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 Kriminalkomödie
Der Raub der Mona Lisa Wo ist die Frau in Öl?
© Jörn Hartmann
© Jörn Hartmann
Die auf einer wahren Begebenheit beruhende Doku-Musical-Uraufführung über den Raub eines der bekanntesten Ölgemälde der Welt unterhält prächtig. Daumen hoch auch für die Ausstattung und das Darstellerquartett.
(Text: Kai Wulfes) Premiere: | | 28.08.2015 | Rezensierte Vorstellung: | | 28.08.2015 | Letzte bekannte Aufführung: | | 26.06.2016 |
Ihr Lächeln ist geheimnisvoll und um ihre Identität ranken sich viele Mythen: Leonardo da Vincis "Mona Lisa" fasziniert die Menschheit; Heerscharen von Bewunderern pilgern seit 1804 wegen ihr in den Pariser Louvre. Dort verschwand das in Frankreich "La Joconde" genannte Gemälde plötzlich am 21. August 1911. Wer hat es abgehängt und wo war es geblieben? Zwei Jahre lang heizte die Presse den Fall mit immer neuen Schlagzeilen über plötzlich auftauchende Fälschungen, dubiose Verdächtige und obskure Verschwörungstheorien an. Auch nach der Festnahme des Diebes, der selbst zum Medienstar wurde, bleiben die Hintergründe der Tat bis heute zum Teil ein Mysterium.
Ausreichend Stoff für ein griffig-unterhaltsames Doku-Musical! Im mit Hilfe von rollbaren Gemäldegalerie-Wänden schnell wandelbaren Bühnenbild von Norman Zechowski lässt Autor und Regisseur Klaus Seiffert die Titelfigur gleich zu Beginn durch einen optischen Trick aus ihrem Bild herauszutreten: In an das Original angelehnter Pose, Robe (Kostümbild: Wiebke Horn) und Maske (Erika Sternberg) führt die Mona Lisa höchstpersönlich durch die Handlung und kommentiert zum Beispiel die auftauchenden Indizien und Spuren im Kriminalfall mit "heiß-heiß"-, "kalt-heiß"- oder "kalt-kalt"-Melodienbögen. Diese sind allerdings nur für das Publikum wahrnehmbar - ein wirklich gelungener dramaturgischer Kniff, der so Mona Lisa im Stück präsent macht. Mit Katharina Abt (alternierend: Katharina Hierl) steht eine junge Darstellerin auf der Bühne, die der zentralen Figur mit zartem Sopran in ihren Soli "Wer ist wohl die berühmteste Frau der Welt?" und "Wer bin ich?" eine gehörige Portion Mystik verleiht.
© Jörn Hartmann
© Jörn Hartmann
Ihr im Stück glühendster Verehrer, Polizeichef Louis Lépine, macht Mona Lisa vor ihrem Verschwinden regelmäßig mit einem Blumengruß seine Aufwartung ("Jeden Sonntag komme ich hierher"). Kein Wunder, dass er nach dem Raub an der sich über zwei lange Jahre hinziehenden Verbrecherjagd fast psychisch zerbricht. Erwin Bruhn, der wie seine Darstellerkollegen zusätzlich in einer Vielzahl weiterer Charaktere auf der Bühne steht, spielt den obersten Verbrecherjäger hingebungsvoll und formt ihn schließlich zu einem bedauernswerten Charakter, der nach Wiederauffinden des Idols in Öl nur noch ein erlösendes "Sie lebt!" anstimmen kann. Ein Portrait, das unter die Haut geht!
Doch auch die beiden anderen Cast-Mitglieder brauchen sich nicht zu verstecken: Roland Avenard macht jeden seiner Auftritte in verschiedensten Masken und Kostümen zu einem oft komischen Erlebnis. Er gefällt als übertrieben tuntiger Kaufhauskassierer ebenso wie als von den Museumsbesuchern entnervter Louvre-Wächter oder als geschäftstüchtiger Galerist. Mit kräftigem Pop-Tenor, der aus der sauberen Kopfstimme bis in eine satte Tiefe gleiten kann, ist Janko Danailow (alternierend: Michael Chadim) ein glühender italienischer Nationalist ("Viva Italia!"), bedient aber auch locker unterschiedlichste Rollenportraits wie den linkischen Pablo Picasso oder den Sensationsreporter Karl Decker. Hinter überdimensionalen Zeitungs-Collagen posaunen Abt, Bruhn, Avenard und Danailow als Pressestimmen in ihren "Sensation"-Quartetten immer wieder neue Schlagzeilen heraus und beweisen so, dass sie auch gemeinsam im Gesang harmonieren.
Matthias Binner, Komponist und musikalische Leiter des Mona-Lisa-Musicals, wird ebenfalls aktiv ins Geschehen eingebunden. In der ersten Reihe im Zuschauerraum sitzend, springt er immer wieder von seinem Keyboard auf und ist mit dem Rücken zum Publikum Stichwortgeber in Episodenrollen. Seine Musikschöpfungen sind teils dem klassischen Kunstlied à la Franz Schubert verpflichtet, perlen aber auch richtig Musical-like wie beim finalen Showstopper-Ohrwurm "Bleibt geheimnisvoll".
Kein Geheimnis sollte allerdings bleiben, dass Klaus Seiffert und Matthias Binner mit ihrer Uraufführung ein rundes, sehr sehens- und hörenwertes Kammer-Musical gelungen ist, das sein Weg auch auf andere Bühnen finden sollte.
(Text: kw) 
Kreativteam
Besetzung
| Mona Lisa, Pressestimme, Richter, Putzfrau im Louvre | | Katharina Abt Katharina Beatrice Hierl
| | | Louis Lépine (Polizeichef), Fotograf, Pressestimme, Prof. Pineau (Psychiater), Giovanni Poggi (Direktor der Uffizien), \"Marques\" de Valfierno (Krimineller), Wächter im Louvre | | Erwin Bruhn
| | | Louis Béroud (Kopist), George Bénédite (stellvertretender Museumsdirektor), M. David (Museumswächter), Pressestimme, Vincenzo Peruggia (Glaser), Pablo Picasso (Maler), Karl Decker (Reporter) | | Janko Danailow Michael Chadim
| | | Maximilien Alphonse Paupardin (Museumswärter), Gendarm, Pressestimme, J. P. Morgan (Milliardär), Alphonse Bertillon (Chef des Erkennungsdienstes), Philippe Sauvert (Klempner), Fernand Bouquet (Kaufhauskassierer), Guillaume Apollinaire (Schriftsteller), Alfredo Geri (Galerist), Staatsanwalt | | Roland Avenard
| | | Gendarm, Hotelportier, Dr. Amaldi (Psychiater) und am Piano | | Matthias Binner
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Produktionsgalerie (weitere Bilder)
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 1 Zuschauer hat eine Wertung abgegeben:

    30876 Ein Reigen einer unglaublichen Geschichte, Erzählung
10.09.2015 - Mit Katharina Abt ( alternierend Katharina Hierl)steht eine faszinierende junge Darstellerin auf der Bühne, die der zentralen Figur mit unglaublich hervorragendem, warmen Sopran in ihren Soli "Wer ist wohl die berühmteste Frau der Welt?" und "Wer bin ich?" eine gehörige Portion Mystik verleiht. Sie spielt die Figur nicht nur hervorragend, sondern sieht Mona Lisa auch noch unglaublich ähnlich. Eine hervorragende Besetzung in unserem kleinen Theater .
Roland Avenard macht jeden seiner Auftritte in verschiedensten Masken und Kostümen zu einem oft komischen Erlebnis. Er gefällt als übertrieben tuntiger Kaufhauskassierer ebenso wie als von den Museumsbesuchern entnervter Louvre-Wächter oder als geschäftstüchtiger Galerist. Mit kräftigem Pop-Tenor, der aus der sauberen Kopfstimme bis in eine satte Tiefe gleiten kann, ist Janko Danailow (alternierend: Michael Chadim) ein glühender italienischer Nationalist ("Viva Italia!"), bedient aber auch locker unterschiedlichste Rollenportraits wie den linkischen Pablo Picasso oder den Sensationsreporter Karl Decker. Hinter überdimensionalen Zeitungs-Collagen posaunen Abt, Bruhn, Avenard und Danailow als Pressestimmen in ihren "Sensation"-Quartetten immer wieder neue Schlagzeilen heraus und beweisen so, dass sie auch gemeinsam im Gesang harmonieren.
Ines

Inesrab (erste Bewertung)

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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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