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 Rockoper
Jesus Christ Superstar Could we start again? Zum Jubiläum "750 Jahre St. Jacobi" zeigt die Kirche die, nach eigenen Angaben, erste Hamburger Produktion des Rockmusicals von Andrew Lloyd Webber und Time Rice. Hans Anacker und Andreas Björkmann in den Hauptrollen.
(Text: Michael Rieper) Premiere: | | 18.08.2005 | Letzte bekannte Aufführung: | | 28.08.2005 |
Regisseur Stephan Joachim schreibt im Programmheft: "Jeder Zuschauer hat seine individuelle Sichtweise. Und dementsprechend lasse ich in meinen Inszenierungen...Platz für eigene Fantasie und Betrachtungsart." Einige Fragen klärt er allerdings ganz deutlich und nimmt dem Zuschauer so den angekündigten Raum für die eigene Fantasie. Da ist z.B. die Frage nach der Zeit, in der das Stück spielt; in verschiedenen Produktionen des Musicals wurde es andernorts bereits in die Moderne geholt. Durch die Kostüme beantwortet Joachim, der auch als Ausstatter fungierte, die Frage nicht eindeutig, sie haben zwar einen modernen Touch, können aber durchaus als zeitlos durchgehen, so dass hier erst einmal Platz für die Fantasie des Zuschauers bleibt. Eindeutig geklärt wird die Frage jedoch, als die Jünger zum Abendmahl mit McDonalds-Bechern und Hamburgern erscheinen! Ob diese Holzhammermethode, um auch ja dem Letzten deutlich zu machen, dass das Ganze zur heutigen Zeit spielt, nötig ist? Ähnlich deutlich wird Joachim, wenn es um die Beziehung zwischen Jesus und Maria Magdalena, den Sohn Gottes und die Sünderin, geht. Waren sie ein Liebespaar? Haben sie "es" getan? Oder waren sie "nur" Superstar und Fan? Wie weit ging diese Beziehung? Interessante Fragen, die das Buch des Musicals nicht eindeutig beantwortet. Maria scheint die einzige zu sein, die zu Jesus durchdringt und ihn beruhigen kann, sie macht in ihrem großen Solo "I don't know how to love him" aber auch ihre Zweifel an diesem Verhältnis deutlich. Doch in Hamburg wird die Frage nach ihrer Beziehung beantwortet, denn am Ende ihrer ersten gemeinsamen Szene begnügt sie sich nicht damit ihn zu beruhigen und einzusalben, sondern sie lässt, kurz bevor das Licht ausgeht, auch noch ihr Gewand fallen und legt sich nackt zu ihm. Und wieder wird nicht darauf vertraut, dass der Zuschauer seine eigene Antwort finden könnte! Gleich zu Beginn des Abends wird es dem Publikum nicht leicht gemacht das Geschehen zu verfolgen, muss es doch erst einmal mit einigen technischen Schwierigkeiten kämpfen. In der Eröffnungsszene, die Judas mit "Heaven on their minds" beginnt, muss die hintere Hälfte des Publikums kräftig die Hälse recken, um zu versuchen eine Blick auf den, der da singt, zu werfen. Zwar sind im Altarraum eine Menge Podeste aufgebaut, die mehrere erhöhte Spielstätten ermöglichen, doch dort oben sieht man nur eine unbeteiligte Maria Magdalena, und von der kommt der Gesang nun definitiv nicht. Unten sitzt ein zusammengekauerter Mann im Licht, aber auch der singt in dem Moment nicht (der Zuschauer ahnt, dass es Jesus sein könnte); ungefähr nach der Hälfte des Liedes ist Judas dann auch für die hinteren Reihen ersichtlich und ab dann wird durch das energische Spiel der beiden Hauptdarsteller langsam Spannung aufgebaut. Das nächste Problem, mit dem der Zuschauer konfrontiert wird, ist die Textverständlichkeit. Manch einer muss noch den Schreck verdauen, dass hier auf Englisch gesungen wird, aber darüber hinaus harmoniert die technische Verstärkung der Stimmen überhaupt nicht mit der Kirchenakustik; heraus kommt ein Klangbrei, der es erschwert den Inhalt der Texte zu erfassen. Mit diesem Problem haben alle Darsteller zu kämpfen. Am besten gelingt das Andreas Björkman, der mit schöner kraftvoller Stimme intoniert und den Gewissenskonflikt des Judas glaubhaft verkörpert. Hans Anacker ist mit rauchiger Stimme als Jesus untypisch besetzt und gerät in den hohen Passagen dann auch deutlich an seine Grenzen. Es ist sicherlich Geschmackssache, ob der Einzelne so eine aggressive Darstellung des Jesus mag, Anacker spielt sich die Seele aus dem Leib. Carolin Soykas Gesang klingt ebenfalls sehr schön, doch sie wirkt als Maria Magdalena den ganzen Abend lang merkwürdig unbeteiligt und kühl. Die symbolträchtigen Plätze in der Kirche, wie Altar und Kanzel, bleiben von der Inszenierung unberührt, gespielt wird auf den bereits erwähnten ungeschmückten Podesten und Gerüsten. Das Lichtdesign (verantwortlich ebenfalls Stephan Joachim) verdient dabei besondere Beachtung; so wird in der Szene, in der die Priester ihre Vorbehalte gegenüber Jesus diskutieren, durch den Einsatz von Taschenlampen die spannungsgeladene Atmosphäre unterstrichen oder wenn Judas über Maria singt, wird sie nur durch einen schmalen Lichtspalt angestrahlt; diese originellen Ideen sind äußerst effektvoll. Im Finale, zur Kreuzigungsszene, bietet die Kirche als Aufführungsort einen besonderen Schlusspunkt. Nachdem sich Jesus (ohne Dornenkrone und Kreuz) den "Hügel" hinauf geschleppt hat, geht das Licht langsam aus und es erstrahlt ein Element des Kirchenfensters, auf dem die Kreuzigungsszene zu sehen ist. Kein Requisitenaufwand und keine technischen Raffinessen sind nötig. Durch den Fokus auf das bunte Fenster entsteht zu den finalen Musikklängen ein stimmungsvolles Schlussbild, das lange genug gehalten wird, um dem Zuschauer nun wirklich Zeit für eigene Gedanken zu geben.
(Text: Michael Rieper)

Kreativteam
Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 8 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    7646 Nee..nicht nochmal!
31.12.2009 - Also ich war schon sehr froh, dass das Stück nicht nochmal von vorne begonnen hat. Eine sehr enttäuschende Inszenierung das ganze...
Lobenswertes zuerst:
Björkmann, Soyka, Strachan, Klages, Connah! Tolle Darsteller, die wirklich versuchen das Beste aus Ihrer Mißglückten Lage (bei dieser Show mit dabei zu sein) versuchen zu machen!
Tja, dass war es dann schon..evtl einige nette Regie-Einfälle, die aber im anbetracht des ganzen schnell in den Hintergrund geraten.
Und schließlich hat nicht nur die Jakobi-Kirche Jubiläum, nein, auch der Schuhhersteller GOLA feiert sein 100jähriges.. DANKE, dass es dem Zuschauer deutlich gemacht wird, in dem man Werbung während einer Szene auf weiße Fahnen proiziert! Ich hätte es sonst vergessen (!)...
Der mehr als schlechte Sound-Brei tut sein übriges..
Von Klangerlebnis keine Spur.
Der Ton verwirrt eher!
Schlimm wird es immer, wenn man einen "Laienchor" mit professionellen Darstellern in einer Produktion zusammenführt. Man muss sich immer fragen, ist dies jetzt eine ernstgemeinte Profi-Produktion oder doch eher ein Bürgerfest..
FAZIT:
Evtl könnte sich "Could we start again, please?" darauf beziehen, wirklich von ganz vorne zu beginnen und eine neue Inszenierung auf die Beine zu stellen!

Pavel
    25771 Sehenswert!
22.04.2008 - Natürlich gestaltet es sich in einer Kirche sehr schwierig die Akkustik optimal in den Griff zu bekommen, doch ich finde, dass es, soweit realisierbar, gut gelöst wurde. Am Schönsten waren die Lichtspiele und -effekte, gesanglich heraus stechend waren Carolin Soyka, Ray Strachan und Andreas Björkmann hat ebenfalls ein gutes Potenzial, das auf jeden Fall noch ausgebaut werden kann, wenn er sich entspannter auf seine Fähigkeiten verlässt. Der Hohe Priester Caiphas (Theo Römer) sang ebenfalls spitze! Klar - vom Hall manchmal alles ein wenig unverständlich, aber trotzdem ein Musicalvergnügen, wenn man es versteht, sich unter außergewöhnlichen Bedingungen auf Neues einzulassen.
Vielen Dank!

no
    7975 genial daneben
19.09.2005 - So eine schlechte produktion habe ich noch nicht gesehen -wenn man das stück nicht kennt weiss man gar nicht um was es geht . wer gerade singt, musste man erraten - unfreundliches Pesonal -für Behinderte keinen besonderen Plätze. Für " dieses Stück "war der Preis viel zu teuer zu teuer .
Schade um´s Geld !

maulwurf
    7548 Klasse!
23.08.2005 - Trotz der schwierigen Kirchenakustik eine gelungene Show. Der Kirchenraum wurde sehr gut ausgenutzt, toll die Lichteffekte der Hohepriester, die Verteilung des Chores im Raum und die Schlussszene. Die Solisten sind sämtlich sehr gut besetzt, leider war in der Akustik die Band mitunter zu laut.

S. Lüders
    7544 Einerseits, aber andererseits...
22.08.2005 - Klar, in einer Kirche mit dem Hall ist es schwierig... ich denke aber, dass es trotzdem mit ein wenig mehr Aufwand möglich gewesen wäre, einen besseren Sound hinzubekommen.
Kennt man das Stück nicht, versteht man teilweise doch nur recht wenig von dem, was da gesungen wird...
Die Inszenierung gefiel mir teilweise gut, teilweise auch nicht. Der Jesus war besonders schwach, hat er doch jegliches Schauspiel vermissen lassen. Gut waren Maria Magdalena und Judas.
Insgesamt... kann man sich anschauen, wenn man es nicht gesehen hat, hat man auch nichts verpasst.

Martin
    7512 Und weiter?
21.08.2005 - Man kann bei der Inszenierung ein Konzept erkennen, dass leider nicht zu Ende gedacht wurde... Der Sound lässt sehr zu wünschen übrig. Anscheinend ist die Kirche dann doch etwas überfordert mit der Entscheidung mal WAS GANZ BESONDERES zu machen. Lob an Carolin Soyka, eine wunderbare Sängerin, der ich eine bessere In Szene Setzung gewünscht hätte. Überzeugend auch Ray Strachan. Jesus ist stimmlich nicht überzeugend. Judas sollte entspannters ingen, er hat die Stimme dafür und sollte sich darauf verlassen...

SP
    7511 Beeindruckendes Erlebnis
20.08.2005 - Das war wirklich ein tolles Musicalerlebnis, wenn auch die Tatsache, dass viele Plätze in den vorderen Reihen mit Zetteln vorab reserviert waren, ein wenig gestört hat. Trotz der Bühnenkonstruktion war die Sicht teilweise sehr eingeschränkt. Das Klangerlebnis und die Begeisterung der Mitwirkenden haben das jedoch allemal wett gemacht. Wirklich ein Musicalerlebnis und besonderer Atmosphäre. Das Gebäude und seine Eigenheiten werden phantastisch in die Szenerie eingebaut!

VaniHH
    7510 Spaß, Emotionen und Glaube
20.08.2005 - Sie Inszenierung von Stephan Jaochim ist wirklich gelungen. Trotz der schwierigen Akustik in einer Kirche kommen die Songs gut rüber und die Solisten schaffen es zu überzeugen.
Ein Muss für jeden Musical-Fan!

Sevina 
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Karten per E-Mail und an allen Vorverkaufsstellen Norddeutschlands |
| Handlung | Die letzten sieben Tage Jesu Christi. mehr Jesus sieht sich immer größerem Widerstand durch die Hohepriester und sogar seiner Anhängerschaft ausgesetzt. Überzeugungsversuche seiner Jünger, allen voran Judas, eine andere Richtung einzuschlagen, schlagen fehl. Jesus bleibt stoisch bei seinen Idealen - wohlwissend, dass sein Leben und das einiger seiner Freunde damit verwirkt ist.
| Weitere Infos | Die deutschsprachige Erstaufführung fand am 18. Februar 1972 in der Halle Münsterland (Münster) mit Reiner Schöne in der Hauptrolle statt.
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