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musicalzentrale - Forum
Themen / Musicals mit politischer Aussage-Will...
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Hardl
Benutzer
3506 Beiträge
24.08.07 21:45

Abseits von unseren Diskussionen über die Qualität der Standorte Stuttgart und Hamburg und unserem vergnüglichen gestrigen Abstecher in die Niederungen der deutschen TV-Archive beschäftigt mich aus aktuellem Anlass eine Frage:
Was ist in Deutschland los?
Damit meine ich nicht "typisch deutsch" meckerig und nölig.
Ich befürchte "typisch deutsch" bedeutet zunehmend mehr Glatze, Springerstiefel und Ausländerhass.
Folgende Meldung lese ich gerade im MDR-Videotext:
"Auch in Westdeutschland hat es am vergangenen Wochenende einen schweren fremdenfeindlichen Übergriff gegeben.
...griffen drei Rechtsradikale...im Kreis Mainz-Bingen zwei Afrikaner an. Die Opfer seien mit Fußtritten attackiert und mit Flaschen geschlagen worden. Einem der Afrikaner sei dabei ein Finger abgetrennt worden."
( Videotextseite 118 )
Ich kann mich zusätzlich zu dieser erschreckenden Meldung auch nicht frei davon machen, dass diese Nachricht sich auf eine befremdliche Weise danach anhört "Wir im Osten sind nicht die Einzigen, die im Westen sind genauso schlimm"...

Ich bin der Auffassung, dass Theater nicht nur zur Unterhaltung da ist. Auch Musical kann mehr. Stücke wie "Mann von La Mancha", "Hair", "Anatevka" und "Cage" oder auch "Cabaret" beziehen politisch Stellung und erreichen so auch Menschen, die sich in Klassikern vielleicht nicht so offen den Themen aussetzen würden.
Das politische Klima in Deutschland wirkt auf mich zunehmend so, dass Kunst reagieren muss und zwar offensiv. Musicals können auf eine emotional berührende Weise für Toleranz und aktiven Respekt gegenüber anderen Menschen werben.
In Halberstadt - Ihr erinnert euch, "Rocky"-Premierenfeier und rechtsradikale Übergriffe - bespielt das Theater jetzt die ganze Stadt und will den öffentlichen Raum zurückerobern.

Sollten nicht mehr Musicals mit politischen Inhalten aufgeführt werden? Sollten deutsche Komponisten und Autoren statt ewigseichter Beziehungsdrämchen nicht mal relevante Themen verarbeiten?

Wie seht Ihr das?

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couleur24
(Benutzer deaktiviert)
6603 Beiträge
24.08.07 22:04

Ich hab das eben mal nachgelesen und ich finde es erschreckend und traurig. Aber was ich fast noch trauriger und erschreckender finde ist die Ausländerfeindlichkeit die ich jeden Tag, zwar ohne Gewalt, aber genauso eindrücklich, in meiner Umgebung mitbekomme, in dem Menschen in sehr fragwürdigerweise über Ausländer reden, oder sie direkt beschimpfen. Und ich steh vor einem Rätsel, wie ich mit solchen Leuten umgehen soll.
Ich hab so den Eindruck, das dieses Thema in Deutschland irgendwie todgeschwiegen wird. Man hört höchstens einen Aufschrei des Entsetzens und Schuldzuweisungen, wenn solche ausländerfeindlichen Entgleißungen mit Gewaltaten passieren wie heute.

Ich kann mir generell gut vorstellen, dieses Problem im Musical zu präsentieren und zu thematisieren. Aber ich hätte jetzt keine spontane Idee, wie das aussehen könnte.

Ob sich das jemand anschauen würde? Ich weiß es nicht.

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the death
Benutzer
60 Beiträge
24.08.07 22:13

Ich finde es gut, wenn heutzutage politische Themen aufgefasst werden, aus der Vergangenheit oder gegenwart ist egal.
Es gibt dabei so viele Themen, die man auffassen könnte, sei es Klimawandel(dem ich eher skeptisch entgegensehe)oder der Rassismus und die Ausländerfeindlcihkeit.

aber heute sehen Jugendliche nicht ein, sich mit diesen Themen zu beschäftigen, also würde es glaube ich nicht so gut laufen.
Allerdings würden mir auch vermehrt Musicals wie Elisabeth, Mozart etc. gefallen, die einfach Themen und Ereignisse der Vergangenheit verarbeiten, bei denen man auch vielleicht was lernen kann, dies allerdings nicht im Vordergrund steht.
Hauptsache mal wieder was ernsteres und ein richtiges Musical im Meer der Compilation Shows mit Liedern anderer Sänger oder Bands.
Dann wäre aber wieder das Problem mit den Komponisten und Textern.
Davon gibt es eindeutig zu wenig, dabei müssten die meiner Meinung nach genauso viel gefördert werden wie Musicaldarsteller.

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couleur24
(Benutzer deaktiviert)
6603 Beiträge
24.08.07 22:19

ch finde nicht mal so sehr, dass das Problem an der Jugend liegt. Wenn ich so höre, was mein Vater als Kriegskind (Jahrgang 38 ), der sogar noch aus dem Sudetenland vertrieben wurde und es eigentlich besser wissen müsste, manchal so von sich gibt, da würden so manchem die Ohren schlackern.

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justin
Benutzer
13386 Beiträge
24.08.07 23:34

musical ist theater und theater sollte immer botschaften enthalten, heute sehe ich es allerdings schwieriger als in den sechzigern zu zeiten von anatevka, cabaret oder hair, hier stand vorallem provokation und protest im vordergrund mit aktivistischen zügen, ich behaupte mal dass diese form oder art von theater heute blassblau wirken könnte und zwar egal um welches thema es sich handeln würde..politisches theater oder musical wird doch automatisch zu kritischem theater, was ja gut ist, aber ich behaupte mal dass diese form des theatermachens die jetzige generation, oder menschen in der heutigen zeit weniger erreicht aufgrund der info und medienwelt in der wir leben, der konsumgesellschauft usw..kritisches theater wird für das publikum ables- und abschätzbar, und ist das dann politisch wenn theater zum bestätigungstheater wird? wenn solche themen die unglaublich wichtig sind, ein musical tragen soll, dann muss man denke ich zumindest heute anders theater machen, warum? weil jeder die stereotypischen gut-und-böse geschichten kennt, seis jetzt hass oder toleranz usw..man müßte neue kreative geschichten entwickeln, die eben den zuschauer allein von der schrägen geschichte her schon fesseln und auch im stich lassen, weil er keine anknüpfungspunkte zu seiner wirklichen erlebnis-oder infowelt hat, und auch mit antworten im allein läßt, so müßte man musicals die aufrütteln finde ich zumindest heute machen..

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linnimon
Benutzer
66 Beiträge
24.08.07 23:38

Hmmm... Es wäre schön, wenn es mir Musicals mit politischer Aussage geben würde, aber:

Ich glaube nicht, dass es überhaupt etwas bewirkt, die Leute sind so festgefahren mit ihrer Meinung, dass ein Musical sie nicht ändern kann.

Hier bei mir in Berlin-Lichtenberg bekomme ich sowas täglich mit, ist echt kein Zuckerschlecken. Damit meine ich nicht mal die Gewalt, sondern das verbale Angreifen, Pöbeln...

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Johnny_Depp
Benutzer
10571 Beiträge
24.08.07 23:57

Ich denke, dass man da auf zwei völlig getrennten Schienen unterwegs ist - mit Musicals erreichst du nicht die, die erreicht werden müssten, nämlich die entmutigten, perspektivlosen Jugendlichen die sich den Rechten zuwenden, die gehen nicht ins Theater.

Was ich am schlimmsten finde, sind nicht mal so sehr diese verkorksten Jugendlichen die aktiv als Skinheads und Neonazis rumprügeln, sondern die "schweigende Mehrheit" von denen es ja nun leider doch sehr viele gibt im Osten wie der Mügelner Bürgermeister der da Sprüche gekloppt hat oder die Polizisten in Halberstadt, die Weggucker und Anfeuerer. Aber auch die erreicht man nicht mit Theater, glaube ich. Vielleicht würde man die eher mit Kino erreichen, wenn da mal was gescheites käme, statt die ewigen Beziehungsdramen.

"Rhythm is it" hatte auch keine Langzeitwirkung, wie man festgestellt hat. Es läuft viel zu viel falsch, als dass da "nur ein Musical" irgendwas ausrichten könnte. Aber davon unabhängig würde ich es auf jeden Fall begrüssen wenn es mehr Musicals mit Gegenwartsbezug gäbe.

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justin
Benutzer
13386 Beiträge
25.08.07 00:06

sehe ich auchso

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couleur24
(Benutzer deaktiviert)
6603 Beiträge
25.08.07 10:24

Mir gehts gar nicht so sehr, um die, die sich in diesen gefährlichen Kreisen schon aufhalten, da ist der Zug, denk ich, längstens abgefahren. Mir würds in Anführungstrichen schon genügen, wenn dieses Thema einfach wieder auf Tisch gebracht würde, und zwar auch im Kulturellen und Unterhaltungsbereich, um die Menschen in Deutschland dafür zu sensiblisieren, dass rechtsradikales und ausländerfeindliches Gedankengut immer noch da ist und sich nicht nur punktuell in Form von Ausschreitungen und Gewaltaten zeigt. Und das dieses Gedankengut einfach auch zur Gefahr werden kann, und dass man dafür kämpfen muss, die rechtsradikale Szene so klein wie möglich zu halten. Und da kann durchaus z. B. ein Musical seines dazu beitragen.

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Hardl
Benutzer
3506 Beiträge
25.08.07 10:33

Ich bin Deiner Meinung, @johnny, dass man mit Theater die Prügelglatzen nicht erreicht. Für die muss man kein Theater machen.
Aber gerade diese "schweigende Mehrheit", von der Du sprichst, halte ich für sehr relevant. Die gehen nämlich ins Theater ( und vermutlich besonders gern ins Musical ) und die gilt es zu mobilisieren, zu aktivieren. Damit sie nämlich beim nächsten Mal vielleicht Zivilcourage aufbringen oder zumindest die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber dem alltäglichen,"kleinen" Rassismus verringern.
Ich glaube auch, dass besonders für Kinder und Jugendliche ein entsprechendes Theaterangebot wichtig ist, damit diese sich ein Weltbild machen, bevor irgendwelche rechten Ideologen zugreifen können.
Viele junge Menschen wachsen ohnehin tendenziell emotional vernachlässigt und in einer Gesellschaft auf, die wenig moralische und ethische Anhaltspunkte bietet. Da könnte - gerade wegen der emotionalen Kraft von Theater und Musik - ein Musical für Kinder oder Jugendliche schon was bringen.

Ein Theater verstehe ich als Forum in der Stadt, wo sich das geistige und gesellschaftliche Leben konzentrieren sollte. Wenn dort keine Impulse gegen diese Entwicklung gesetzt werden, wo sonst? Und offene Türen einrennen bringt nix, das stimmt. Deswegen nützt nur etwas, was Menschen emotional erwischt. Und deswegen finde ich Musicals da so geeignet.

Es gab vom Grips dieses wunderbare Stück "Ab heute heißt Du Sarah", ähnlich einem Musical. Sowas erreicht die Leute. Und so was müßte mehr produziert werden.
Die SE kann das natürlich nicht leisten, das ist was für die Stadttheater.

Gefährlich finde ich diese Resignation, "da kann man sowieso nichts mit erreichen". Man muss irgendwo anfangen und das beginnt meist im kleinen. Wenn man an zehn Stellen, statt zu sagen "Bringt nix", was macht, läppert sich das eben doch.

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