Zizi Strallen (Mary Poppins), Charlie Stemp (Bert) © Johan Persson
Zizi Strallen (Mary Poppins), Charlie Stemp (Bert) © Johan Persson

Mary Poppins (2019 - 2023)
Prince Edward Theatre, London

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Das magische Kindermädchen verzauberte Groß und Klein am Originalschauplatz seit nunmehr fast 20 Jahren. Dieses wunderbare Musical verlässt London im Januar 2023. Der grandiose Cast und das Bühnenbild voller zauberhafter Überraschungen lassen hoffen, dass Marys Abwesenheit auf den Bühnen der Welt nur von kurzer Dauer sein wird.

Fast jedem wird das ikonische Filmmusical von 1964 mit Julie Andrews in der Hauptrolle ein Begriff sein, spätestens seit der Fortsetzung “Mary Poppins Returns” von 2018, in der Emily Blunt die entzückende Erzieherin mit Zauberkräften gibt. Die Bühnenversion der Sherman Brothers konnte u.a. in den USA, Deutschland und Österreich bestaunt werden – aber am Originalschauplatz London wirkt es, vermutlich schon allein wegen der Sprache und der britischen Posh-ness, besonders authentisch und nah. Am Eingang zum Theater steht auf einer Werbetafel für das Musical: “hugely uplifting in these difficult times!” und auch Mary Poppins betont in ihrem Entrance-Song etwas selbstgefällig, sie sei “practically perfect”. Und das lässt sich auch für die Londoner Inszenierung sagen.

Wunderschöne Lichteinstellungen und exzellente Tonabmischung lassen das Publikum in die Welt von Mary und Schornsteinfeger Bert abtauchen und halten es im Bann der Geschichte. Altbekannte Melodien wie “A Spoonful of Sugar” oder “Chim chim Cher-ee” mischen sich mit eigens für das Musical komponierten Songs, die den Figuren deutlich mehr Tiefe als in der Filmvorlage schenken und niemals überflüssig wirken. Die Geschichte wird flott erzählt und weicht nur geringfügig vom Original mit Julie Andrews ab – mit der Ausnahme einer neuen Antagonistin namens Miss Andrew, der bösen Erzieherin, die in Marys Abwesenheit im Hause Banks Angst und Schrecken verbreitet.

Besonders eindrücklich wirkt das Bühnenbild, wobei drei Elemente hervorstechen: Die Parkszenen, beispielsweise im Lied “Jolly Holiday”, in denen sich der graue, verregnete Londoner Stadtpark durch Marys Magie und die Fantasie der Banks-Kinder in eine bunte Technicolor-Blumenwiese verwandelt. Die nächtlichen Szenen mit Bert über den Dächern und rauchenden Schornsteinen vor dem Hintergrund leuchtender Hausfenster, die immer wieder zwischen den eher hektischen Szenen der Haupthandlung zu Träumereien einladen. Und – last but not least – das grandios designte Banks-Haus, das sich wie ein Puppenhaus öffnen und schließen und um 360 Grad drehen lässt, um den Blick in verschiedene Zimmer zu ermöglichen. Besonders klug auch deshalb, weil ein echtes Puppenhaus im Musical immer wieder eine Rolle dabei spielt, den Banks-Kindern wertvolle Lebenslektionen zu erteilen.

Von Mary Poppins erwartet man, wenn man den Film kennt, beschwingte Tanzszenen und gute Laune, die durch Choreographien entsteht. Auch hier enttäuscht das Musical nicht. Besonders bei “Supercalifragelisticexpialidocious” und den Parkszenen im 1. Akt werden sämtliche Tanzregister gezogen, was zu frenetischem Szenenapplaus führt. Beschwingt, energetisch, unterhaltsam, flott und lustig – alles, was man sich von einer Choreographie wünscht!

Highlight der Inszenierung sind die zahlreichen, nahezu magisch wirkenden Effekte. Mary Poppins gelingt es wie von Zauberhand, eine komplett verwüstete Küche – zum Entzücken und Erstaunen der Köchin – wieder in Ordnung zu bringen: Regale stellen sich selbst wieder auf, die Teller reihen sich akkurat alleine aneinander, ein Wischmopp wedelt über den Boden – viele Effekte lassen nicht nur die kleinen Zuschauer mit großen Augen dasitzen. Wunderschön anzusehen auch die vielen fliegenden Papierdrachen im 2. Akt bei “Let’s Go Fly a Kite”, bei denen man sich fragt, wie diese Szene technisch so hübsch und realistisch umsetzbar war. Marys Zauberkräfte werden auch besonders effektvoll in einer düsteren Szene am Anfang des 2. Aktes eingesetzt, in der sie ihre Widersacherin Miss Andrew loswird: So lässt sie kurzerhand das Sofa, auf dem die böse Erzieherin thront, durch das Haus fliegen, lässt aus dem Nichts einen Käfig erscheinen, in den die Antagonistin hinein geschleudert wird und im Kleiderschrank verschwindet – alles während Mary süffisant am Geländer der Haustreppe über dem Spektakel hinauf schwebt, ohne sichtbare Zugseile oder Mechanik. Großes Kino! Den Höhepunkt der Bühneneffekte bildet das Ende des Stückes, in dem Mary über das gesamte Auditorium hinweg schwebt, während der Saal wie ein Sternenhimmel funkelt. Berührend und wunderschön.

“Practically Perfect” zeigt sich auch die Besetzung bis in die kleinste Ensemble-Rolle. Zizi Strallen gibt eine bezaubernd-süffisante Mary, die keineswegs ein Abklatsch von Julie Andrews ist. Vielmehr gibt sie ihrer Figur eine tiefere Nuance, die unter der perfekten Poppins-Fassade auch manchmal etwas wehmütig wirkt. Sie verkörpert Mary mit jedem Schritt und jeder noch so beiläufigen Hand- oder Kopfbewegung, mit jedem Wort, jedem kleinen Seufzer – einfach perfekt!

Charlie Stemp als Bert legt seine Rolle nach Dick Van Dyke-Manier sehr aufgedreht an, wirkt aber immer sympathisch. Sein großer Moment im Stück ist, wenn er scheinbar mühelos und der Schwerkraft trotzend, beschwingt singend senkrecht und kopfüber um die Umrahmung der gesamten Bühnenfläche tanzt. Die schottisch klingende Köchin Miss Brill wird von Claire Machin mit einem burschikosen Charme und einer komödiantisch überzogenen Dramatik versehen und fungiert vortrefflich als “comic relief”. Liz Robertson gibt eine stimmgewaltige Bösewichtin in der Figur von Miss Andrew, die einige Kinder im Publikum zum Schaudern bringt – ein großes Kompliment an ihre Darstellung.

Den größten Applaus neben Mary Poppins bekommt an diesem Abend Petula Clark, die vielen beispielsweise durch ihren 60er-Jahre Hit-Song “Downtown” bekannt sein dürfte. Hier spielt sie die zerbrechliche Vogelfrau, die in einem herzzerreißenden und inspirierenden Lied um Geld für ihre Tauben bettelt. Für das Stück ein ungewohnt leiser und dramatischer Song, grandios von allen Beteiligten umgesetzt – eben “practically perfect in every way”.

Es bleibt nur zu hoffen, dass Mary Poppins mit dieser Inszenierung bald wieder auf den Bühnen der Welt landet – bei so einem grandiosen Musical ist es nur eine Frage der Zeit.

 
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KREATIVTEAM
RegieRichard Eyre
Co-Regie / ChoreographieMatthew Bourne
Co-ChoreographieStephen Mear
Bühne / KostümeBob Crowley
Licht DesignNatasha Katz
Sound DesignPaul Gatehouse
OrchestrierungWilliam David Brohn
 
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CAST (AKTUELL)
Mary PoppinsZizi Strallen
BertCharlie Stemp
Mr BanksCharlie Anson
Mrs BanksAmy Griffiths
Bird WomanPetula Clark
Miss Smythe / Miss AndrewLiz Robertson
Miss BrillClaire Machin
Robertson AyJack North
Admiral Bloom / Bank ChairmanPaul F. Monaghan
Jane BanksSophie Hartley-Booth
Arrabella McDermott
Mila Carlton-Paterson
Alex Munden
Molly Pearson
Michael BanksCian Eagle-Service
George Hamblin
Sebastian Selwood
Oscar Noble
Joseph Sharpe
EnsembleAlistair Beattie
Lydia Boulton
Sam Brown
Stan Doughty
Mark Goldthorp
Francesca Lara Gordon
Peter Houston
Jacqueline Hughes
Jason Kajdi
Chloe MacGregor
Kris Manuel
Tania Mathurin
Robbie McMillan
Laura Medforth
Beatrice Penny-Toure
Alex Pinder,
Johnny Randall
Christine Tucker
Scott Waugh
Taela Yeomans-Brown
SwingsYves Adang
Danielle Delys
Joseph Dockree
Charlie Donnelly
Lyndsey Gardiner
Hannah-Faith Marram
Joe Press
Ben Redfern
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (HISTORY)
Mary PoppinsZizi Strallen [23.10.19-]
BertCharlie Stemp [23.10.19-20.06.22]
Louis Gaunt [22.06.22-25.09.22]
Charlie Stemp [26.09.22-]
Mr BanksJoseph Millson [23.10.19-18.03.20]
Charlie Anson [07.08.21-]
Mrs BanksAmy Griffiths [23.10.19-]
Bird WomanPetula Clark [23.10.19-]
Miss Smythe / Miss AndrewClaire Moore [23.10.19-18.03.20]
Liz Robertson [07.08.21-]
Miss BrillClaire Machin [23.10.19-]
Robertson AyJack North [23.10.19-]
Admiral Bloom / Bank ChairmanBarry James [23.10.19-18.03.20]
Paul F. Monaghan [07.08.21-]
Jane Banks
19/20Adelaide Barham
Charlotte Breen
Nuala Peberdy
Imogen Bourn
Ellie Kit Jones
21/22Imogen Bourn
Ellie Kit Jones
Katie Cox
Rose Dawson
Megan Donovan
Megan Judge
Shayla McCormack
Maddison Thew
Erin Hillyer
22/23Sophie Hartley-Booth
Arrabella McDermott
Mila Carlton-Paterson
Alex Munden
Molly Pearson
Michael Banks
19/20Joseph Duffy
Samuel Newby
Edward Walton
Gabriel Payne
Fred Wilcox
21/22Gabriel Payne
Fred Wilcox
Logan Clark
George Hamblin
Charlie Murphy
Noah Swer-Fox
Frankie Treadaway
Oliver Gordon
22/23Cian Eagle-Service
George Hamblin
Sebastian Selwood
Oscar Noble
Joseph Sharpe
Ensemble 19/20Angeline Bell
Lydia Boulton
Adam Davidson
Katie Deacon
Joshua Denyer
Stan Doughty
Glen Facey
Davide Fienauri
Ian Gareth-Jones
Mark Goldthorp
Catherine Hannay
Jacqueline Hughes
Jason Kajdi
Sam Lathwood
Jordan Livesey
Ceili O’Connor
Malinda Parris
Alex Pinder
Lucie-Mae Sumner
Monique Young
Swings 19/20Yves Adang
Lydia Bannister
Matt Cox
Danielle Delys
Joanna Gregory
Ben Redfern
Rachel Spurrell
Rhys West
Ensemble 21/22- Angeline Bell, Lydia Boulton, Alison Connell, Adam Davidson, Stan Doughty, Glen Facey, Davide Fienauri, Harry Francis, Ian Gareth-Jones, Maria Garrett, Mark Goldthorp, Jason Kajdi, Sam Lathwood, Tania Mathurin, Laura Medforth, Alex Pinder, Clare Rickard, Lucie-Mae Sumner, Scott Waugh, Monique Young
Swings 21/22Yves Adang
Danielle Delys
Joseph Dockree
Charlie Donnelly
Lyndsey Gardiner
Joanna Gregory
Emma Hunter
Jordan Livesey
Joe Press
Ben Redfern
Ensemble 22/23Alistair Beattie
Lydia Boulton
Sam Brown
Stan Doughty
Mark Goldthorp
Francesca Lara Gordon
Peter Houston
Jacqueline Hughes
Jason Kajdi
Chloe MacGregor
Kris Manuel
Tania Mathurin
Robbie McMillan
Laura Medforth
Beatrice Penny-Toure
Alex Pinder,
Johnny Randall
Christine Tucker
Scott Waugh
Taela Yeomans-Brown
Swings 22/23Yves Adang
Danielle Delys
Joseph Dockree
Charlie Donnelly
Lyndsey Gardiner
Hannah-Faith Marram
Joe Press
Ben Redfern
  
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TERMINE (HISTORY)
Mi, 23.10.2019 19:30Prince Edward Theatre, LondonPreview
Do, 24.10.2019 19:30Prince Edward Theatre, LondonPreview
Fr, 25.10.2019 19:30Prince Edward Theatre, LondonPreview
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