© Dominik Lapp
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Saturday Night Fever (2016)
Freilichtspiele, Tecklenburg

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“Saturday Night Fever” unter Regie von Ulrich Wiggers und Choreographie von Hakan T. Aslan verspricht mit einer bekannten Cast ein buntes 70er Jahre Disco-Feuerwerk. Dieses verpufft jedoch fast komplett in einer unstimmigen Inszenierung, die hinter den Erwartungen weit zurückbleibt.

Wer eine genaue Adaption der Bühnenversion von “Saturday Night Fever” aus London oder Köln erwartet, wird schnell enttäuscht. Wiggers verlegt die bekannte Story des Films mit John Travolta in das New York der Neuzeit. An sich ein geschickter Schachzug, sind doch die angesprochenen Themen wie Beziehungsprobleme, Arbeitslosigkeit und Familientragödien auch weiterhin aktuell. Leider wird die Zeitreise nicht in allen Aspekten aufgegriffen: So sind die Kulissen eindeutig nicht aus dem modernen Brookyln (z.B. die Wohnung der Maneros entstammt offensichtlich den 50ern), und auch das Styling der Charaktere (Kostüme: Karin Alberti) ist eher eine bunte Mischung aus Vintagelook und Szenefreaks aller Jahrzehnte. Man gewöhnt sich nach einiger Zeit allerdings auch daran und schaut nur kurz irritiert, wenn der große Tanzwettbewerb plötzlich als 70er Jahre Mottoparty deklariert wird und die Charaktere sich kostümtechnisch nicht stark verändern.

Gar nicht gelungen ist der Transfer der Dialoge in die moderne Zeit. Einige Schimpfworte und Kraftausdrücke scheinen auch für das New York von heute sehr weit hergeholt und der Fantasie des Regisseurs entsprungen oder alternativ sehr schlecht ins Deutsche übertragen zu sein. Mancher Zuschauer zuckt hier schon ein wenig zusammen. Auch die Erwähnung von Alexander Klaws’ diversen Theater- und Fernsehauftritten erzeugt eher ein genervtes Stirnrunzeln als Gelächter, passen “Tarzan” und “Let’s Dance” einfach nicht zur Show.

Die Hits der Bee Gees sind dem größten Teil der Zuschauer hinlänglich bekannt, die Adaption in Tecklenburg gerät jedoch zeitweilig zum Ratespiel. Kommt der große Chor der Tecklenburger Freilichtspiele zum Einsatz, verändern sich Tempo und Stil so stark, dass der jeweilige Song mitunter nicht mehr zu erkennen ist. Wirklich schade, denn gerade die Musik macht ein Kultstück wie “Saturday Night Fever” aus. Hier wäre es eine Überlegung wert gewesen, wie auch in anderen Jahren zuvor den Chor gerade bei Tanzstücken weniger stark einzusetzen, um den Charakter der Songs nicht zu zerstören.

Die Choreographien von Hakan T. Aslan sind schwungvoll und völlig neu konzipiert. Das talentierte Ensemble überzeugt mit Spass an der Show und starken Leistungen. Hier seien namentlich vor allem Karim Ben Mansur (Double J) und Andrea Luca Cotti (Joey) erwähnt, die nicht nur in ihren Rollen, sondern auch in den Ensembletanzszenen die Augen des Publikums anziehen. Kennt man “Saturday Night Fever” schon vom Film oder der Bühne, vermisst man aber vor allem die weltbekannten Schrittfolgen und Posen des Tony Manero. Diese wurden in Tecklenburg noch nicht einmal kurz angedeutet. Auch scheint es, dass manche Tanzsoli des Ensembles stark gekürzt wurden (beim Wettbewerb werden üblicherweise mindestens 2 gegnerische Tänze von Tony und Stephanie ausgetanzt). Das Tanzspektakel bleibt so etwas hinter den Erwartungen zurück, doch zumindest Christian Schöne als DJ Monty reisst das Ruder herum. Er verbreitet durch starke Stimme und Bühnenpräsenz doch den Spass an der glitzernden Discoszene der späten 70er Jahre und lässt die Füsse mitwippen.

Die Besetzung der Hauptrollen ist jedoch der fraglichste Faktor in diesem Jahr. Überzeugt Thomas Hohler als verzweifelter Bobby C mit gekonntem Schauspiel, gutem Tanz und vor allem einer großartigen Stimme, hakt es bei Alexander Klaws (Tony Manero), Nadja Scheiwiller (Stephanie Mangano) und Lisa Kolada (Annette) im Gesamtpaket. Scheiwiller tanzt ihre Parts mehr als überzeugend, wirkt bei Schauspiel und Gesang jedoch recht hölzern und stimmlich schwach. Lisa Kolada bleibt in ihrer Rolle der Anette schlicht blass und unauffällig – so unauffällig, dass man sich noch nicht einmal fragt, warum Tony bei ihr so abweisend reagiert. Auch Alexander Klaws ist in diesem Jahr leider nicht die überzeugende Besetzung für die Hauptrolle. Gesanglich gut, tänzerisch solide, jedoch nicht herausragend, ist sein Schauspiel das große Manko des Abends. Sein Hang zum Over-Acting ist befremdlich; so wird jeder Satz mit großen Gesten unterstrichen, geschrien wo es auch energisch gereicht hätte und auch die Mimik wirkt oft zu übertrieben. Da hätte man sich inzwischen doch mehr Routine erhofft, auch wenn “Saturday Night Fever” sicher nicht zu den anspruchsvollsten Stücken gehört.

Letztendlich retten den Abend das starke Ensemble und die kleine Auswahl an Melodien der Bee Gees, die nicht für die Tecklenburger Version neu arrangiert wurden.

 
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KREATIVTEAM
RegieUlrich Wiggers
Musikalische LeitungKlaus Hillebrecht
ChoreografieHakan T. Aslan
BühneSusanna Buller
KostümeKarin Alberti
 
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CAST (AKTUELL)
Tony ManeroAlexander Klaws
StephanieNadja Scheiwiller
AnnetteLisa Kolada
Bobby CThomas Hohler
Double JKarim Ben Mansur
JoeyAndrea Luca Cotti
Monty / ClubsängerChristian Schöne
Frank Manero jun.Mathias Meffert
Flo ManeroAnne Welte
Frank Manero sen.Gernot Schmidt
FuscoThomas Schirano
EnsembleJuliane Bischoff
Sophie Blümel
Anna Carina Buchegger
Joyce Diedrich
Jennifer Kohl
Marthe Römer
Marta Di Giulio
Luisa Mancarella
Céline Vogt
Sebastian Brandmeir
Jan Altenbockum
Zoltan Fekete
Marco Herse Foti
Andrew Hill
Fin Holzwart
Luciano Mercoli
Wolfgang Postlbauer
  
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 22.07.2016 20:00Freilichtspiele, TecklenburgPremiere
Sa, 23.07.2016 20:00Freilichtspiele, Tecklenburg
So, 24.07.2016 19:00Freilichtspiele, Tecklenburg
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