 Komödie
Kiss Me, Kate Schlag nach bei Shakespeare Eine Aufführung von Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung" veranlasst das verfeindete Ex-Ehepaar Fred Graham und Lilli Vanessi dazu, ihren Kleinkrieg zu überdenken. Die Wuppertaler Inszenierung des Cole Porter-Klassikers birgt wenig Innovation und kränkelt an überforderten Darstellern.
(Text: Andreas Haider) Premiere: | | 10.12.2005 | Letzte bekannte Aufführung: | | 11.02.2006 |
Wenn man bedenkt, dass Komponist Cole Porter 1964 verstorben ist, sollte man annehmen, dass seine Komödie "Kiss me, Kate", die das chaotische Treiben rund um eine Aufführung von Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung" thematisiert, in den 40er oder 50er Jahren spielt. Insofern beginnt die Inszenierung des Wuppertaler Schauspielhauses schon ein wenig befremdlich: Mit einem fröhlichen "Premierenfieber" tritt ein Ensemble zur Generalprobe an, das in knallbunte 70er-Jahre Outfits gehüllt ist, Atze Schröder-Double inklusive.
Doch die Vermutung, die Handlung sei hier in die 70er verlegt worden, wird schon in der folgenden Szene widerlegt, wenn die Schauspielerin Lois Lane mit einem Handy telefoniert. Glücklicherweise hat Kostümbildnerin Miriam Dadel für die späteren Szenen, die das Shakespeare-Stück selbst darstellen, wesentlich passendere und phantasievollere Kleidung geschaffen, als für die Momente, die sich außerhalb des "Stücks im Stück" abspielen.
Da der mitwirkende Chor der Wuppertaler Bühnen aus Erwachsenen jeden Alters besteht, die alle in den Ensemblenummern mittanzen, kommt die Choreographie von Rosita Steinhauser nicht über einfachstes Amateur-Niveau hinaus. Ein paar kurze Einlagen von ausgebildeten Tänzern sollen dem Ganzen einen professionellen Touch verleihen, wobei jedoch die männlichen Tänzer seltsam unbeteiligt wirken.
An Kuohn als zickige Diva Lilli Vanessi/Katharina hat zwar Gespür für komisches Timing, ist aber gesanglich mit ihrer Rolle überfordert. Der Song "Kampf dem Mann", bei dem sie als "widerspenstige" Katharina ihre Verachtung für das männliche Geschlecht herausposaunt, sollte eigentlich kraftvoll und verrucht gesungen werden. Doch die stimmlichen Fähigkeiten der Interpretin lassen hier kaum mehr als ein schwaches Hauchen zu, wodurch die Nummer ihren Witz verliert.
Auch Maresa Lühle nimmt man die männermordende Sexbombe Lois Lane nicht ab. Ihre Bewegungen liegen irgendwo zwischen ungeschickt und grobmotorisch, und in den hohen Passagen ihres Solos "Aber treu bin ich nur dir" wünscht man sich sehnlichst den Mikrofonausfall herbei, der am Premierenabend wenige Minuten zuvor während "Too Darn Hot" für Irritation gesorgt hat.
Zum Glück ist da noch Olaf Haye als Fred Graham/Petruchio, dessen starker Bariton angenehme Momente beschert, auch wenn er hier gleich zweifach aus dem Rahmen fällt: Zum einen im direkten Vergleich mit seinen Kollegen, zum anderen klingt seine Stimme etwas zu voll für Cole Porters beschwingte Kompositionen. Dennoch wird sein "Wo ist die liebestolle Zeit", bei dem er von der Bühne hüpft und mit den Damen in der ersten Reihe flirtet, zum Highlight des Abends.
Das Bühnenbild von Siegfried E. Mayer ist solide, bringt aber ebenso wenig Innovation wie die Regie von Gerd Leo Kuck, die es nicht schafft, den Schwächen des Buches entgegenzuwirken. Die Eröffnungsnummer des zweiten Akts "Too Darn Hot" wurde zusammenhangslos vor den Handlungsfortgang gesetzt, das Ende der Geschichte kommt zu plötzlich, und überhaupt wird die Motivation für Lilli Vanessis spontanen Sinneswandel, der dem Stück sein Happy End verleiht, nicht deutlich.
Insgesamt also eine "Kiss me, Kate" - Inszenierung, die nicht nur angesichts ihrer Konkurrenz in der aktuellen Spielzeit (2005/06 ist das Stück in sechs weiteren deutschen Theatern zu sehen) entbehrlich ist.
(Text: Andreas Haider)

Kreativteam
Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 7 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    16526 SUPER EINMALIG KLASSE
31.12.2009 - Mein Mann und ich waren in der Silvestervorstellung um 16 Uhr und wir waren begeistert. Alles war ganz toll. Die Darsteller, die Kostüme, das Orchester und das Bühnenbild. Wir danken den Darstellern allen für 3 wunderschöne Stunden an Silvester und der Applaus zum Schluss zeigte auch das wir nicht alleine so gedacht haben.
Engelchen 630

Engelchen 630
    12644 Vorallem die Ganoven waren einfach erfrischend, ich persönlich habe mich köstlich amüsiert.
31.05.2006 -

lilienkraut
    11347 der vetter aus dingsda als musikal
18.03.2006 - schlimmstes provinztheater
jede schüleraufführung war besser
richtig schlecht getanzt
die stimmen waren nicht jazzig

butterblume
    10580 Alle waren begeisert
04.02.2006 - Also ich hab mir das Stück mit meiner Klasse angeguckt und kann mit Sicherheit sagen, dass es fast allen gefallen hat! Ich fand die musik toll, vor allem am Anfang des zweiten Aktes, als da jemand Blues spielte! An Sonsten war alles in Ordnung, man musste nur zu oft nachdenken, weil es ja zwei Handlungen gleichzeitig gab. Ausserdem gab es vieles, worüber man lachen konnte, ja. Jedoch konnte man manchmal gar nicht versteheh was gesagt oder gesungen wurde.
Die Story fand ich auch nicht gerade sehr toll, aber es hat viel Spass gemacht, daher meine Bewertung...

ich
    10373 Wunderbar
27.01.2006 - Top ist dieses Stück! Ich gebe hier gerne meine Bewertung ab und sage damit das dieses STück in Wuppertal gut aufgeführt ist!

Mat
    9570 Geld lieber spenden
27.12.2005 - Ich kann Herrn Haider nur zustimmen.Jeder verantwortungsbewußte Dirigent eines Laienchors hätte das nicht mal als Probe akzeptiert!
Das Geld für die Eintrittskarten hätte ich lieber spenden sollen.
Solche Inszenierungen tragen dazu bei, dass "Musical" dann wieder als leicht und anspruchslos gilt und innovative, neue Produktionen um jeden Zuschauer kämpfen müssen.
Bei meinem Besuch waren wenigstens noch die Tänzer bis auf einen in sehr guter Form und ambitioniert, aber der Rest hat mich nur enttäuscht.
Ich erwarte wenistens, dass man seinen Job anständig macht, das gilt auch für die Regie, nicht nur für die Darsteller, die nie allein die Verantwortung tragen. So manche Projekte in denen niemand der Beteiligten etwas verdient oder sogar noch drauflegt begeistern oft bis ins kleinste Detail. Etwas mehr Respekt vor dem Genre und dem zahlenden Publikum täte gut!

Margarete
    9442 Beeindruckende Inszenierung!
20.12.2005 -

Romy 
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