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 Drama
Rebecca Heut Nacht verzauber' ich die Welt
© Andre Havergo
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Das Kunze/Levay-Musical erstrahlt in neuem Glanz. Andreas Gergens innovative und gelungene Herangehensweise, eine gelungene Auswahl an Hauptdarstellern sowie ein bombastisch aufspielendes Orchester sorgen für einen dramatisch dichten, nahezu fesselnden Theaterabend in Tecklenburg.
(Text: Jens Alsbach) Premiere: | | 21.07.2017 | Rezensierte Vorstellung: | | 03.08.2017 | Letzte bekannte Aufführung: | | 09.09.2017 |
Es ist erfreulich zu sehen, dass neue Regieeinfälle die Erzählung einer bekannten Geschichte so nachhaltig positiv beeinflussen, dass man von einer völlig neuen Inszenierung sprechen kann. Jüngst konnte man dies bei Disneys "Der Glöckner von Notre Dame" erleben – einer Neuinszenierung, die mit völlig plakativen Ideen nachhaltig überzeugt. Ähnlich geht auch Gergen an "Rebecca" heran. Er stellt stark die Symbolik der Geschichte in den Mittelpunkt und konzentriert sich weniger auf Kitsch und Opulenz der damaligen Wiener bzw. Stuttgarter Produktion.
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Das Ergebnis ist eine Show, die mit wunderbaren Bildern verzaubert und einen beinahe gespenstischen Eindruck hinterlässt. Besonders deutlich wird das bei Gergens wortwörtlichem Einsatz der "Schatten" von Manderley. Tänzerinnen und Tänzer in schwarzen Kostümen schleichen unentwegt über die große Bühne, tanzen Choreografien, bauen sich zu unheimlichen Bildern auf (wunderbar z. B. die schattenspielartige Darstellung einer Meeresszene in Monte Carlo) oder interagieren mit den Darstellern, indem sie beispielsweise als Tischbein oder Bilderrahmen fungieren. Besonders im späteren Verlauf des Abends, wenn die Dämmerung nach und nach einsetzt, wirkt dies ungemein atmosphärisch und sehr intelligent. Obwohl es eigentlich simple Mittel des Theatermachens sind, begeistern gerade diese Regieeinfälle. Beinahe mag man von zusätzlichen Hauptdarstellern sprechen, die in mancher Szene sogar Szenenapplaus bekommen.
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Die 'regulären' Hauptdarsteller sind – wie in Tecklenburg zu erwarten – hervorragend besetzt. Pia Douwes gibt erneut die bedrohliche Haushälterin Mrs. Danvers und hat diese Rolle mittlerweile bis ins Mark verinnerlicht. Schon ihr erster Solo-Auftritt ("Sie ergibt sich nicht!") bietet eine beeindruckende gesangliche Leistung und begeistert. Man hat den Eindruck, mit der Haushälterin in Gergens Inszenierung noch stärker mitfühlen zu können, da sie noch intensiver in die Handlung integriert ist. Beim finalen Brand tritt sie beispielsweise erneut in Erscheinung, was ihre unendliche Liebe zu Rebecca stärker unterstreicht.
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Milica Jovanovic als "Ich" überzeugt mit lupenreiner Diktion und einem zuckersüßen Gesang im ersten Akt, kann aber später auch als "resolute" Hausherrin überzeugen ("Mrs. De Winter bin ich!"). Absolut authentisch spielt auch Roberta Valentini als Maxims Schwester Beatrice. Obwohl ihre Rolle nicht viel zur Handlung beiträgt, holt Valentini durch ihren Gesang und ihre Spielfreude viel aus dem Charakter heraus und fährt gerade im Zusammenspiel mit Jovanovic zur Hochform auf ("Die Stärke einer Frau").
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Lediglich Jan Ammann wirkt am besuchten Abend etwas blass, vermeidet höhere Töne und ist generell sehr schlecht zu verstehen. Schauspielerisch überzeugt jedoch auch er. Sein Solo "Kein Lächeln war je so kalt", in dem er die Geschichte des "Verschwindens" seiner Frau rekapituliert und die Schatten im Hintergrund diese Rekapitulation lebendig werden lassen, ist einer der inszenatorischen Höhepunkte des Abends. Ein starkes Stück Theater!
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Das Bühnenbild ist zweckmäßig und übersichtlich. Auf der rechten Seite der Bühne steht Manderley – ein zweistöckiges Haus mit verschiebbaren Türen – auf der linken Seite befindet sich eine Drehbühne, die von den Schatten bewegt wird und sowohl als Hütte am Strand als auch als Rebeccas Schlafgemach fungiert. Die rechte Seite der Bühne wird ebenfalls für Auftritte genutzt, und somit wird die gesamte Fläche bespielt. Durch den Einsatz der Schatten und eines großen Ensembles wirkt die ausladende Bühne nie leer. Requisiten werden größtenteils nur angedeutet und durch die Schatten - wie erwähnt - untermalt. So wird selbst Rebeccas Schreibtisch, ebenfalls von den Schatten getragen, zu einem Hingucker.
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Szenenwechsel funktionieren fließend; besonders die Massenszenen ("Strandgut" beispielsweise wird mit einer riesigen Menschenmenge mit Taschenlampen inszeniert) wirken voller Elan. Und auch die ruhigen, intimen Szenen weiß Gergen zu inszenieren. Das Kennenlernen der beiden Protagonisten findet beispielsweise hoch über den Köpfen der Zuschauer auf einer Art Empore statt, so dass der Eindruck entsteht, die beiden schauen auf das abendliche Monte Carlo hinab. Insgesamt kommt die Dramatik der Story in Tecklenburg stärker zum Tragen als in vorangegangenen Inszenierungen.
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Einen großen Teil trägt auch das Orchester unter der Leitung von Tjaard Kirsch dazu bei. Das über 20 Musiker starke Orchester erzeugt einen opulenten Klang, der perfekt von der Technik in das große Auditorium gesteuert wird.
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"Rebecca" bietet einen fantastischen Theaterabend auf ganz hohem Niveau. Clevere Regieideen, die die Show nachvollziehbarer machen und aufwerten, gepaart mit tollen Hauptdarstellern und ausgezeichneter musikalischer Untermalung bleiben im Gedächtnis und machen neugierig auf die für 2018 angekündigte Neuinszenierung von "Les Misérables".
(Text: Jens Alsbach)

Verwandte Themen: News: Für "Rebecca" gehen wir finanziell in die Vollen (20.06.2017)
Kreativteam
Besetzung
Produktionsgalerie (weitere Bilder)
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 12 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    31599 Super!
15.10.2017 - Rebecca zählt zu einen meiner absoluten Lieblingsmusicals. Auch in Tecklenburg funktionierte es wieder mich zur Gänsehaut zu bewegen. Leider muss man in teckenlenburg ein paar Abstriche machen zur Stuttgarter Inszenierung: diese wären einerseits die Kostüme, das Bühnenbild und auch das Finale ist nicht vergleichbar mit Stuttgart. Dafür finde ich die Idee mit den Schatten gar nicht schlecht und sehr kreativ. Die Besetzung reist eh alles heraus. Pia als Mrs Denvers einfach nur WOW und ihre Mimik und Gestik ist echt der Hammer. Ihre Stimme ja sowieso. Milica einfach großartig. Und Jan auch absolut toll. Auch das Ensemble macht seine Rolle super. Das Orchester spielt klasse und ist auch richtig voll. Ich hoffe Rebecca kommt bald wieder in ein schönes Theater. So ein Stück wie Rebecca darf nicht einfach von der Bühne verschwinden. Es ist echt schön. Rebecca kann man nur genießen und es zählt für mich zu einen der besten Musicals überhaupt.

Mopelmue (23 Bewertungen, ∅ 3.9 Sterne)
    31561 Wahnsinn!
20.09.2017 - Eine grandiose Inszenierung, die ich mir spontan unbedingt noch ein zweites Mal anschauen musste.
Die Gänsehaut kam direkt zu Beginn auf und blieb bis weit nach Ende der Inszenierung erhalten.
Schon zu Beginn wusste Milica Jovanovic die Zuschauer mit ihrer glockenklaren Stimme zu faszinieren. Ich kann mir keine bessere Besetzung der "Ich" vorstellen. Unmittelbar vor der Pause sorgte Pia Douwes als Mrs Danvers für absolute Fassungs- und Sprachlosigkeit. Wahnsinn, was die Frau für eine Stimme hat! Ebenfalls dazu passend war der bitterböse Blick, der allein ausreichte um Angst zu bekommen. Jan Ammann, von dem ich seit ,Tanz der Vampire' sowieso restlos begeistert bin, sorgte als Maxim de Winter mit ,Gott warum' und ,Kein Lächeln' dafür, dass ich ernsthaft mit den Tränen kämpfen musste. Auch schauspielerisch wurde hier eine Meisterleistung abgeliefert - und zwar von jedem einzelnen Darsteller. Ich habe ganz sicher noch nie ein derartig grandios besetztes Musical zu sehen bekommen.
Die wunderschöne Kulisse vor der alten Burgmauer und den Bäumen drum herum, trug ihrerseits zur stimmungsvollen Atmosphäre bei.
Besonders begeistert hat mich auch das große und wunderbare Orchester, da dies ja mittlerweile bei anderen Veranstaltung leider oft dem Rotstift zu Opfer fällt.
Ein einziger kleiner Wermutstropfen waren bei meinem zweiten Besuch einige Zuspätkommer, die sich natürlich auch noch zu ihren vorderen, mittigen Plätzen durchquetschten und diese dann in aller Seelenruhe einrichteten.
Mein Fazit: Die beiden besten Abende des Jahres. Vielen Dank dafür!

Steffie (8 Bewertungen, ∅ 3.9 Sterne)
    31547 Mein Musical Highlight 2017
04.09.2017 - Rebecca Tecklenburg
Besuchte Vorstellungen: 13. und 23. Aug. 2017
Es waren mein erster Besuch in Tecklenburg. Rebecca habe ich einmal in Stuttgart gesehen Es konnte mich damals aber nicht so fesseln.
Anders in Tecklenburg. Über die Cast wurde genug geschrieben. Ich schliesse mich DEm an, wow. Schon wenn Milica zu Beginn auf die Bühne tritt und mit glockenreiner Stimme Ich habe geträumt von Manderley singt, erstarrt man fast vor Ehrfurcht. Dazu eine Pia, Die die Mrs. Danvers nicht spielt, sondern lebt. Auch die anderen Haupt- und Nebenrollen sind perfekt besetzt. Gut fand ich auch die Schatten. Zusätzlich das grosse Ensemble. Ein Mangel bei vielen Openair Produkionen ist ja, dass sich einzelne Darsteller oft auf der grossen Bühne verlieren. Das wurde hier wirklich gut gelöst.
Dazu ein tolles Orchester im Graben. Die Abmischung fand ich am ersten Abend in Reihe 7 mittig ganz gut. Beim zweiten Abend hatte ich 2 Reihe ganz links, wo leider durch die Nähe des Lautsprecherturms der Sound nicht so gut war.
Die Inszenierung von Andreas Gergen fand ich sehr gelungen.
Der erste Abend hat mich so begeistert, dass ich meine geplante Urlaubstour noch umgestellt habe und extra für den 2. Abend von HH nach Tecklenburg gefahren bin.
Inszenierung: 5 von 5
Musik: 4.5 von 5
Besetzung 5 von 5
Ausstattung: 4 von 5
Gesamtfazit: 5 von 5
Neben Hair in Amstetten mein Highlight dieses Jahr. Und Tecklenburg hat einen Fan mehr. Und, man übersteht es auch ohne Sitzkissen, aber bequem ist anders.

nummelin3 (25 Bewertungen, ∅ 3.6 Sterne)
    31526 Was soll man sagen: besser gehts nicht
10.08.2017 - Ein Traum, wer es nicht gesehen hat, wird sich lange ärgern... Einziger kleiner Wermutstropfen meinerseits: namhaft besetzter Jack Favell sowie mit Roberta Valentini ebenfalls toll besetzte Schwester Maxims, gehen für mich an diesem Abend hinter den 3 Hauptprotagonisten ein wenig unter... aber das ist Jammern auf exrem hohen Niveau. Ein riesiges Dankeschön an die Verantwortlichen, die es schaffen, solch unvergessliche Abende zu zaubern,bei sehr humanen Eintrittspreisen. Hab mir noch schnell ne Karte zur Derniere gesichert und freu mich total darauf.

andycibis (26 Bewertungen, ∅ 3.7 Sterne)
    31524 Volle Punktzahl
08.08.2017 - Um es kurz zu machen, im Grunde kann ich mich den Meinungen hier soweit anschießen. Ein schönes Musical in sehr guter Besetzung mit großem Orchester auf einer wunderschönen Freilichtbühne. Dazu ein auch ohne echtes Feuer (hat das wirklich bei dem Baumbestand rund um die Bühne jemand erwartet?) sehenswertes Finale. Was will man mehr? Richtig, eine gelungene Umsetzung und für die Regie von Andreas Gergen möchte ich erstmals 5,5 von 5 Sternen vergeben. Wunderbare Ideen und die hier schon erwähnten Schatten finde ich persönlich meist sehr gut eingesetzt. Natürlich gibt es hin und wieder klitzekleine Verbesserungen diesbezüglich, aber das ist „Meckern auf ganz hohem Niveau“. Nein, die Inszenierung hat mir ausgesprochen gut gefallen, eine weitere Vorstellung habe ich mir heute gebucht…. Das sollte meine Meinung zu diesem Stück in Tecklenburg ganz gut wiederspiegeln…
Besuchte Vorstellung:
04.08.17 – Bühne Tecklenburg
Inszenierung: 5,5 von 5
Musik: 4,0 von 5
Besetzung: 4,5 von 5
Ausstattung: 4,0 von 5
Gesamtfazit: 4,5 von 5

MyMusical (26 Bewertungen, ∅ 3.8 Sterne)
    31520 Sehenswerte Produktion
04.08.2017 - Die Cast ist bis in die kleinste Rolle bestens besetzt. Das Orchester bringt einen satten vollen natürlichen Sound und die Inszenierung läuft wunderbar durch die Geschichte. Lediglich bei den Schatten wäre bei manchen Szenen etwas weniger mehr gewesen. Insgesamt eine sehr gelungene und sehenswerte Produktion die meine Erwartungen an ein Freilufttheater weit übertroffen hat.

Caveman (6 Bewertungen, ∅ 3.5 Sterne)
    31504 Na ja!
28.07.2017 - Die Überschrift lautet "Na ja!" und dennoch gebe ich 4 Sterne. Warum?
Das Musical ist absolut empfehlenswert. Allein für die Darsteller und das Orchester hätte ich eigentlich fünf Sterne geben müssen und hätte das auch gerne getan, aber ich möchte einfach mal ein paar Dinge ansprechen, über die die Freilichtspiele nachdenken sollten.
Nochmal ganz deutlich, um Rebecca Liebhaber nicht zu verärgern: Das Stück ist klasse, die Darsteller und Musiker machen einen hervorragenden Job und ein Besuch lohnt sich.
Nun aber ein paar grundsätzliche Sachen:
Liebe Freilichtspiele, bittet überdenkt doch einmal, ob ihr eure sanitären Anlagen in den nächsten Jahren ausbauen könnt. Die Schlange an der Damentoilette hat gezeigt, dass die Kapazitäten nicht ausreichen und leider mussten einige Zuschauerinnen die ersten Minuten des 2. Akts verpassen.
Die Holzbänke im Zuschauerraum sind auch nicht mehr zeitgemäß und an dieser Stelle müsste dringend in neue Sitzmöglichkeiten investiert werden. Ich könnte einige Amateur-Freilichtbühnen aufzählen, bei denen ich für 10 Euro Eintrittspreis wesentlich besser saß.
Nun eine wirklich ärgerliche Sache - der Sound. Es ist mir auch schon bei Artus aufgefallen - und ich komme gerne mehrfach zur Bühne - saß somit auch auf unterschiedlichen Positionen - aber seitdem das Soundsystem ausgetauscht wurde, ist der Sound insgesamt schlechter geworden. Das ärgert mich einfach, weil diese Investition besser in andere Bereiche hätte fließen können. Vielleicht kann man ja nachjustieren oder die vorherigen Lautsprecher wieder aufhängen. ;-)
Nun noch eine kleine Sache am Rande: Den Musicalbesucher des 21. Jahrhunderts muss man nicht mit leeren Versprechungen anlocken. Das finde ich wirklich peinlich und unfair. In einem Interview mit der Musicalzentrale wurde den Zuschauern für das große Abbrennen Manderleys eine kostspielige Lösung angekündigt. Und ich hätte - gerade weil es eine Freilichtbühne ist - Feuer- oder Pyroeffekte erwartet. Stattdessen projiziert die Bühne per Beamer ein Kaminfeuer auf die Hauskulisse. Im Amateur-Indoor-Bereich hätte ich das gut nachvollziehen können und auch bei den Freilichtspielen hätte ich ein Auge zugedrückt, wenn es nicht durch eben diese so "effektvoll" angekündigt worden wäre. Dann doch bitte lieber den Ball flachhalten und mit den Eigenschaften die Leute anlocken, die ihr wirklich gut könnt.

MucSkate (erste Bewertung)
    31497 "Diese Vorstellung möchte ich in meinem Leben nicht mehr missen"!
25.07.2017 - Mehr kann man diesem Zitat des Komponisten Sylvester Levay nach der grandiosen Premiere seines Musicals "REBECCA" eigentlich nicht mehr hinzufügen.
Ich dachte eine Steigerung nach dem famosen ARTUS von letztem Jahr ist schlicht kaum mehr möglich!
Allerdings haben die grandiosen inszenatorischen Ideen von Andreas Gergen etwas anderes bewiesen - wie er es schafft, dieses "Ausstattungsmusical" auf diese große Bühne in Tecklenburg ohne Pomp und Prunk zu zaubern ist einfach unglaublich gut..
Die Schatten der Vergangenheit - REBECCAS Schatten ist dem Publikum während des ganzen Stücks leibhaftig zugegen - in Form des Ensembles der Freilichtspiele die komplett in Schwarz auftreten und als "Tischhalter", "Telefonhalter" - "Türhalter", "Bilderrahmenhalter" usw. auftreten und so die riesen Bühne in Tecklenburg mit lauter Leben füllen und sogleich das Stück flüssig vom Stapel lassen - grad bei diesem "durchkomponierten" Stück eine schwierige Sache die grandios gemeistert wurde...
Dazu die Weltklassesolisten angeführt von PIA DOUWES als dämonische Haushälterin Mrs. Danvers - was sie wieder an Mimik, Gestik und Spitzentönen raus haut ist einfach unbeschreiblich - und schon bei ihrem ersten Erscheinen erntet sie frenetischen Applaus - nach ihrem ersten Solo "SIE ERGIBT SICH NICHT" ist sie der absolute Liebling des Publikums..
Allerdings hat sie eine Starke "Gegnerin"/"Partnerin" in Figur von Milica Jovanovic die gerade in den Duetten "Hilf mir durch die Nacht" und "Zeit in einer Flasche" und dann natürlich mit ihrer Verwandlung in "Mrs de Winter bin bin" - Mrs. Danvers die Zähne zeigt...
Jan Ammann ist der perfekte Maxim - stimmlich und schauspielerisch auf höchstem Niveau... - nimmt er die Aufgabe an die sehr schwierige und undankbare "zwischen diesen beiden Frauen zu stehen" - allerdings mit seiner "Enthüllungsnummer" einem der Highlights des Abends "Kein Lächeln war je so kalt" beweist er, dass dieses gesamte Trio der Star dieses Stückes ist...
Alle anderen Rollen verblassen leider gegenüber dieser Weltklasse dieser drei Darsteller - sie agieren Rollendeckend und versuchen das beste herauszuholen - aber es zählt ja das Gesamtergebnis und das ist grandios umgesetzt...
Auch wenn natürlich und naturgegeben das Bühnenbild minimal und das Kostümbild "einfach" gehalten ist - das besondere daran ist wie man es gekonnt und oftmals "Scherenschnittartig" arrangiert hat damit dieses Stück auf dieser riesen Bühne seine volle Entfaltung entwickeln kann...
Dieser Dank gebührt Andreas Gergen...
Frenetische und noch nie dagewesene Applauswellen und "Bravi-Rufe" bescheinigen es - alles richtig gemacht! - Denn wenn der eigene Komponist der ja schon so einige grandiose Aufführung in seinem Leben erlebt hat so "mit Herz und Seele" von dieser Aufführung spricht wie oben zitiert dann muss es einfach wunderbar sein...
Deswegen - nicht verpassen - denn wer weiß wann man REBECCA überhaupt wieder sieht und vor allem mit welcher Besetzung - denn diese ist schwerlich zu toppen! Also nix wie hin nach Tecklenburg!

Maxim (54 Bewertungen, ∅ 4 Sterne)
    31495 WOW
25.07.2017 - Ich kann nur sagen es war der Hammer :D ich habe mir es am 22.7 angesehen und ich bin sprachlos zum Hotel gefahren. Alles war super. Besonders gefallen haben mir Jan Ammann, Milica Janovich und Pia Douwes. Chapeo ich komme gerne wieder!

Musicaltrine (3 Bewertungen, ∅ 2.3 Sterne)
    31493 Heut Nacht verzauber ich die Welt
24.07.2017 - Rebecca in Tecklenburg funktioniert ganz wunderbar! Wir haben die Premiere am 21. Juli 2017 besucht.
In erster Linie überzeugt das Spiel der drei Hauptprotagonisten. Pia Douwes gibt wie immer eine überzeugende Mrs Danvers und jeder im Publikum würde ohne ein Wort des Widerspruchs tun, was sie verlangt. Jan Ammann hat sich gegenüber Stuttgart nochmals verbessert und überzeugt nun auch als liebevoller Maxim, seine cholerischen Anfälle waren schon immer glaubwürdig. Milica Jovanovic war für mich die Entdeckung des Abends, da sie ihre kindliche Ich deutlich selbstbewusster und frecher anlegt als viele Darstellerinnen zuvor. Dadurch wird die erwachsene Ich nach ihrer Wandlung zu einer gleichwertigen Gegnerin von Mrs Danvers. Die Duette „Rebecca Reprise“ und „Mrs De Winter bin ich“ waren unvergessliche Musical-Momente! Standing Ovations für diese Szenen sprechen für sich.
Bei den Nebenrollen sticht Roberta Valentini als Beatrice hervor. Ihr Lied „Was ist nur los mit ihm“ war berührend und sehr überzeugend, selbst das von mir ungeliebte „Die lieben Verwandten“ war dieses Mal erträglich.
An der Regie von Andreas Gergen gibt es nichts zu mäkeln, herausragend fand ich die Idee, die Schatten von Manderley zum Leben zu erwecken und sie einzelne Szenen begleiten zu lassen. Vor allem in Maxims Solo „Kein Lächeln war je so kalt“ spielen sie nach, was damals im Bootshaus tatsächlich passiert ist und so bleibt dieses Mal kein Zweifel, dass Maxim seine Frau getötet hat.
Durch die große Anzahl an Statisten in Tecklenburg wirkt die riesige Bühne bei den Massenszenen immer gut gefüllt, besonders gut gefallen hat mir „Strandgut“, die Energie auf der Bühne bei dieser Szene war toll.
Auch das Orchester muss unbedingt noch erwähnt werden, es spielt ganz wunderbar auf! Annähernd 30 Musiker ergeben dann doch einen ganz anderen Klangraum wie ein minimalisiertes STAGE-Orchester.
Abzüge gebe ich für eine Begebenheit nach dem Stück, als wir den Intendanten Radulf Beuleke fragten, ob es noch eine Möglichkeit gibt, die Darsteller oder Herrn Levay am Künstlerausgang zu treffen. Gerne hätten wir die seltene Gelegenheit genutzt, dem Komponisten vieler von uns geliebter Stücke unseren Dank auszusprechen.
Hier wurden wir allerdings brüsk wie nervige Groupies abgekanzelt: „Eine Autogrammstunde ist nicht vorgesehen!“ Bei allem Verständnis für die Anspannung bei einer Premiere stünde Herrn Beuleke etwas weniger Hochmut doch ganz gut an – schließlich sind es nicht zuletzt die Musicalliebhaber, die seine Festspiele zum Erfolg werden lassen.
Den Besuch von „Rebecca“ in Tecklenburg empfehlen wir uneingeschränkt, es ist einfach ein tolles Stück in großartiger Inszenierung!

Coloredo! (3 Bewertungen, ∅ 4.7 Sterne)
    31491 Das Wien Norddeutschlands
24.07.2017 - Die Rebecca Inszenierung Tecklenburgs ist jedem nur wärmstens ans Herz zu legen. Gespielt wird die bearbeitete Version, die schon in Stuttgart lief. Besucht wurde die Vorstellung am 23.7. Es spielte die Firstcast.
Unglaublich raffiniert inszeniert (Darsteller ganz in schwarz als Schatten verkleidet illustrieren die Erinnerungen an Rebecca und dienen auch zeitweise als Sonnenschirmständer, Tische, Bildelemente etc.), und wunderbar besetzt überzeugt sie auf ganzer Linie.
Besonders Milica als Ich ist erfrischend anders, denn obgleich sie sich im ersten Akt schüchtern und unsicher gibt, verfällt sie nicht in die weinerliche Art, die sich für diese Rolle eingebürgert hat. Auch die Wandlung zur selbstbewussten Frau im 2.Akt ist nachvollziehbar und glaubwürdig. Stimmlich ist sie wunderbar variabel und dynamisch und pflückt selbst die hohen Noten der Oberstimmen, wie auch nicht anders erwartet, mühelos aus der Luft.
Auch Jan Ammann gibt einen überzeugenden, überraschend jähzornigen und doch sehr verletztlichen Maxim de Winter. Hat man ganz zu Anfang noch seine Bedenken, da sein Maxim wieder extrem kurzangebunden und der deutschen Synchronisation des alten Schwarz-weißfilms ähnlich ist, entwickelt er sich doch zu einem Uwe Krögers Interpretation in nichts nachstehenden Charakter. Besonders gefielen Bist du glücklich?/Bist du böse? und Keiner hat sie durchschaut. Chapeau! Sonst wirkte Ammanns Spiel immer etwas steif, doch hier ist es ihm wirklich gelungen seine alte Anlage Maxims noch einmal sehr viel feiner und detaillierter umzusetzen. Auch gesanglich ist er sehr überzeugend, da er sich endlich traut zuvor gespielte Emotionen auch in seinem Gesang mitklingen zu lassen. So klingt dann der Anfang von Hilf mit durch die Nacht tatsächlich tränenerstickt und das ist auch gut so. Wirklich noch einmal eine Steigerung.
Pia Douwes als Mrs. Danvers überzeugt auf voller Linie. Ein herzzerreißendes Finale, ein wirklich gruseliges Nur ein Schritt kombiniert mit kongenialem Schauspiel, das die unendliche Liebe zu Rebecca eindringlich rüberbringt, und genialen Interaktion mit den vielen Schattendarstellern und -tänzern auf der Bühne. Was will man mehr?
Thomas Hohler als Frank Crawley gibt einen unglaublich warmherzigen, feinfühligen Charakter, dem man seine gute Freundschaft mit Maxim absolut abkauft. Auch die gesanglichen Parts sind solide dargeboten und kratzen schon mal bei Ehrlichkeit und Vertrauen an der Tränendrüse.
Robert Meyer zeigt einen absolut durchtriebenen Jack Favell, der jedoch scheinbar Rebecca wirklich liebte, jedoch weiterhin pragmatisch und materialistisch blieb. In Eine Hand wäscht die andre Hand avanciert er dann zum überzeugenden Puppenspieler (wortwörtlich, da er Ich, Frank, Robert und Frith wie Marionetten tanzen lässt). Interessant ist, dass dieser Jack clever, gleichzeitig fast nicht schmierig, und trotzdem auch nicht so langweilig wie die Stuttgarter Version wirkt. Sehr sehr schön, vorallem wenn man bedenkt wie kurzfristig diese Rolle neu besetzt wurde.
Roberta Valentini und Mathias Meffert bieten zwei sehr sympathische, etwas verschrobene Beatrice und Giles. Beide überzeugen gesanglich absolut und auch schauspielerisch kauft man es Valentinis Beatrice ab, dass sie sich echte Sorgen um Ich und Maxim macht. Besonders toll auch ihre Interaktion mit Maxim zu Beginn des Balls; es ist wirklich eine Leistung so Geschwister darzustellen.
Abschließend darf Anne Weltes Edith van Hopper nicht fehlen. Sensationell geschauspielt und witzig gesungen, ist diese Van Hopper auf einer Höhe mit dem Wiener Original. Der (so gut wie ausverkaufte) Zuschauerraum wurde konstant zu unkontrolliertem Loslachen verführt.
Das Ensemble und die Gesangssoli sind, wie stets in Tecklenburg, absolut professionell und textlich perfekt zu verstehen. Selbst bei Ensembleparts mit gegenläufigem Text war immer noch alles gut auszumachen.
Bei dieser Inszenierung bereichern zusätzlich die vielen Tänzer, die, wie bereits anfangs erwähnt, vollkommen verhüllt die Handlung in der Vergangenheit greifbar gemacht haben, oder auch mal Requisiten waren, das Gesamtbild unglaublich. Teilweise erinnerten die Darbietungen z.B. dem concertanten Wiener Phantom der Oper, bei dem ja auch bereits schon die komplexe Handlung durch Tänzer zusätzlich nachgestellt wurde. Auch bei Rebecca ist diese Umsetzung extrem passend. Der Effekt der lebendigen Requisiten lässt sich schlecht besser beschreiben, das muss man live sehen.
Orchester und Bühnenbild waren, wie gewohnt, perfekt und atmosphärisch.
Alles in allem, einer perfektesten Musicalabende, die ich je erlebt habe. Diese Inszenierung muss sich wirklich nicht vor dem Wiener Original verstecken und ist preislich so extrem erschwinglich, sodass man vielleicht doch ein zweites oder drittes Mal hingeht.
Einziges Manko: Der Ton war absolut zu hoch geregelt. Besonders Ammann und Douwes, aber auch alle anderen Sänger, haben bei lauteren Stellen, ausregelungsbedingt, selbst in tiefen Lagen hart, teilweise fast kreischig geklungen und sich konstant an der Übersteuerung (die dann auch zwei Mal wirklich passierte) bewegt. Bei anderen Stellen fielen dann die Mikros wiederum ganz aus. Tonprobleme hatten wir bei unseren vorherigen Besuchen in Tecklenburg noch nie, sodass wir hoffen, dass die scheinbar fehlerhafte Technik hoffentlich zur nächsten Woche hin repariert wird.

    31489 War sehr schön in Manderley..
22.07.2017 -

sissi 1982 (erste Bewertung)

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| Handlung | Ein schüchternes Waisenmädchen verliebt sich in den viel älteren Adeligen Maxim de Winter. mehr Er heiratet sie und nimmt sie mit auf sein Schloss. Mit ihrer neuen Rolle als Hausherrin tut sie sich aber schwer: Alle sprechen über Rebecca, Maxims erst kürzlich gestorbene erste Frau. Die Erinnerung an die Tote droht das Glück der Lebenden zu zerstören.
| Weitere Infos | Das Musical-Drama von Michael Kunze (Buch und Texte) und Sylvester Levay (Musik) wurde am 28. September 2006 in Wien uraufgeführt. Es basiert auf dem gleichnamigen Gesellschaftsroman von Daphne du Maurier, der nicht zuletzt durch die Verfilmung von Alfred Hitchcock bekannt wurde.
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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