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 Drama
The Life Check it out!
© Martin Kaufhold
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Das selten gespielte Musical "The Life" mit all seinen Prostituierten und Zuhältern wird vom English Theatre Frankfurt knallbunt auf die Bühne gebracht. Die Inszenierung und besonders das innovative Beleuchtungs- und Bühnenkonzept überzeugen im Großen und Ganzen, während Cy Colemans Musik und das aus diversen anderen Musicals "geklaut" wirkende Buch recht austauschbar und nicht nachhaltig berührend daherkommen. Auch das überzeugende Ensemble kann da nicht vor Längen bewahren.
(Text: Jens Alsbach) Premiere: | | 07.11.2015 | Rezensierte Vorstellung: | | 07.11.2015 | Dernière: | | 14.02.2016 |
"The Life" handelt von Queen, einer Prostituierten in den Straßen New York Citys. Ihr Mann Fleetwood missbraucht heimlich ihre gemeinsamen Ersparnisse für seinen Drogenkonsum und betrügt sie mit der jungen Prostituierten Mary. Enttäuscht verlässt sie ihn und lässt sich mit dem Zuhälter Memphis ein, der sie jedoch ebenfalls nur erniedrigt und für seine Zwecke ausnutzt. In die Enge getrieben, scheint die einzige Möglichkeit, die Stadt gemeinsam mit ihrer Freundin Sonja zu verlassen. Diese Idee führt jedoch zur finalen Katastrophe.
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Der Times Square vor rund dreißig Jahren - verrucht, frivol, anrüchig. Ryan McBrydes Inszenierung von Cy Colemans Musical stellt die 80er mit sehr viel Neonlicht in einer modernen Inszenierung dar. Das gefällt und ist im ersten Akt durchaus spannend anzusehen, denn pausenlos wechseln die Lichtvariationen, werden Bühnenteile verschoben, wird mit Farben gespielt. So entstehen auf einfache Weise immer neue Räume, wie eine Bar, die Innenansicht einer Wohnung oder das Exterieur des Bordells auf dem Times Square. Oftmals werden die Zuschauer nahezu vom Licht geblendet, so intensiv ist die Wirkung der Neonbeleuchtung von Lichtdesigner Ben Cracknell. Leider verliert sich die Varianz im zweiten Akt, da - bis auf die Inszenierung des Hookers’ Ball - nicht viel Neues dazu kommt und die beweglichen Elemente ein wenig zu häufig rotieren. Dennoch ist dieser moderne Ansatz ein Gewinn für die Show und lässt sie aktuell und poppig wirken.
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Leider lässt das Buch von David Newman solche Ansätze vermissen. Die Geschichte plätschert dahin, die Figuren bleiben recht unausgereift und verleiten nicht dazu, mit ihnen zu fühlen. Mary - die Prostituierte, die von Fleetwood als neues Zugpferd angeheuert wird - bleibt beispielsweise durchwegs blass, was nicht an der Darstellung von Hannah Cadec liegt, sondern schlichtweg an der fehlenden Tiefe der Rolle. Auch die Beweggründe der Hauptfiguren, wie etwa Queens Zuneigung zu Memphis, werden oft nur touchiert und bleiben schwer nachvollziehbar. So entstehen besonders im zweiten Akt Längen, die keinerlei Fortführung der Geschichte erkennen lassen und bisweilen recht zäh sind. Zudem wirken viele Ideen der Story so, als seien sie aus anderen Musicals übernommen worden - so fühlt man sich beispielsweise zu Beginn musikalisch und choreografisch an "Chicago", "Fosse" und "Sweet Charity" erinnert.
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Die Inszenierung von Ryan McBryde holt sowohl musikalisch als auch inhaltlich alles aus der Geschichte heraus, was es herauszuholen gibt. Seine Regiearbeit konzentriert sich auf die Hauptfiguren und lässt die Probleme im Prostituiertenmilieu plastisch werden. Unterstützt wird er von der platzbedingt recht einfach gestalteten Choreografie von Gary Lloyd, die mit witzigen Ideen wie beispielsweise tanzenden "People Magazines" unterhält und sich nahtlos in die bunte Inszenierung einfügt.
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Kostüme und Bühnenbild von Tim McQuillen sind schlicht und eher dunkel gehalten, im zweiten Akt darf der Kostümbildner jedoch aus dem Vollen schöpfen und lässt die Darsteller beim Hookers’ Ball in quietschbunter Kleidung auftreten, die dann doch selbst für die 80er-Jahre etwas zu schrill und ausgefallen geraten ist und eher an Manga-Comics erinnert. Die aus verschiebbaren Wänden inklusive der erwähnten Neonbeleuchtung bestehende Bühne ist einfach, jedoch effektvoll. Meist laufen Szenenwechsel reibungslos, nur selten entstehen Verzögerungen, in denen die Darsteller oder Bühnenarbeiter die Kulissenteile händisch bewegen müssen.
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Besetzungstechnisch gibt es auch in dieser Inszenierung des English Theatre durchweg Positives zu vermelden. Die beiden Leading Ladys Queen und Sonja werden durch Ngozi Ugoh und Claudia Kariuki würdig dargestellt. Gelegentlich wünscht man sich bei Ugoh noch ein wenig mehr Schmerz und Kraft in der Stimme - ihre Queenie bleibt sehr zurückhaltend, wirkt jedoch nicht minder glaubwürdig. Besonders überzeugend gelingt den beiden Damen das berührende Duett "My Friend" zum Ende der Show, in dem sie gefühlvoll ihre Stimmen erheben. Im Ensemble fällt besonders Samson Ajewole positiv auf, der mit seiner Darstellung von Queens Partner Fleetwood ein hervorragendes Rollenporträt abliefert. Ebenso weiß Tom Andrew Hargreaves als Zuhälter Jojo in "Use What You Got" mit starker Stimme und glaubhafter Darstellung zu überzeugen.
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Das English Theatre Frankfurt beweist mit "The Life" erneut, dass es ein Händchen für clevere Inszenierungen hat und besetzungstechnisch auf hohem Niveau arbeitet. Ob das recht schwache Stück aber längerfristig den Nerv des Publikums trifft, wird sich weisen.
(Text: Jens Alsbach)

Kreativteam
Besetzung
Zuschauer-Rezensionen
Die hier wiedergegebenen Bewertungen sind Meinungen einzelner Zuschauer und entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der Musicalzentrale.
 2 Zuschauer haben eine Wertung abgegeben:

    30951 Pillepalle-Geschichte mit toller Besetzung
14.12.2015 - Die Geschichte ist vorhersehbar, die Songs sind für die Entstehungszeit (1997) musikalisch manchmal etwas altbacken, aber die szenische Umsetzung und die tolle Besetzung machen den Besuch lohnenswert.

bernstein (29 Bewertungen, ∅ 3.6 Sterne)
    30944 That's Life
10.12.2015 - Cy Colemans selten gespieltes THE LIFE wurde von Ryan Mc Bryde (wem auch sonst?) im English Theatre Frankfurt inszeniert.
Fast kommt einem das Stück ein wenig wie SWEET CHARITY Reloaded vor.
Doch was in den Sechzigern noch etwas romantisiert und weichgespült daher kam, wirkt in den Achtzigern (Handlungszeit!) drastischer, bitterer, ehrlicher.
In den dramatischen Momenten des Stücks funktioniert dies bestens.
In den humorvollen Szenen (auch die gibt es), wäre es glaubwürdiger, wenn der Grundton ebenfalls etwas härter, rauer, sarkastischer wäre.
Cy Coleman hat eine punktgenau, großartige Musik geschrieben, die Charaktere und Szenen passgenau beschreibt. Schwarze Musikstile wie Jazz, Soul und Gospel dominieren.
Bühnenbild und Lichtdesign sind im Prinzip großartig und aufwändig gelöst worden. Mir persönlich kam das optische Konzept allerdings etwas kühl und chic vor, wo es eigentlich morbid und elend sein sollte.
Gleiches könnte man über Kostüme, Perücken, Makeup sagen.
THE LIFE ist ein Ensemble Stück.
Und die einzelnen Mitglieder sind ausnahmslos großartig.
Herausragen kann dabei noch Claudia Kariuki als Sonja.
Sie lotet schauspielerisch und gesanglich jede Facette dieser tragisch komischen Rolle aus und wird zu recht lautstark vom Publikum gefeiert.
THE LIFE in Frankfurt:
starke Darsteller, starke Musik, starkes Stück!
Interessant und sehenswert!

kevin (205 Bewertungen, ∅ 3.3 Sterne) 
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| Handlung | Das Stück, angesiedelt Anfang der 80er Jahre im Bereich um den Times Square, erzählt die Geschichte von Queen, die im ältesten Gewerbe der Welt tätig ist. mehr Von den Ersparnissen möchte sie endlich mit ihren Freund und Zuhälter Fleet New York und das Rotlichtmilieu verlassen. Als Fleet die blonde, junge Mary in seinen Stall aufnimmt und Queen von ihrem neuen Zuhälter Memphis verprügelt wird, verliert sie scheinbar die letzten Illusionen. Nach einem finalen Showdown zwischen den Zuhältern kann Queen mit Hilfe ihrer Freundin Sonja das New Yorker Straßenleben verlassen.
| Weitere Infos | Das Musical von Cy Coleman feierte am 26.04.1997 am Broadway Premiere, in einer Zeit in der der Times Square längst vom Rotlichtmilieu gesäubert wurde und als sicheres und sauberes Touristenziel erschien.
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Die Kriterien für unsere Kurzbewertungen (Stand: Dezember 2014)
Buch*: Ist die Handlung in sich schlüssig? Kann die Story begeistern? Bleibt der Spannungsbogen erhalten oder kommt Langeweile auf?
NICHT: Besonderheiten der konkreten Inszenierung des Theaters.
Kompositionen*: Fügen die Kompositionen sich gut in das Stück ein? Haben die Songs Ohrwurmcharakter? Passen die gewählten Texte auf die Musik? Transportieren Text und Musik die selbe Botschaft?
NICHT: Orchestrierung, Verständlichkeit des Gesangs der Darsteller in der aktuellen Inszenierung.
* werden nur bei neuartigen Produktionen (z.B. Premiere, deutsche Erstaufführung usw.) vergeben
Inszenierung: Wie gut wurde das Stück auf die Bühne gebracht? Stimmen die Bilder und Charaktere? Bringt der Regisseur originelle neue Ansätze ein?
NICHT: Wie gut ist die Handlung des Stücks an sich oder die mögliche Übersetzung?
Musik: Kann die musikalische Umsetzung überzeugen? Gibt es interessante Arrangements? Ist die Orchesterbegleitung rundum stimmig? Muss man bei Akustik oder Tontechnik Abstriche machen?
NICHT: Sind die Kompositionen eingängig und abwechslungsreich? Gibt es Ohrwürmer? Gefällt der Musikstil?
Besetzung: Bringen die Darsteller die Figuren glaubwürdig auf die Bühne? Stimmen Handwerk (Gesang, Tanz, Schauspiel) und Engagement? Macht es Spaß, den Akteuren zuzuschauen und zuzuhören?
NICHT: Sind bekannte Namen in der Cast zu finden?
Ausstattung: Setzt die Ausstattung (Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign etc.) die Handlung ansprechend in Szene? Wurden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten optimal genutzt? Bieten Bühne und Kostüme etwas fürs Auge und passen sie zur Inszenierung?
NICHT: Je bunter und opulenter ausgestattet, desto mehr Sterne.
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Leider keine aktuellen Aufführungstermine. |
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