einzelnen so intensiv zu widmen, wie ich es gerne getan hätte. Aber im Endeffekt haben wir aus jedem all das herausgeholt, was möglich war, und das Ergebnis kann sich denke ich sehen lassen.

Sie bleiben weiterhin der Schauspielerei treu. Hat die Arbeit im Regiebereich Sie für Ihre eigene Karriere gestärkt? Welche Projekte darf man in naher Zukunft erwarten?

Artur Molin: Ich arbeite weiter als Schauspieler und werde in der nächsten Saison am Hessischen Landestheater Marburg weiterhin im Ensemble sein.

Ich habe in den letzten Jahren vieles ausprobiert. Ich habe zwei musikalische Soloprogramme – über Freddie Mercury und David Bowie – erarbeitet, gebe Gesangsunterricht und coache im Bereich Schauspiel, gebe Unterricht an Schulen im Bereich Darstellendes Spiel und singe solistisch bei verschiedenen Events. Die Bandbreite ist groß und jetzt kommt eben noch die Regiearbeit dazu. Ich bin immer bereit, neue Dinge auszuprobieren.

Die Regiearbeit hat mir eine neue Tür geöffnet. Ich habe die Perspektive gewechselt und bemerkt, dass sich da eine neue Welt auftut, die ich noch nicht kenne, die mich aber sehr neugierig macht. Ich möchte diese Welt weiter erforschen und schauen, wo mich mein Weg hinführt. Auf jeden Fall ist die Arbeit an “Hairspray” eine große Bereicherung für mein künstlerisches Schaffen.

 
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