 One-Woman-Show
Tell Me On A Sunday Bleib noch bis zum Sonntag
© Hans-Jürgen Brehm-Seufert
© Hans-Jürgen Brehm-Seufert
Andrew Lloyd Webbers Songzyklus ist ein Geschenk für jede Musicaldarstellerin. Sie kann alle Register ziehen, muss sich dabei allein auf der Bühne behaupten und die sprunghafte Handlung glaubhaft machen. Adrienn Cunka brennt ein darstellerisches und stimmliches Feuerwerk ab, bei dem der Zuschauer begeistert mitliebt und –leidet. Unterstützt wird sie von einer pointierten Inszenierung, die geschickt die wenigen Mittel der Werkstattbühne nutzt.
(Text: ig) Premiere: | | 25.10.2018 | Rezensierte Vorstellung: | | 24.11.2018 | Letzte bekannte Aufführung: | | 16.12.2020 | Showlänge: | | 75 Minuten (ggf. inkl. Pause) |
Die fünfköpfige Band sitzt in der Bühnenmitte, umringt von einer laufsteg-artigen Bühne. Auf dem Bühnenoval sind mit wenigen Möbeln die einzelnen Stationen der Handlung aufgebaut. Thomas Dörflers Bühnenbild bietet Reduktion, um nicht unnötig abzulenken, und clevere Lösungen zum Verstauen zusätzlicher Kostüme und eines Bettes. Ein Skyline-Umriss bildet den Bühnenhintergrund. Trotz der einfachen Lösungen bietet die Produktion auch etwas fürs Auge. Das Licht von Manfred Wilking trägt maßgeblich zur Atmosphäre des Abends bei, etwa mit der Fensterbeleuchtung der Wolkenkratzer, die je nach Stimmung die Farbe wechseln, positiv warmem Sommerlicht oder gnadenlos einsamen Spots.
© Hans-Jürgen Brehm-Seufert
© Hans-Jürgen Brehm-Seufert
Astrid Vosberg inszeniert erstmals an dem Theater, an dem sie sonst als Darstellerin auf der Bühne steht. Mit kleinen Textveränderungen und Verwendung modernerer Kommunikationsmittel als der Briefe im Original wird die Handlung aus den 1970er Jahren in die Jetztzeit geholt. Die Geschichte selbst bleibt zeitlos aktuell: Eine junge Frau kommt voller Hoffnungen nach New York, durchlebt mehrere glücklose Beziehungen, um sich am Ende aufzurappeln und in eine neue Zukunft zu starten. Dabei bildet die Bühne einen Kreis und die junge Frau beginnt am Ende wieder dort, wo sie am Anfang war. Eine episodenhafte Handlung voller Zeit- und Ortssprünge - doch das dramaturgisch gut gebaute Buch schafft es, mit wenigen Sätzen dem Zuschauer Orientierung zu geben. Dabei helfen auch das Bühnenbild, gezielt eingesetzte Requisiten und die fließende Inszenierung, die Kostümwechsel geschickt in die Szenen miteinbezieht. Regisseurin Vosberg leitet Adrienn Cunka durch eine emotionale Tour de Force. Sie muss von jetzt auf gleich von ʺHimmelhoch jauchzend“ zu ʺzu Tode betrübt“ wechseln. Ein besonderer Gänsehaut-Moment: ʺFreu dich bloß nicht zu früh“ wird entgegen der Hörgewohnheiten zum wütend-gequälten Sprechgesang. Lloyd Webbers Songs, die eine Sängerin mit großem Tonumfang erfordern, meistert Cunka mühelos. Unterstützt wird sie von einer sehr guten Band, die Frank Kersting vom Klavier aus leitet. Nur das Saxofon sticht etwas scharf heraus.
© Hans-Jürgen Brehm-Seufert
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In Kaiserslautern nimmt man die wenigen szenischen Möglichkeiten des Spielorts nicht achselzuckend hin, sondern geht kreativ damit um. Das hebt diese von vergleichbaren Produktionen des Stücks positiv ab.
(Text: Ingo Göllner) 
Kreativteam
Besetzung
Produktionsgalerie (weitere Bilder)
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 1 Zuschauer hat eine Wertung abgegeben:

    32200 Konsequent mit Brüchen
18.09.2020 - Das Ein-Personen-Musical TELL ME ON A SUNDAY scheint das perfekte Musical für die momentan eingeschränkten Möglichkeiten eines Theaters zu sein.
Das Stück steht allerdings schon mehrere Spielzeiten auf dem Spielplan des Pfalztheaters Kaiserslautern.
Das vierzig Jahre alte Musical wurde konsequent in die Gegenwart versetzt.
Smartphones und selbst Alltagsmasken wurden integriert.
Leider lassen Buch, Text und Inszenierung die Protagonistin nicht wirklich glaubhaft oder sympathisch werden.
Das rotzige Girlie (die Kostüme sind einfach unterirdisch und kontraproduktiv) hüpft von einer Beziehung zur nächsten, scheitert letztendlich und findet erwartungsgemäß zu sich selbst.
Die vielseitige Adrienn Cunka lotet die Facetten und Veränderungen gekonnt aus, kommt aber selten gegen das wenig stimmige Gesamtkonzept an. Mitunter sind die Gefühlsaufwallungen viel zu groß und zu dramatisch, mitunter ist die Figur einfach zu flippig, rotzig, burschikos. Wenig sinnvoll ist es, dass immer wieder in eine klassische Stimmführung gewechselt wird. Ein richtiger Zugang zum Charakter fehlt.
Eine fünfköpfige Band bearbeitet mit Hingabe und Mühe den Popscore.
Vielleicht nicht der perfekte Theaterabend, aber nach der langen Pause ein schöner Einstand.
Dank an das Pfalztheater, alle Künstler und freundlichen Mitarbeiter!
Schön, dass ihr wieder spielt!

kevin (174 Bewertungen, ∅ 3.3 Sterne) 
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