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Elisabeth (2005 - 2006)
Apollo Theater, Stuttgart

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Diese Inszenierung leidet unter einer unpräzisen Regiearbeit, uneinheitlich agierenden Hauptdarstellern und einem Totalausfall bei der Rolle des Todes. In den kleineren Rollen gibt es echte Entdeckungen, Bühne und Kostüme bieten Opulenz fürs Auge, Musik und Texte gehören zum Besten, was das Genre zu bieten hat.

Es dauert eine gute halbe Stunde, bis diese “Elisabeth” in Fahrt kommt – nach dem fulminanten Prolog fällt die Spannung deutlich und steigt erst mit Elisabeths beginnender Emanzipation wieder an. Der Grund für diesen Durchhänger ist, dass Dennis Callahans Regie vage bleibt und es nicht schafft, die Charaktere genau auf den Punkt zu bringen. Wenn Maike Boerdam die Elisabeth zu Beginn als verträumt-naives Landmädel gibt, trägt sie zu dick auf, bei “Ich gehör nur mir” fehlt es ihr dagegen an Intensität. Ähnliches gilt für Carsten Lepper als Luigi Lucheni: Als Erzähler schlüpft er gekonnt in die unterschiedlichen Figuren, durch die er in die Handlung einsteigt; dabei verliert er sich aber gelegentlich in Posen. Genannte Künstler zeigen auch sehr gute Leistungen, die ich weiter unten entsprechend würdigen werde, die Regie schafft es aber nicht, das Potenzial zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzufügen.
Dass es Callahan zumindest streckenweise besser kann, zeigt besagte Prolog-Szene. Die ist unheimlich stark, schafft eine elegant-morbide Grundstimmung und zeigt Callahans Choreographie-Begabung: Auch wenn einem sein Bewegungs-Repertoire allmählich recht bekannt vorkommt, stimmt doch vom Zombie-Gezappel bis zur kraftvollen “Milch”-Choreographie alles. Das tänzerisch (und stimmlich) sehr gute Ensemble greift das gerne auf. Zusammen mit seinem Creative-Team sorgt Callahan also durchaus für großartige Momente. Vor allem das prächtig-dekadente Bühnenbild (Paul Gallis) und die üppigen Kostüme (Yan Tax) beeindrucken, Licht- (Reinier Tweebeeke) und Tondesign (Jeroen ten Brinke) unterstreichen Showstopper wie “Milch” oder den Prolog.
Die musikalische Leitung hat Klaus Wilhelm und er nutzt das Können sehr guter Musiker, das Talent von Ensemble und Solisten und liefert hohe musikalische Qualität.
Doch zurück zur Besetzung: Maike Boerdam hat die Elisabeth bereits in Essen gespielt – sie ist also keine Überraschung auf der Besetzungsliste. Für mich überraschend war dann aber doch, wie uneinheitlich ihre Leistung ist. Die depressive und gestörte Elisabeth im zweiten Teil stellt sie sehr überzeugend dar, während sie im ersten Akt weit weniger glaubhaft ist. Auch enttäuscht “Ich gehör nur mir” ein wenig, da hätte ich mir mehr Ausdruck erwartet. Die Boerdam hat sicher nicht die schönste Stimme in Musical-Deutschland, nutzt ihre beeindruckend saubere Höhe aber, um das Publikum zu begeistern.
Carsten Lepper hat auch schon Lucheni-Erfahrung, er hat sich aber im Vergleich zu Essen nicht zu seinem Vorteil entwickelt – wie oben beschrieben. Stimmige Momente hat er, wenn er z.B. in “Milch” das Volk aufhetzt – das ist richtig stark. Seine etwas gepresst wirkende Pop-Stimme schont er ein bisschen zu oft und weicht in Sprechgesang aus.
Neben diesen beiden “Elisabeth”-erfahrenen Künstlern ist Olegg Vynnyk dann doch ein Novum in der Cast – und zwar ein Ungewöhnliches: Der Sprung vom “Valjean” zum “Tod” ist groß und für Vynnyk definitiv zu groß. Im ersten Akt weder erotisch noch gefährlich kommt mir immer wieder das Wort “Schmuse-Tod” in den Sinn. Anstatt zu interpretieren ergeht er sich in Schlager-Posen und Pathos und ich ärgere mich zunehmend über seine Auftritte. Im zweiten Teil ist er dann agressiver und zeigt mehr Profil. Trotzdem dürfte jede Wiener Tod-Zweitbesetzung ihn mühelos an die Wand spielen.
Wirkliche Entdeckungen in dieser Cast gibt es in den Nebenrollen, Ivar Helgason ist eine davon. Als Franz-Josef zeigt er das Maximum, was diese Rolle hergibt. Seine großartig geschulte Stimme und das differenzierte Schauspiel sollten seine weitere Karriere sichern. Allein wie er “Ich will Dir nur sagen” interpretiert, verdient Bewunderung. Einziger Wehrmutstropfen: Er wirkt neben Maike Boerdam recht klein, was die Figur etwas demontiert. Da er aber nun wirklich nichts für seine Körpergröße kann, werte ich das als Casting-Fehler (Casting: Simone Linhof).
Den bewegendsten Moment des Abends hat Susan Rigvava-Dumas, wenn sie als Sophie “Ist das nun mein Lohn” singt. Wie diese starke Figur an ihren Idealen zerbricht und ihre Familie zerstört, stellt die Dumas überaus intensiv dar.
Nico Gaik als Rudolf singt sehr angenehm, spielt aber etwas zu pathetisch.
Im Vergleich zur Essener Inszenierung wurden übrigens allenfalls Kleinigkeiten verändert, dem Vergleich zur Wiener Produktion hält sie aber auf keinen Fall stand. Dort gibt es eine weit bessere Cast in den Hauptrollen, die intelligentere und frechere Inszenierung sowie einen insgesamt dichteren und schlüssigeren Theaterabend.
Unangetastet von diesen lokalen Unterschieden ist “Elisabeth” dank der emotionalen und poppigen Komposition von Sylvester Levay und den intelligenten sowie provokativen Texten von Michael Kunze eines der größten Werke des Genres und wird allein deshalb in Stuttgart sein Publikum finden.

 
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KREATIVTEAM
Buch und LiedtexteMichael Kunze
MusikSylvester Levay
Regie und ChoreographieDennis Callahan
KostümeYan Tax
BühnenbildPaul Gallis
LichtdesignReinier Tweebeeke
TondesignJeroen Ten Brinke
Musikalische LeitungKlaus Wilhelm
 
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CAST (AKTUELL)
ElisabethMaike Boerdam
Karin Seyfried,
(Annemieke van Dam)
Der TodOlegg Vynnyk,
(Haldor Laegreid
Carl van Wegberg)

Luigi LucheniCarsten Lepper,
(Kai Hüsgen
Bas Timmers
Martin Pasching)

Franz-JosephIvar Helgasson,
(Haldor Laegreid
Peter Stassen)

RudolfMartin Pasching,
(Carl van Wegberg
Rory Six)

SophieSusan Rigvava-Dumas,
(Kaatje Dierks
Katherine Krüger)

Ludovika / Frau WolfKaatje Dierks,
(Sandra Bleicher
Saskia Schäfer)

MaxMichael Flöth,
(Martin Christoph Rönnebeck
Christoph Wettstein)

EnsembleSandra Bleicher
Markus Dinhobl
Annemieke van Dam
Daniela Günther
Mathilda Hansson
Esther Hehl
Oliver Heim
Kai Hüsgen
Margherita Huismann
Michael John
Nathalie Kleeberger
Christina Köb
Haldor Lagreid
Nikolaus Meder
Rainer Mildner
Torsten Moll
Oliver Polster
Michael Walfass
Sara Rymer
Saskia Schäfer
Jo Shanks
Rory Six
Peter Stassen
Anna Thorén
Christoph Wettstein
Bas Timmers
Nina Susanne Ungerer
Carl van Wegberg
Merel Zeeman
Martin Christoph Rönnebeck
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
So, 06.03.2005 19:00Apollo Theater, StuttgartPremiere
Mi, 09.03.2005 18:30Apollo Theater, Stuttgart
Do, 10.03.2005 19:30Apollo Theater, Stuttgart
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