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Grusical

Dracula (Wildhorn)

Es gibt immer ein Morgen


© Heiko Sandelmann
© Heiko Sandelmann
Im Jahr 2016 wird Vampiren nicht mehr mit Knoblauch, Kruzifixen oder durch Pfählung der Garaus gemacht. Regisseur Philipp Kochheim interpretiert das Wildhorn-Opus durch zahlreiche Veränderungen als modernes, die Zuschauer polarisierendes Beziehungsdrama mit starken Darstellern.

(Text: Kai Wulfes)

Premiere:17.09.2016
Rezensierte Vorstellung:30.09.2016
Dernière:24.06.2017


Eine Überdosis Pillen und ein goldener Schuss. Damit setzt Mina ihrem Leben ein Ende und stirbt in den Armen des verstört wirkenden Dracula. Jonathan, der seine Partnerin kurz zuvor hat ziehen lassen, beobachtet die an eine Pietà erinnernde Szene und zielt mit einem Gewehr auf den Mann, der sie aus dem für Außenstehende so perfekt wirkenden Schickimicki-Beziehungskäfig hat ausbrechen lassen. Drückt er ab?

Regisseur Philipp Kochheim lässt die Antwort bewusst offen. Mit dem letzten Ton des Final-Songs erlischt das Licht. Ein starker Moment in einer Inszenierung, die Wildhorns "Dracula" ins Jetzt verlegt und durch drastische Kürzungen, modernisierte Texte und Umstellung von Songs ein Beziehungs-Drama mit nur 95 Minuten Spielzeit entwickelt. Konsequent verzichtet der Regisseur aufs Bühnennebel umwaberte Gruselambiente und zieht dem Titelhelden die für einen Vampir so typischen Beißzähne. Auch streicht Kochheim die drei Vampirinnen, die in der Ursprungsfassung Jonathan umgarnen. Diese Aufgabe übernimmt in der stellenweise recht freizügigen Inszenierung Dracula, der zum nur mit schwarzer Unterwäsche bekleideten Anwalt ins Bett steigt.


© Heiko Sandelmann
© Heiko Sandelmann



Ganze Handlungsstränge, wie zum Beispiel im ersten Akt Jonathans Flucht aus Transsylvanien nach Budapest und die sich anschließenden Hochzeitsszenen sind ebenso verschwunden wie Draculas Abreise in die Karpaten oder der Kampf seiner Verfolger mit anderen Vampiren. Damit konzentriert sich diese Bremerhavener Fassung aufs Wesentliche: Draculas zerstörerischer Einfluss auf Paarbeziehungen, die schon lange keine mehr sind. Mina und Lucy, zwei Luxusweibchen in schicken Designer-Outfits (Kostüme: Barbara Bloch), sind ihrem durch exzessive Partys geprägten Dasein überdrüssig und scheinen ständig auf der Suche nach einem neuen Kick zu sein. Da kommt der als diabolischer Dämon gezeichnete Dracula, der sich in ihr Leben einschleicht, gerade recht. Lucy ist für ihn nur ein Lustobjekt, das sich ihm zum Song "Leb' noch einmal" begierig körperlich hingibt. Für ihre Freundin Mina, die lange gegen ihre Gefühle ankämpft, sich dann aber doch von Jonathan lossagt, empfindet Dracula so etwas wie Liebe. Deshalb verzichtet er bei ihr auf den Unheil bringenden Biss.

Allein durch seine bloße Anwesenheit übt dieser menschelnde Untote auf alle Bühnenfiguren, die er letztendlich ins Unglück stürzt, eine gewisse Faszination aus. Dies gilt für den von Anfang an als Psychopath völlig überzeichneten Renfield ebenso wie für Professor van Helsing, der Dracula nicht nur aus wissenschaftlichen Gründen nachstellt.

Kochheims Musical-Frischzellen-Kur geht allerdings nur bedingt auf. Durch die Striche sind Dr. Jack "Vic" (im Original. Seward), Arthur Holmwood und Quincey Morris, die unsinnigerweise französisch oder englisch sprechen, zu überflüssigen Randfiguren verkommen. Gesanglich treten sie nur im zurechtgestutzten "In dunkler Nacht" in Erscheinung, das allerdings wie eine Einlage wirkt: Die Protagonisten singen vor einem plötzlich heruntergelassenen schwarzen Vorhang frontal ins Publikum, während Lucy und Renfield als blutbesudelte Zombies von links nach rechts über die Bühne schleichen. Überflüssig wie verstörend.




Mit Ausnahme dieser Szene und der Eröffnungssequenz in Draculas Anwesen findet die restliche Handlung im Haus von Mina und Jonathan statt. Barbara Blochs modernes Luxus-Loft mit Schlafzimmer, Wohnbereich und einer Bar strahlt sowohl Wohlstand aus, wirkt durch die an den kahlen, grauen Beton-Wänden hängenden Voodoo-Masken jedoch auch bedrohlich. Dieses Bühnenbild rotiert fast unablässig auf der Drehbühne, was den Effekt von Kamerafahrten erzeugt. Dies ermöglicht schnelle Szenenwechsel und immer wieder neue Blickwinkel. Ganz besonders gelungen ist dies bei der Jagd auf Dracula durch das gesamte Haus, in dessen Verlauf der Untote seine Verfolger bis auf Professor van Helsing mit einem Gewehr zur Strecke bringt.

Ein Manko der Produktion ist das Philharmonische Orchester Bremerhaven. Dirigent Hartmut Brüsch lässt seine Musiker im Graben so gewaltig durch Wildhorns bombastisch wirkende Partitur schwelgen, dass häufig die Stimmen überdeckt werden und die Textverständlichkeit leidet. Hier sollte die Tonabteilung des Hauses gegensteuern.


© Heiko Sandelmann
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Dabei sind die Darsteller wirklich gut. Maximilian Mann ist ein selbstbewusster Jonathan mit schönem, sicher geführten Tenor, der letztendlich das Aus seiner Beziehung zu Mina (Anna Preckeler) nicht verhindern kann. Ihr sehr zart vorgetragenes Duett "Whitby Bay" ist einer der gesanglichen Höhepunkte der Aufführung. Preckelers schöner Sopran funkelt bis in die Höhen und harmoniert auch ganz vortrefflich mit einem glänzend aufgelegten Christian Alexander Müller. Als innerlich sehr zerrissen wirkender Dracula ist Müller fast ständig auf der Bühne präsent und unterstreicht mit vollem, sehr unangestrengt wirkendem Bariton nicht nur mit "Je länger ich lebe", dass er zur ersten Riege der Musicaldarsteller in Deutschland gehört.

Auch das hauseigene Musiktheater-Ensemble braucht sich nicht zu verstecken. Mit ihrem recht tiefen Mezzo ist Carolin Löffler eine tadellose, fesche Lucy, während Thomas Burger (Renfield) mit seinem Showstopper "Das Lied vom Meister" so richtig abräumt. Beim Song "Roseanne" stört er inszenierungsbedingt völlig unnötig mit quietschendem Filzstift den Gesang von Tobias Haaks, der als Professor van Helsing jedoch zumindest bei seinen anderen Auftritten, wie zum Beispiel im Duett "Zu Ende", seine schöne Stimme gut zur Geltung bringen kann. Unterm Strich ein wirklich toller Cast.

"Dracula" – das ist in Bremerhaven trotz einiger überflüssiger Regie-Mätzchen ein herrlich frisch wirkender Untoter abseits der traditionellen Sichtweisen dieses Wildhorn-Musicals. Wer sich darauf einlässt, der erlebt einen wirklich spannenden, teilweise aber auch recht verstörenden Theaterabend mit Biss.

(Text: kw)



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Kreativteam

InszenierungPhilipp Kochheim
Musikalische LeitungHartmut Brüsch
AusstattungBarbara Bloch


Besetzung

Graf DraculaChristian Alexander Müller
Mina MurrayAnna Preckeler
Jonathan HarkerMaximilian Mann
Thomas Christ
Lucy WestenraCarolin Löffler
RenfieldThomas Burger
Professor van HelsingTobias Haaks
Dr. Jack SewardVikrant Subramanian
Arthur HolmwoodFin Holzwart
Quincey MorrisRóbert Tóth
Opernchor des Stadttheaters Bremerhaven

Philharmonisches Orchester Bremerhaven







Produktionsgalerie (weitere Bilder)

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Zuschauer-Rezensionen

Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.


5 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:


31224
Genial !

07.10.2016 - Dracula, Stadttheater Bremerhaven, 30.09.2016


Nach all den Berichten habe ich dieses Stück mit großer Spannung erwartet.

Die ersten Bilder waren für mich ein Schock, hatte ich doch ein klassisches Stück erwartet.

14 Tage vergingen mit gemischten Gefühlen, bis ich mich entschlossen habe, völlig unvorbereitet in die Vorstellung zu gehen.

Der Tipp, es als ein Schauspiel mit Musik zu betrachten ,war dann doch sehr hilfreich.

Die Grazer Version von Dracula hab ich mir nicht weiter angesehen, eine CD hab ich mal angespielt, aber auch nicht ausführlich gehört.

Rückblickend betrachtet war es das Beste was ich machen konnte.

So bin ich am 30.9.16 zwar mit gemischten Gefühlen, aber ohne große Vorurteile und Erwartungen, in die Vorstellung gegangen.


Ein grandioses Orchester zog mich mit den ersten Tönen in den Bann des Stückes.

Von da an hat mich eine starke Spannung durch die Vorstellung getragen, wie ich sie schon lang im Theater so nicht mehr erlebt habe.

Der erste Akt ging dann für mich auch nicht zu schnell vorbei, viel länger hätte ich die Anspannung auch nicht ertragen.

Manches fand ich im ersten Akt dann auch etwas verwirrend.

Was waren das für viele Menschen auf der Bühne ? Die Untoten ?

Wieso plötzlich Hochzeit ? Und wer mit wem ? Die plötzliche Einspielung von Heavy Metal ?

Aber nie habe ich den Faden der Handlung verloren, später haben wir viel darüber geredet und darüber nachgedacht.

Mittlerweile kann ich mich an manche Dinge im Ablauf nicht mehr so gut erinnern. Zu viel hab ich gelesen über das Stück.

Der zweite Akt war dann deutlich strukturierter, nicht mehr so viele Menschen, eine Szene nach der anderen.


Christian Alexander Müller war für mich ein grandioser Dracula.

Mal böse, sinnlich, erotisch, zweifelnd und stimmlich überwältigend.

Die Rolle ist mit anderen die er gespielt hat absolut nicht vergleichbar, aber für mich war es eine seiner besten Darstellungen.

Maximilian Mann, für viele einer der Besten in dem Stück, konnte mich nicht überzeugen.

Er blieb die meiste Zeit eher farblos. Mit dem Solo „ Frost an einem Sommertag „ hat er mich aber überzeugen können. Auch das Herumwerfen der Gegenstände machte in diesem Zusammenhang Sinn, all seine Wut und Verzweiflung konnte er so zum Ausdruck bringen.

Carolin Löffler bot für mich eine sinnliche Lucy. Drei Heiratsanträge, konnte sich kaum entscheiden, warum da nicht noch ein Abenteuer suchen ? Sie gab sich Dracula bereitwillig hin. Schauspielerisch und stimmlich hat sie mir gut gefallen.

Anna Preckeler, eine kühle selbstverliebte, zweifelnde Mina. Eigentlich ist klar, wie ihr Leben verläuft, Heirat mit Jonathan. Aber plötzlich ist alles anders . Sie verliebt sich in den Falschen, ist zerrissen und verzweifelt. So setzt sie ihrem Leben lieber ein Ende, als eine Entscheidung zu treffen

Sie spielt die Zerrissenheit glaubhaft, ist stimmlich eine Wonne. Toll !

Thomas Burger als Renfield, da gebe ich meinem Mann Recht, etwas weniger irre wäre auch gut gewesen. Aber irgendwie hat er mir so auch gut gefallen, passte gut ins Stück.

Tobias Haaks, Van Helsing, hat mir schauspielerisch nicht so zugesagt, aber seine Stimme ist herausragend. Das Duett mit Dracula war einer der Höhepunkte an diesem Abend.

Das weitere Ensemble war gut besetzt, wobei für mich niemand besonders herausragte.

Das Ende , ja, wie soll man das interpretieren ? Dracula erschießt van Helsing nicht, warum haben wir uns gefragt. Einerseits ist er unsterblich, da macht so ein Schuß ja keinen Sinn. Andererseits würden beide , van Helsing und auch Dracula, ihre Lebensaufgaben verlieren.

Kein Schuß aus der Waffe von Jonathan ? Ist Dracula nun tot ? Warum schießt er nicht ? Da hat die Phantasie keine Grenzen. Für mich lebt Dracula ohnehin weiter, ist er doch unsterblich. Und das Böse existiert immer weiter.


Das Orchester war überragend, leider nicht nur die Qualität sondern auch in der Lautstärke. Viele Liedtexte gingen unter . Aber bei der Qualität und der schönen Musik war es zu verzeihen.


Die Drehbühne und das Bühnenbild waren perfekt.


Voller Begeisterung habe ich die Vorstellung verlassen.
So muss Theater sein ! Gesprächsstoff, polarisieren, aufregend, begeisternd, zum Nachdenken anregend


So etwas schafft keine Stage Produktion.


Jetzt schon kann ich es kaum erwarten, Dracula am 26.11.16 noch einmal anzusehen.

Mit dem im Kopf was ich bereits gesehen habe bin ich bereit für weitere Eindrücke.


Wenn ihr euch das Stück anseht......

vergesst Dracula, es lebe Bremerhaven !

kärntenfan (erste Bewertung)


31219
Schlimm

03.10.2016 - Ich habe mir heute zum 2. (und sicher letzten Mal) den Bremerhavener Dracula angesehen. Nach dem ersten Besuch war ich für mich bezüglich der Inszenierung zu einem sehr negativen Urteil gekommen. Heute wollte ich noch mal schauen, ob ich dabei was übersehen oder vielleicht einfach nur einen emotionslosen Tag hatte. Weder noch, heute hab ich’s noch schlimmer empfunden.

Der erste Akt ist echt noch ok. Man ist zu Beginn in Transsilvanien, Dracula hat kurz Mina am Handy und hört/fühlt meiner Vermutung nach anschließend das Liebesgespräch zwischen Mina und Jonathan mit. Dabei verliebt er sich in Mina. Ziemlich schnell und optisch nicht erkennbar wechselt die Handlung dann nach London. Lucy entscheidet sich im Freundinnen-Gespräch mit Mina, den Heiratsantrag von Arthur anzunehmen, Hochzeiten finden aber nicht statt. Eine illustre Gesellschaft singt zwar den Hochzeits-Song, aber was gefeiert wird, ist nicht erkennbar. Der weitere Verlauf entspricht in reduzierter Form grob dem Original. Das alles geht noch und die Übertragung ins Moderne ist sogar punktuell gelungen. Dracula ist hier mehr der Serienkiller/vergewaltiger als der Vampir. Das kommt ganz gut rüber und wirkt bedrohlich.

Das Grauen kommt im zweiten Akt (bzw. eben gerade nicht). Da bricht alles in sich zusammen, da passt fast nichts mehr. Van Helsing eiert ohne stringente Vorgehensweise herum, eine Jagd auf oder strategische Verfolgung von Dracula gibt es nicht. Es gibt auch keine erkennbare Vernichtung von Lucy. Es stellen sich alle in einer Reihe auf und singen "Untote ergib dich". Dabei laufen Lucy und Renfield, der vorher von Dracula zertreten wurde, vor ihnen von links nach rechts durchs Bild. Sind sie tot oder untot oder Bühnendeko? Man versteht es nicht. Später sitzen sie noch mal in einer Szene als Deko herum. In "Zu Ende" wird Dracula gnädig. Es wird beherzt mit Gewehren herumgeknallt, Arthur, Quincy und John gehen dabei drauf, van Helsing wird von Dracula (zur Abwechslung mal deutlich erkennbar) verschont. Schließlich wird van Helsing ja noch für Minas Hypnose gebraucht. Die hört dann prompt, wie das Wasser rauscht. Warum, bleibt ein Rätsel, denn weder wird Dracula gejagt noch flüchtet er irgendwohin. Alle sind und bleiben am selben Ort. Was hört sie also für ein Wasser? Kurz vor Ende macht sie mit Jonathan Schluss (Gib mich frei! Ok!) und schneidet sich die Pulsadern auf, weil sie Dracula nicht lieben will. Dracula kommt zu ihr, als sie stirbt und vergisst dabei alles um sich herum. Von hinten zielt Jonathan mit einem Gewehr auf ihn und dann ist ohne Schuss Schluss.

Das Problem ist nicht der Transfer ins Moderne, sondern das brutale, teils dilettantische Verhunzen der Basishandlung. Vermutlich hatte man keine Ideen/Kapazitäten/Möglichkeiten, verschiedene Orte/Bilder und aushäusige Ortswechsel und Bewegungen von A nach B darzustellen. Alle Orte haben die gleiche Design-Wohn/Hotelzimmer/Bar-Optik. Per Drehbühne sieht man mal die vordere, mal die seitliche und mal die hintere Kulisse. Kein Schloss, keine Vampirbräute, keine Särge, kein Garten, kein Irrenhaus, kein Stadtleben, kein Friedhof, kein Bahnhof, kein Zugabteil, nur Innenräume wie aus einem modernen Möbelkatalog. Songs, die dazu nicht passen (Für immer jung, Wie wählt man aus, Wenn wir in dunkler Nacht), werden gnadenlos gestrichen. Komisch, dass dabei der Hypnose-Song „überlebt“ hat. Der passt ja auch nicht. Vielleicht gab es eine Vorgabe, mindestens eine Veranstaltungsdauer von zwei Stunden (inkl. Pause und Schlussapplaus!) zu erreichen. Bei noch mehr Streichungen wäre die unterschritten worden.

Fünf Sterne für die, die das Ganze tapfer darbieten: Besetzung und Orchester sind top und einen Besuch Wert! Wenn man die Augen schließt, erinnert man sich daran, dass Dracula eigentlich ein tolles, intensives Musical ist.

zielkreis (4 Bewertungen, ∅ 4 Sterne)


31214
Dracula heute mit Handy und Laptop ?

19.09.2016 - Wir waren bei der Premiere am 17.9. dabei und besser als die Meinung unten von "Cordeliade" kann man es meiner Meinung nicht wiedergeben, was an dieser Inszenierung merkwürdig bis unpassend erscheint. Wirklich schade um die tollen Stimmen, was hätte man mit diesem Potential anfangen können !
Im Vergleich zu den Produktionen in Graz, Pforzheim und Leipzig finde ich die Bremerhavener am wenigsten gelungen. Worin der Sinn besteht, das Ganze in die Neuzeit zu versetzen, erschliesst sich mir nicht. Die durch die schönen Balladen erzeugte Stimmung wird singen in das Handy etc.komplett kaputt gemacht und durch zu viele Kürzungen ist die Handlung nicht mehr schlüssig.
Auch wir gehen in 3 Wochen noch einmal hin, glaube zwar nicht dass an der Inszenierung nachgebessert wird aber der Mut, dieses Stück in Bremerhaven zu zeigen, muss auch honoriert werden.

vampirette-2007 (erste Bewertung)


31210
Dracula als moderner Thriller

19.09.2016 - Ich bin nun nicht der Dracula-Musical-Hardcore Fan ... und auch nicht mit allen Regiearbeiten von Herr Kochheim zufrieden, aber sooo schlecht wie teilweise beschrieben ist diese Inszenierung nun nicht.
Im Original ist Dracula auch ein Serienmörder - oder nicht ?! Und Mina ( sehr gut: Anna Preckeler ! )erkennt, das sie sich in diesen verlieben könnte ( kommt das nicht im Text vor ? ) - und nimmt dann halt 'ne Überdosis. Renfield wurde als Diener bei den Harkers eingeschleußt - wohl von Herrn Dracula.
In dieser Erzählweise wäre es m.E. sogar unlogischer gewesen, die Truppe nach Transsylvanien zurück zu schicken. Selbst in der Anfangsszene geht doch nicht wirklich hervor, wo es eigentlich spielt.
Das Text und Umsetzung nicht immer " passen " hat man auch in diversen Opern - dort sogar noch schlimmer ! Die Sexszenen waren zwar da - aber auch noch im erträglichen Rahmen ! Da gibt es Stücke, die schon unter " Porno " laufen müßten.
Die Darsteller sind klasse - deshalb sollte man sich Dracula in Bremerhaven unbedingt ansehen und -hören und sich dann ein Bild von der Inszenierung machen.


31209
Und dann stirbt Mina an einer Überdosis...WAS?

18.09.2016 - Nachdem wir gelesen hatten, dass Dracula, und auch noch in relativ hochkarätiger Besetzung, bei uns im Stadttheater gespielt werden sollte war klar: Zur Premiere müssen wir hin.
Also Karten gebucht und gefreut wie Ede, dass das Stück endlich wieder so hoch im Norden gespielt wird.

Nun, gestern war es dann so weit. Das Stück begann und schon schnell wurde klar, dass es nicht die gängige Grazer Version war. Stattdessen hatte man das Szenario in die Moderne transportiert. Kann man machen, also weiter...und dann fing die Unverständnis an. Während Maximilian Mann sich ganz gut machte während seines ersten Solos (auch wenn sein ruhiges Sachenweggelege absolut nicht zum Liedinhalt passte), war Draculas erster Auftritt schon etwas...merkwürdig. Gewöhnt an die Grazer Version hatten wir einen alten Dracula erwartet, jedoch blieb Dracula das ganze Stück über unverändert. Erster Song, geniale Stimme, vielleicht etwas unpassend im Kontext, der gespielt wurde, aber ok.
Und dann fing das Chaos an. Es dümpelte so vor sich hin, die neuen, angepassten Liedtexte irritierten schon von anfang an; der an die Moderne "angepasste" Dialog störte sogar aufgrund des fehlenden Flows und der Unnatürlichkeit. Wir waren immer noch verwirrt vom der Modernisierung.
Plötzlich, aus dem Nichts, fing der Draculapart aus "Blut" an und Dracula räkelte sich auf dem im Bett liegenden Jonathan. Soll er machen; meinetwegen.
Trotzdem zog sich dieses Schema des Liederdurchtauschens und Kürzens durch das ganze Stück durch, sodass einfach nichts mehr Sinn machte.
Wieso liebt Dracula aufeinmal Mina nur weil sie einmal "Hallo" am Telefon gesagt hat?
Egal, weiter im Text. Die Szenenbrüche waren brutal und nach einiger Zeit bei Renfield und Dr. Jack wieder, der aus irgendeinem Grund andauernd die Sprache wechselte, fand man sich bei einer etwas fragwürdigen Mina und einer sehr viel fragwürdigeren Lucy wieder, die aus irgendeinem Grund dann Metal hören und dazu abdancen musste. Ab da hat dann gar nichts mehr Sinn ergeben; zuerst wurde "Wie wählt man aus" komplett gestrichen, wie auch der gesamte "Lucy muss sich entscheiden und heiraten"-Subplot, wodurch auch die Charactere um Lucy herum, also Quincey, Arthur und Jack absolut überflüssig wurden und es auch nicht klar war, warum sie noch überhaupt noch bei den Protaginisten herumhüpften. Zwischendurch schlich sich dann aus irgendeinem Grund Dracula in der Raum, warum weiß man nicht, es gab Sexszenen Galore und allgemein blieb nur noch die Frage "Warum?" und ungläubiges Lachen zurück. Das zog sich dann so weiter bis zum Finale des ersten Aktes, das mit einer adaptierten und "Reim dich oder ich fress dich"-Version von "Leb noch einmal" sein Ende fand. Naja. Kann ja nur noch besser werden.
Der zweite Akt schien am Anfang auch der bessere zu sein (mal abgesehen von der E-Gitarre die Konsequent die Punktierungen nicht gespielt hat). Dachten wir. Doch es wurde nur noch verworrender. Anstatt nun in die Heimat zurückzureisen, schien es als fände der gesamte zweite Akt nur in der Wohnung der Harkers statt...und er begann mit "Roseanne". Was soll's nicht unser Lieblingslied und komisch in der Abfolge, but oh, well. Mehr eingekürzte Lieder, Mina und Dracula kamen irgendwie zusammen - warum war nicht klar - und "Zu Ende" stand auf dem Plan. Gut gemacht, auch wenn keiner verstand, warum der Großteil des Liedes daraus bestand, dass man sich mit Gewehren ums Haus herum jagte und Dracula dann 2/3 des Liedes ein Standoff mit van Helsing hatte, bei dem er ihn dann mit einem abgeluchsten Gewehr bedrohte und von Helsing nur mit erhobenen Händen sang. Weiter. Dachten wir. Eine unnötige Zugsequenz (es gab weder Zug, noch reisenden Dracula), Mina trennt sich von Jonathan. Frost an einem Sommertag wird zu "Ich lasse sie frei" - cue Jonathan ab. Mina nimmt vermutlich irgendwelche Medikamente ein - Dracula kommt dazu und sie singen eine gekürzte Spiegelversion des Finales. Mina stirbt. Kann sein, dass Dracula erschossen wird; es war nicht klar. Ein Schuss löste sich jedenfalls nicht.

Verwirrt? So ging es uns auch.

Wenn man der Inszenierung etwas nicht vorwerfen kann, dann sind das zwei Sachen: a) das Bühnenbild b) die Stimmen.

Das sich ständig drehende Bühnenbild und die mehreren Ebenen auf denen gespielt wurde, waren schon irgendwie genial. Vielleicht etwas zu viel Gedrehe und den Bartresen in Renfields Zelle haben wir immer noch nicht verstanden, aber doch ganz nett. Vor allem für ein Stadttheater; eindeutig mehr als erwartet. Auch die Kostüme waren, wenngleich einfach, ok. Alles in allem 2 Sterne halt; passabel/ok.

Die Stimmen wiederum waren wirklich gut. Sei es nun Dracula, gespielt von Christian Alexander Müller, Jonathan, Mina oder Lucy (super genial besetzt mit einem echten Alt) oder auch von Helsing. Das funktionierte alles und klang doch wirklich gut. Ok, manchmal hakte es dann zwischendurch mit Einsätzen und Müller verzögerte so viel, dass er etwas rauskam, aber es war ja auch nur die Premiere. Das wird noch.
Beim Schauspiel allerdings glänzten eigentlich nur Burger als Renfield und Mann als Jonathan. Leider. So schön auch die Stimmen waren, das Schauspiel wirkte teilweise, bedingt auch durch die wirklich schlechten neuen Dialoge, laienhaft oder aber komplett überzogen. Ich erwarte ja nicht, dass ein Dracula mega gut aussieht - aber charismatisch sollte er wenigstens sein. Und Charisma ist nicht, wenn er einfach immer nur in jeder (!) Szene um die Ecke geschlichen kommt. Und wenn man nicht weiß, warum/ob in einer bekannten Dreiecksgeschichte wie "Dracula" Dracula Mina liebt, dann ist etwas faul im Staate Dänemark.
Und leider zog sich das durch die Reihe durch. Das Schauspiel war oft ein kompletter Gegensatz des Gesungenen.

Bleibt noch das Orchester. Auch wenn einige üble Patzer drin waren und es bei der Luftfeuchtigkeit sicher gut gewesen wäre zwischendurch mal wieder zu stimmen, war das alles in allem nicht übel. Und wie gesagt; Premiere! Das gibt sich schon noch, was schief lief.


Insgesamt kann man sagen, dass wir nach Hause gegangen sind und dann erst einmal Dracula getötet haben. As in, das Finale der CD musste es sein. Die Modernisierung an sich stieß schon sauer auf, und dass plotrelevante Lieder wie "Wie sucht man aus" oder aber "Eh du verloren bist" gestrichen wurden, so unnötige wie Roseanne aber drinblieben, und der Rest massiv gekürzt und teilweise sogar gesplittet wurde machte das nicht besser. Die auf Zwang umgedichteten Texte (hors d'oeuvres wie "Wäre ich frei" anstatt "Wär ich der Wind" - es ging dann darum, dass Mina gerne ein Vogel wäre?) zerstörten dann, zusammen mit dem unpassenden Schauspiel,was von der Atmosphäre des Stücks noch übrig war. Es fehlte der rote Faden, die ganze Story machte keinen Sinn mehr, und die minutenlangen Standing Ovations waren für uns unverständlich - gute Stimmen sind nicht alles. Wenn ich gute Stimmen will, dann höre ich mir eine CD an. Atmosphäre kam keine auf und die beste/einzige Chemie hatten tatsächlich Dracula und Lucy und Dracula und Jonathan und das kann's nicht sein.
Fazit: Vielleicht steht Montag in der Zeitung "Geniesteich"; für uns war es eine absolut missglückte Modernisierung. Hätte man wenigstens die Liederreihengfolge gelassen und nicht alles à la Stage eingedampft und eingeschrumpft, sodass der/ein Handlungsstrang wenigstens dagewesen wäre...Wir werden es uns trotzdem in ein paar Wochen noch einmal anschauen - vielleicht ändert sich ja bis dahin irgendwas. Höhepunkt des Abends: Jonathan und stimmlich "Zu Ende" sowie Teile der Dracula Soli auf stimmlicher Ebene. Sehr schade - hat viel Potenzial, aber man hat auf Krampf versucht alles davon wegzuschließen.

Für Leute, die Dracula nicht kennen absolut uninteressant, da es selbst mit Kenntnis der Buch, St. Gallener, Grazer und Broadway Versionen fast unmöglich ist dem Plot zu folgen.
Für Leute, die Dracula kennen ebenso uninteressant; es sei denn, man mag es ein Musical wie eine Wundertüte zu sehen.
Für Leute, die vielleicht Kinder mitnehmen wollten, absolut ungeeignet. Die Menge an Sexszenen (und ich meine nicht die "normalen" Bluttrinkszenen, sondern the real doin' the dirty) im ersten Akt ist schon auffällig; es wird viel getrunken, geraucht, Charaktere sprechen teilweise ausschließlich Englisch bzw. Französisch...

Man wird sehen, wie sich alles entwickelt. Hoffentlich wird sich das noch verbessern!

Cordeliade (4 Bewertungen, ∅ 3.3 Sterne)


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Inszenierung

Musik

Besetzung

Ausstattung

Mutig: Dracula 2016 ist ein aufs Wesentliche reduziertes Hipster-Drama (Inszenierung: Philipp Kochheim) im Voodoo-Loft (Ausstattung: Barbara Bloch) mit einem fantastischen Cast und einem oft zu lauten Orchester.

30.09.2016

 Leserbewertung
(5 Leser)


Ø 2.80 Sterne

 Termine

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