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 Komödie
Non(n)sens (2015-17) I've got the spirit now
© Karl-Bernd Karwasz
© Karl-Bernd Karwasz
Das erste Musical aus Dan Goggins' Nonnen-Franchise kommt als verkleinerte Wiederaufnahme des Jungen Staatsmusicals zurück auf die Wiesbadener Bühne. Wer im Theater feinen Humor und ausgefeilte Charakterdarstellungen mag, sollte darum einen großen Bogen machen. Wer aber fünf Vollblutkomödiantinnen sehen will, die sich für keine Grimasse und keinen noch so flachen Gag zu schade sind, aber die kleine Bühne mit Energie und Spaß füllen, der ist hier richtig.
(Text: Ingo Göllner) Premiere: | | 25.09.2015 | Rezensierte Vorstellung: | | 25.09.2015 | Letzte bekannte Aufführung: | | 23.06.2017 |
Singende und tanzende Nonnen in einer für sie ungewöhnlichen Umgebung ziehen immer. Vielleicht ist das der Grund, warum Iris Limbarth ihre Inszenierung von 2007 jetzt aus der Wartburg in die kleinste Spielstätte des Hessischen Staatstheaters, das Studio, transferiert. Die Band wurde auf einen Pianisten eingedampft, Choreographie und Gänge mussten angepasst werden. Das Stück braucht keine große Bühne, es funktioniert auch auf kleinstem Raum.
Dan Goggins verpackt seine dünne Geschichte – die "Kleinen Schwestern von Hoboken" wollen mit dieser Show Geld sammeln, um ihre toten Mitschwestern zu beerdigen, die einer Fischvergiftung zum Opfer gefallen sind – in abwechslungsreiche Songs. Die Songtexte haben den Wortwitz, den man in den Spielszenen schmerzlich vermisst. Da ist man sich für keinen noch so alten Kalauer zu schade, kokettiert aber augenzwinkernd damit, dass man sich immerhin Pinguin-Witze verkniffen hätte. Diese Nummernrevue bietet den Darstellerinnen keine Chance, große Schauspielkunst zu zeigen. Hier geht es darum, in hohem Tempo Pointen zu servieren, zu singen und im Habit die Beine zu werfen, was bestimmt ordentlich anstrengend ist. So gesehen ist Limbarths Inszenierung nur konsequent: große Gesten, übertriebene Mimik, verstellte Stimmen, hektisches Hin-und-Her – das passt zum Stück.
Große Ausstattung ist bei "Non(n)sens" nicht nötig. Das Bühnenbild ist zweckmäßig mit einem Sofa und einer Bar, die auf ein eher zwielichtiges Etablissement schließen lässt, ausgestattet. Im Hintergrund ein Glitzervorhang und ein Showtreppchen, das für einen großen Auftritt eben mehrfach heruntergelaufen wird. Hier tummeln sich die fünf gut aufgelegten Darstellerinnen, allesamt etablierte Mitglieder des Jungen Staatsmusicals. Sie harmonieren als Gruppe, aber jede für sich kann kleine Highlights setzen.
Kathrin Pattensen tanzt als Schwester Maria Leo, die so gern die erste Nonnen-Ballerina wäre, einen hinreißenden "Nonnen-See". Schwester Robert Anne (Nina Links) leidet darunter, nur die Zweitbesetzung zu sein, und drängt sich immer wieder in die Show. Bei "Ich will ein Star sein" schafft sie einen überraschend emotionalen Moment. Mit dauerhaft entrücktem Lächeln und gutem Gespür für Pointen spielt Anna Heldmaier Schwester Maria Amnesia und schafft mit Leichtigkeit die Koloraturen und hohen Töne in "Eine Nonne willst du sein".
In der Rolle der Mutter Oberin Schwester Maria Regina glänzt einmal mehr die Allzweckwaffe des Jungen Staatsmusicals Felicitas Geipel mit gnadenlos überzogener Mimik, starker Präsenz und einer extrem lustigen Szene nachdem sie Haschkekse gegessen hat. Es wird ohne Mikrofone gesungen - das wird Christina Rauschnabel (Schwester Maria Hubert) zum Verhängnis. Sie ist deutlich leiser als ihre Mitschwestern. Ihre Stimme mit dem jazzigen Timbre klingt noch dazu etwas gehemmt, als könne sie sich nicht richtig entfalten.
Musikalisch begleitet werden die Nonnen von "Bruder Bandleader" Michael Geyer am Klavier. Die musikalisch abgespeckte Version passt sehr gut in das kleine Theater. Nur bei "Auf dem Weg nach Nashville" will keine rechte Country-Stimmung aufkommen. Das kann ein Klavier einfach nicht.
Das Publikum ist begeistert von diesem grob-humoristischen, aber dank des Ensembles sehr kurzweiligen Abend.
(Text: Ingo Göllner)

Kreativteam
Besetzung
Produktionsgalerie (weitere Bilder)
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 1 Zuschauer hat eine Wertung abgegeben:

    31262 Nonnen mit Hasch und Witze mit Bart
18.11.2016 - Über dreißig Jahre hat der Nonnen-Klamauk von Dan Goggin jetzt schon auf dem Buckel.
Schon damals hatte das humoristische Rohmaterial nicht viel mehr als Schenkelklopfer-Format. Heute wirkt vieles davon abgestanden, altbacken und bemüht.
Leider ist der ansonsten immer sehr kreativen Choreografin und Regisseurin Iris Limbarth auch nicht viel eingefallen, um bei der szenischen Umsetzung das Tempo zu steigern und den Spass-Faktor anzuheben. So hat dann dieser Abend seine Längen und seine Tücken.
Auf der Habenseite sind dann die fünf Schwestern, die sich alle Mühe geben und an dem trockenen, spröden Rohmaterial abarbeiten.
Stimmlich sind alle bestens disponiert. Das kann die belanglos, gefälligen Kompositionen von Dan Goggin aber auch nur bedingt aufwerten.
Schauspielerisch sind die Talente nicht ganz so gleichmäßig verteilt.
Um aus diesem verstaubten Klamauk noch einen Lacher heraus zu kitzeln, bedarf es versierter Komödianten mit großer Bühnenpräsenz und perfektem Comedy Timing. Am besten können noch (die wie immer wunderbare) Felicitas Geipel als überdrehte Mutter Oberin und Anna Heldmaier als kieksige Schwester Amnesia mit herrlich verkrampfter Mimik und Körpersprache dieser schwierigen Aufgabe gerecht werden.
Am Ende gab es dann lautstarken Applaus für die engagierten und sympathischen Schwestern, wohl weniger für das angegraute Stück.

kevin (202 Bewertungen, ∅ 3.4 Sterne) 
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| Handlung | Eine vergiftete Fischsuppe hat die meisten Schwestern einen Ordens dahingerafft. mehr Um Geld für die Beerdigung zu sammeln, begeben sich die verbleibenden Nonnen auf ungewohntes Terrain: auf die Showbühne.
| Weitere Infos | Dan Goggin hat zu seinen witzigen Texten eine flotte und eingängige Musik komponiert, die vom Choral über Musical-Showstopper und Country-Song reicht, bevor sie in einem furiosen Gospel-Finale gipfelt. 1985 Off-Broadway uraufgeführt, galt die schrägen Nonnen-Revue anfangs als gewagt. Inzwischen gehört sie weltweit in vielen Unterhaltungstheatern zum Standard-Repertoire.
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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