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 Film-Adaption
Bodyguard - Das Musical All The Man That I Need
© Stage Entertainment (Jan Potente)
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Jukebox-Musicals sind fester Bestandteil des Genres und sorgen für Zuschauer, die summend das Theater verlassen und dabei in Gedanken bei ihren Idolen oder in ihren Lieblingsfilmen schwelgen. Das erreicht auch die neue "Bodyguard"-Inszenierung in Stuttgart, die von der BB Group und der Stage als Koproduktion auf die Bühne gebracht wird. Dass dabei die Emotionen ein wenig auf der Strecke bleiben und dem Zweck der groß inszenierten Show weichen, liegt größtenteils am Stück selbst. Wer aber ein "Pop-Konzert mit Schauspiel" erleben möchte und die Songs von Whitney Houston mag, wird gut unterhalten.
(Text: Jens Alsbach) Premiere: | | 28.09.2017 | Rezensierte Vorstellung: | | 27.09.2017 | Dernière: | | 14.10.2018 |
Am Ende der Show ertönen aus dem Off die ersten leisen Töne des Klassikers "I Will Always Love You", während Frank Farmer, der namensgebende Bodyguard, auf der leeren Bühne steht und dann die Tür zur Hinterbühne hinter sich schließt. Sekunden später schwebt Aisata Blackman alias Rachel Marron über den Köpfen der Zuschauer und begeistert mit wunderschöner Stimme in schwarzem Kleid, umrahmt von Licht und Nebel. So endet der unterhaltsame, aber letztlich doch recht unemotionale Abend im Film-Musical "Bodyguard".
© Stage Entertainment (Jan Potente)
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Die Show ist die gleiche wie schon in Köln und - in der zweiten Spielserie - London. Erzählt wird die aus dem gleichnamigen Film bekannte Geschichte der Sängerin Rachel Marron, deren Bodyguard Frank Farmer sie vor einem Stalker beschützen soll und sich in die anfangs abweisende Diva verliebt.
Die Inszenierung arbeitet auf zwei Ebenen: Einerseits zeigt sie Rachel Marrons Leben auf der Bühne, andererseits wird ihr privates Leben dargestellt. Immer wenn die riesigen Stelen auf der Bühne auseinander fahren, die Musik und die Bässe ohrenbetäubend laut aufgedreht werden und Blackman kraftvoll die Houston-Songs singt, funktioniert die Show prächtig. Die Sängerin steigert sich von Song zu Song und begeistert mit starker Stimme besonders beim bereits erwähnten Finalsong. Diese Szenen sind wie ein Konzert inszeniert - mit eindrucksvoller Beleuchtung, Nebel und Spezialeffekten. Umrahmt wird das Ganze von einem talentierten Tanzensemble, das die kraftvollen Choreografien präzise und schwungvoll auf die Bühne bringt. Diese Atmosphäre überträgt sich auf das Publikum - in diesen Momenten wähnt man sich tatsächlich in einem Konzertsaal.
© Stage Entertainment (Jan Potente)
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Wenn jedoch die private Geschichte der Sängerin erzählt wird, geschieht das mit angezogener Handbremse und teilweise wenig glaubwürdig. Vielleicht müssen sich die beiden Hauptdarsteller noch warm spielen, aber der Funke ihrer Liebe springt nicht wirklich über. Dies liegt zum einen am schwachen Buch von Alexander Dinelaris, das in der deutschen Übersetzung mit relativ banalen Sprüchen daherkommt, zum anderen jedoch auch an den wie auswendig aufgesagten Texten von Darstellerin Aisata Blackman und einiger Nebendarsteller. Die Szene, in der Rachel ihren Bodyguard zum Date auffordert, wirkt aus diesem Grund beispielsweise so gefühlsleer, dass die witzig und spontan gemeinten Wortwechsel verpuffen und die Szene seltsam steril verbleibt. Die Figuren und deren Interaktion berühren - zumindest in einigen Nummern - nicht.
Jadran Malkovich überzeugt in dieser Hinsicht schon eher. Sein Frank Farmer findet eine gute Balance zwischen hartem Beschützertyp und witzigem Softie, wenn er beispielsweise in der Karaoke-Bar für seine Angebetete singt oder mit Marrons Sohn Fletcher spielt und herumalbert. Er liefert eine gute Charakterstudie ab, der man anmerkt, dass er eigentlich aus dem (TV)-Schauspielfach kommt.
Unbedingt erwähnenswert ist noch Zodwa Selele als Rachels Schwester Nicki. Selele begeistert mit sanfter, lupenreiner Soulstimme und überzeugt mit Songs wie "Saving All My Love" oder im Duett mit Blackman in "Run To You", bei dem sie die Hauptdarstellerin gesanglich aussticht.
© Stage Entertainment (Jan Potente)
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Wenn auch nur als Nebenrolle ohne Gesangsparts angelegt, überzeugt auch Marc Früh als Stalker, der es augenscheinlich genießt, richtig böse und unsympathisch sein zu dürfen. Hier liegt ein Pluspunkt der Inszenierung. Der Stalker wird spannend in Szene gesetzt, taucht zwischendurch immer wieder auf, wird in Videoprojektionen eingeblendet und darf durch das Publikum streifen.
Die Songs von Houston sind allesamt moderne Klassiker. Sie werden von der unter der Bühne positionierten 9-köpfigen Band um Sounddesigner Chris Egan voluminös auf die Lautsprecher übertragen. Konzertatmosphäre garantiert.
© Stage Entertainment (Jan Potente)
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"Bodyguard" in Stuttgart ist eine lohnenswerte Show für all diejenigen, die sich gerne an den gleichnamigen Film bzw. die Songs von Whitney Houston erinnern. Doch wirklich Fahrt nimmt das Stück nur in den Konzertszenen auf - die eigentliche Story berührt nicht. Auch schauspielerisch steht die Produktion noch auf recht wackligen Füßen. Der Stimmung tut dies jedoch keinen Abbruch.
(Text: Jens Alsbach)

Kreativteam
Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 1 Zuschauer hat eine Wertung abgegeben:

    31757 Hm...
12.02.2018 - Da sitzt man hier, einen Tag nach dem Theaterbesuch, und weiß nicht recht, ob es einem gefallen hat oder nicht.
War ich gut unterhalten? Ja, das war ich.
War der Gesang gut? Eigentlich nicht.
Schauspiel, war das ok? Nein, es wirkte eher, als hätte der Regisseur während der Probezeit Urlaub gehabt.
Aber es hat trotzdem gut unterhalten? Irgendwie schon.
Im Theater angekommen sieht man, dass die zwei Hauptrollen aus gefühlt Dritt- bis Fünftbesetzung bestehen. Nicki stand als Erstbesetzung auf der Bühne.
Woher kommt nun meine Indifferenz. Sidonie Smith konnte für mich in den Höhen Punkten. Generell ging jedoch der Gesang eher unter und wirkte so „brummelig“. Jetzt kann man ihr das nur nicht ankreiden. Wären es nicht diese Songs, würde es wenig auffallen. Singen kann sie ja. Das merkt man dann vor allem bei „I will always...“, da war die Stimme voll da! Ihr Plus- und sogleich auch Minuspunkt. Sie war sehr sympathisch, was dem gespielten Teil sehr gut tat. Aber eine Diva, das ist sie gestern nicht gewesen (Regie?).Was natürlich dem Bühnencharakter nicht gut tat. In so fern freue ich mich eine talentierte Darstellerin gesehen zu haben, muss jedoch ankreiden, dass ich keine Rachel Marron auf der Bühne hatte. Was ich wiederum schade fand. Zudem tut das dem Stück schon einmal nicht gut.
Dann taucht Nicki auf, Zodwa Selele singt zwei glasklare Töne und man ist schon voll bei ihr. Somit vertrat sie die Highlights des Abends.
Das Schauspiel wurde dann zum weiteren Problem, da es im Ablauf dem Aufsagen von möglichst akzentuierten Texten glich. So redet kein Mensch. Das machte das ganze nicht nur unnatürlich hölzern sondern in Phasen auch langweilig.
Ich vergebe drei Sterne, da ich unterhalten war.

TazMA (33 Bewertungen, ∅ 3.8 Sterne) 
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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