kevin
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09.01.11 14:57 Es gibt einiges was man dem neuen Musical-/Musikfilm vorwerfen könnte:
Die Handlung ist so dünn, vorhersehbar und altbekannt, dass man sie auf einer Briefmarke niederschreiben könnte.
Der inhaltliche Anspruch übersteigt kaum das Niveau einer mexikanischen Telenovela.
Die Totenmasken ähnlichen Überreste von dem, was früher einmal Chers Gesicht war, lassen keine schauspielerische Feinarbeit mehr zu.
In den Nebenrollen werden wunderbare Charakterdarsteller wie Stanley Tucci, Alan Cumming und Peter Gallagher unter Wert verramscht.
Und überhaupt ist es politisch nicht korrekt, mangelhaft bekleidete Frauen, die sich wollüstig auf einer Bühne räkeln anzustarren.
Und trotzdem hatten wir einen großartigen und außerordentlich unterhaltsamen Filmabend mit BURLESQUE.
Die Hauptattraktion ist einfach der geniale Besetzungscoup mit Cher und Christina Aguilera. Endlich wieder mal ein Musicalfilm der Künstler in den Mittelpunkt stellt, die ihr Metier beherrschen und nicht nur wegen ihres Namens engagiert worden sind. Trotz ihres op-technischen Handicaps überzeugt Cher mit ihrem einmalig glamourösen charismatischen Auftreten.
Ihr Schauspiel ist souverän, ihre Präsenz legendär. Zudem sind ihre beiden Gesangsnummern schlichtweg fantastisch performt. Das beste, was ich seit vielen Jahren von ihr gehört habe.
Christina Aguilera steht ihr in nichts nach. Sicher, ihre Rolle ist eigentlich nur die einer Klischee-Blondine vom Lande. Daraus läßt sich keine schauspilerische Tour-de-Force-Leistung machen. Trotzdem bleibt sie in jedem Moment natürlich, sympathisch, glaubhaft.
Sie begeistert mit ihrem geradezu unglaublichen Stimmvolumen, dass sie scheinbar mühelos in den unterschiedlichsten Stilrichtungen einsetzen kann. Jede ihrer vielen Musiknummern im Film macht sie zu einem Höhepunkt. Mit ihrer atemberaubenden Körperlichkeit und einem Sex Appeal, von dem man befürchten muß, dass er Löcher in die Leinwand brennt, ist sie perfekt besetzt in dieser Rolle und fegt alles beiseite, was sich in den letzten zwanzig Jahren an Schauspielerinnen in Filmmusicals ausprobiert hat.
Der Soundtrack ist ebenfalls großartig und abwechslungsreich.
Jede Menge Standards und Klassiker von Marylin Monroe bis Alphaville. Außerdem natürlich die kraftvollen Kompositionen für Aguilera. Der erste Filmsoundtrack seit langer Zeit, den ich mir mal wieder kaufen werde.
Außerdem kann BURLESQUE mit einer extravaganten Optik aufwarten. Schnitt, Set Design und Kostüme halte ich für oscar-würdig.
Sehenswert auch die lasziven Choreografien, die edel ausgeleuchtet in Szene gesetzt wurden.
Wer keine Berührungsängste vor der trashigen Handlung hat,
sich von jeder Megen schwulem Tinnef nicht abschrecken läßt
und keine Ausnahmeleistungen im schauspielerischen Charakterfach erwartet, kann mit BURLESQUE ein außerordentlich unterhaltsames Filmmusical erleben.
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