 Verwechslungs-Komödie
Otello darf nicht platzen (Lend me a Tenor) May I Have a Moment?
© Matthias Stutte
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Früher war nicht alles schlechter! Das müssen sich Peter Sham und Brad Caroll gedacht haben, als sie die gleichnamige Komödie von Ken Ludwig als Musical adaptierten und nach einigen Überarbeitungen 2011 in London aufführten. In der Tradition der klassischen Musical Comedy ist "Otello darf nicht platzen" eine herrlich kurzweilige Reminiszenz an das goldene Zeitalter des Genres.
(Text: Maik Frömmrich) Premiere: | | 10.03.2018 | Rezensierte Vorstellung: | | 10.03.2018 | Letzte bekannte Aufführung: | | 29.03.2019 | Showlänge: | | 160 Minuten (ggf. inkl. Pause) |
Die Geschichte von Star-Tenor Tito Merelli, der kurz vor der Aufführung von "Otello" ausfällt und durch den Assistenten des Operndirektors ersetzt wird, liefert alle Zutaten einer klassischen Verwechslungs-Boulevard-Komödie. Anders als angenommen ist Merelli nämlich gar nicht verstorben, sondern hat einfach ein, zwei Beruhigungstabletten zu viel genommen. Im Laufe des Abends nimmt die Handlung durch verschiedene Verwicklungen und Wendungen immer skurrilere Züge an, sodass irgendwann drei Otello-Darsteller auf der Bühne stehen.
© Matthias Stutte
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Regisseur Ansgar Weigner macht genau das, was das Stück braucht: Er gibt dem Affen Zucker. Nach einem etwas trägen Auftakt zieht das Tempo merklich an, die Pointen sitzen und das Timing stimmt. Tür auf, Tür zu – Darsteller rein, Darsteller raus. Herrlich, wenn im zweiten Akt die Verwechslungskomödie ihren Höhepunkt erreicht und das Publikum in Lachsalven ausbricht.
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Das liegt auch am Ensemble, das sich mit Energie in die nostalgisch anmutenden Rollen wirft. Susanne Seefing als Merellis eifersüchtige Ehefrau spielt wunderbar überdreht, mit aufgesetztem italienischen Akzent und einer grandiosen Mimik. Als Merelli gibt Andreas Matthias Pagani den passenden Gegenpart, ein Star, der seine Frau liebt, aber trotzdem auch anderen weiblichen Verführungen nicht abgeneigt ist. Stimmlich erstklassig ist er u.a. im Duett "Sei du selbst" mit Lukas Witzel als Assistent Max. Witzel legt seinen Max sehr clever an. Zu Beginn kauft man ihm den schüchternen, unsicheren Assistenten mit netter, leichter Gesangsstimme vollends ab, um dann im bereits erwähnten Duett über die Töne, die aus Witzels Kehle kommen, zu staunen. Eine darstellerisch wie gesanglich herausragende Leistung. Neben dem restlichen überzeugenden Ensemble darf Gabriela Kuhn als Operndiva Diana Divane nicht unerwähnt bleiben, die im zweiten Akt mit einem Potpourri aus klassischen Opernarien zu Höchstform aufläuft und einen komödiantischen Höhepunkt für alle Opernliebhaber abliefert. Einzig und allein der Opernchor fällt etwas aus dem Rahmen - wirkt das Spiel der Damen und Herren doch oft eher künstlich, unkoordiniert und unnatürlich.
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Unter der musikalischen Leitung von Andreas Fellner liefern die Niederrheinischen Sinfoniker einen passenden schwungvollen und voluminösen Broadwaysound ab, der den Kompositionen von Brad Carroll - die hörbar dem klassischen Musical der 30er und 40er Jahre verpflichtet sind – vollends gerecht wird. Nur in den Ensemblenummern mit dem Opernchor leidet die ansonsten gute Textverständlichkeit unter einer nicht ganz ausgewogenen Balance zwischen Orchester und Chor.
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Ein zweckdienliches Bühnenbild mit ausreichend Türen für Auf- und Abgänge, historisch passende Kostüme (beides von Christian Robert Müller) und Choreografien (Andrea Danae Kingston), die auch die Nicht-Tänzer ordentlich umsetzen können, runden das Gesamtbild ab. So bleibt ein wunderbar unterhaltsamer Abend, der temporeich und mit viel Witz das klassische Broadwaymusical auferstehen lässt. Und weil das allen Beteiligten so gut gelingt, kann man definitiv sagen: Früher war wirklich nicht alles schlechter!
(Text: Maik Frömmrich) 
Verwandte Themen: Produktion: Othello darf nicht platzen (Stadttheater Bremerhaven)
Kreativteam
Besetzung
Produktionsgalerie (weitere Bilder)
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 1 Zuschauer hat eine Wertung abgegeben:

    31811 War nicht mein Ding
09.05.2018 - Habe das Stück gestern am 08.05. in Krefeld gesehen und kann gesamt gesehen nur sagen: War nicht mein Ding. Ein 2. Besuch kommt nicht in Frage.
Der Chor war überhaupt nicht zu verstehen, die Musik teilweise zu laut gegenüber der einzelnen Stimme. Die 3 Annas gingen mir nur gehörig auf den Wecker. Manchmal wurden die Mikros der Darsteller zu spät eingeschaltet.
Positiv waren für mich die Stimmen der Herren Lukas Witzel und Andrea Matthias Pagani. Besonders das o. g. Duett. Die übrige Musik war für mich verzichtbar.
Die Wandlung von Witzel in seiner Rolle vom "Stimmchen" zur "guten Stimme" hat mir gut gefallen und auch überrascht. Allein wegen dieser beiden Darsteller 2 Sterne.
Warum diese alten Karamellen!?
Aber ich will´s nicht verschweigen: dem älteren Publikum hat das Stück sichtlich gefallen (nur mir leider nicht)

Lisa09 (28 Bewertungen, ∅ 3.3 Sterne) 
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